Dax und EuroStoxx50 stiegen am Dienstag um jeweils mehr als ein Prozent auf 13.269 beziehungsweise 3508 Punkte. Auch an den Rohstoffmärkten waren die Optimisten in der Überzahl. Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg um bis zu 1,4 Prozent auf ein Neun-Monats-Hoch von 46,72 Dollar je Barrel (159 Liter). Das Industriemetall Kupfer gewann in der Spitze gut zwei Prozent und war mit 7331 Dollar je Tonne so teuer wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren.

Drei Wochen nach der Wahl machte US-Präsident Donald Trump den Weg für eine geordnete Machtübergabe an seinen gewählten Nachfolger Joe Biden frei. Damit sei die Gefahr einer Verfassungskrise in den USA gebannt, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Ein zusätzlicher Stimmungsaufheller sei Bidens Nominierung der früheren US-Notenbankchefin Yellen als künftige Finanzministerin, ergänzte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Damit dürfte die Zusammenarbeit zwischen Fed und Finanzministerium kooperativ und geräuschlos verlaufen. Dass sich Yellen bereits für mehr fiskalpolitische Krisenhilfen ausgesprochen hat, kommt auf dem Parkett gut an."

"SICHERE HÄFEN" WENIGER ATTRAKTIV


Vor diesem Hintergrund zogen sich Investoren aus "sicheren Häfen" wie der Weltleitwährung zurück. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um 0,2 Prozent. Auch Bundesanleihen mussten Federn lassen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,573 Prozent.

Gleichzeitig sank der Preis für die "Antikrisen-Währung" Gold um fast zwei Prozent auf ein Vier-Monats-Tief von 1838,53 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Langfristig werde es aber wieder aufwärtsgehen, prognostizierte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. "Die wegen der Corona-Krise kräftig gestiegene Verschuldung ist nicht plötzlich verschwunden. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass Regierungen und Zentralbanken ihre Unterstützung für die Wirtschaft vorschnell zurückfahren werden."

Ungebrochen war dagegen der Hunger der Anleger auf Bitcoin. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise stieg um fast fünf Prozent auf 19.330,83 Dollar und lag damit nur noch knapp vier Prozent unter ihrem Rekordhoch von Ende 2017. "Die Anleger befinden sich im Gipfelfieber und streben blind gen Norden", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Selbst kleinste Rücksetzer würden für einen Einstieg genutzt.

CORONA-VERLIERER IM AUFWIND


Nach einer Serie von Erfolgsmeldungen bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen positionierten sich Aktienanleger für die Zeit nach der Pandemie, sagte Analyst Connor Campbell vom Brokerhaus Spreadex. "Sie schauen sich die Sektoren an, die in den vergangenen acht Monaten bluten mussten."

Hierzu gehörte die Reise- und Touristikbranche. Ihr Sektorindex gewann zwei Prozent. In der Spitzengruppe fanden sich Fluggesellschaften wie Lufthansa und die British-Airways-Mutter IAG mit Kursgewinnen von bis zu 6,6 Prozent. Sie profitierten Börsianern zufolge zusätzlich von einer geplanten Lockerung der Quarantäne-Pflicht in Großbritannien. Aber auch die von der Konjunktur abhängigen Finanzwerte waren gesucht und legten im Schnitt drei Prozent zu.

rtr