Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella beauftragte den ehemaligen Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, mit der Bildung einer Regierung. "Das ist ein erfahrender Macher, ein großartiger Politiker, und wir wissen, dass er 'alles, was notwendig ist' tun wird, um Italien aus der schlimmsten Wirtschafts- und Gesundheitskrise seit dem Krieg zu führen", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Draghis Erfolg hänge aber von einem breiten Konsens in der Parteienlandschaft ab, warnte Anlagestratege Antoine Bouvet von der ING Bank. Diese Zustimmung sei zweifelhaft, nachdem die 5-Sterne-Bewegung, die stärkste Partei im Parlament, bereits ihre Ablehnung bekundet habe.
Der Leitindex der Mailänder Börse stieg dennoch um 2,6 Prozent und der italienische Bankenindex sogar um bis zu 5,7 Prozent. Bei den Staatsanleihen des südeuropäischen Landes griffen Investoren ebenfalls beherzt zu. Dies drückte die der zehnjährigen Titel zeitweise auf 0,548 von 0,654 Prozent. Das ist der stärkste Rückgang seit knapp einem Jahr.
WARTEN AUF US-HILFSPAKET - GAMESTOP-HYPE BEENDET
Mut machten Investoren außerdem Fortschritte bei der Verabschiedung weiterer US-Staatshilfen zur Abfederung der Coronavirus-Pandemie und ein Abebben der Kurs-Kapriolen des Videospiele-Händlers Gamestop, sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus Activtrades.
In den vergangenen Wochen hatten Kleinanleger mit konzertierten Käufen Hedgefonds zur Auflösung von Wetten auf den Verfall des Gamestop-Kurses gezwungen und an den Rand des Ruins getrieben. Die Furcht vor einer Welle von Notverkäufen in anderen Anlageklassen hatte die Börsen weltweit in Unruhe versetzt. Gamestop-Aktien lagen im vorbörslichen US-Geschäft ein Prozent im Minus, nachdem sie am Dienstag 60 Prozent tiefer bei 90 Dollar geschlossen hatten. Damit waren sie immer noch fast fünf Mal so teuer wie zu Jahresbeginn.
Unterdessen stieg Ethereum um bis zu vier Prozent auf ein Rekordhoch von 1573,90 Dollar. Investoren liefen sich für das anstehende Debüt von Terminkontrakten auf die nach Bitcoin zweiwichtigste Cyber-Devise an der US-Derivatebörse CME warm, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Dieser Schritt mache die Kryptowährung für institutionelle Investoren attraktiver.
SIEMENS NACH ZAHLEN AUF REKORDHOCH
Am deutschen Aktienmarkt gewannen die Titel von Siemens 2,9 Prozent und waren mit 137,52 Euro ebenfalls so teuer wie nie. Die vorgelegten detaillierten Geschäftszahlen lägen durch die Bank über den Markterwartungen, lobte Analyst Simon Toennessen von der Investmentbank Jefferies. Gleiches gelte für den angehobenen Ausblick.
Amazon und die Google-Mutter Alphabet hätten mit ihren Geschäftszahlen ähnlich positiv überrascht, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade. Der Führungswechsel beim Online-Händler sei kein Grund zur Besorgnis. Der Nachfolger des Firmengründers Jeff Bezos führe schließlich das boomende Cloud-Geschäft des Konzerns. Amazon-Aktien stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um gut zwei Prozent. Alphabet-Titel kletterten um mehr als sieben Prozent auf ein Rekordhoch von 2058 Dollar.
rtr