Auch an der Wall Street zeichneten sich vorbörslich Verluste ab. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe war in der vergangenen Woche überraschend gestiegen. Grundsätzlich werde die Stimmung am Aktienmarkt aber nach wie vor durch die Beseitigung politischer Unsicherheit in den USA hochgehalten, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Broker ActivTrades. Am Dienstag hatte der US-Standardwerteindex Dow Jones erstmals in seiner Geschichte die magische 30.000er-Marke übersprungen. Anleger reagierten erleichtert auf das Einlenken von US-Präsident Donald Trump im Streit über die Übergabe der Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Joe Biden und sehen das Risiko einer Verfassungskrise in den Vereinigten Staaten nun gebannt.

IMPFSTOFFHOFFNUNGEN TREIBEN ANLEGER IN ROHSTOFFE


Am Ölmarkt setzen Anleger seit rund zwei Wochen auf eine rasche Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich zur Wochenmitte erneut um 0,8 Prozent auf 48,22 Dollar je Fass. Die Anleger beruhige, dass es nicht nur um einen einzigen Impfstoff gehe, sondern gleich mehrere Pharmakonzerne Mittel und damit Lösungen für die Krise in Aussicht stellten, sagte Analyst Evangelista. "Die Märkte preisen dies nicht als einen sporadischen Versuch ein, das Virus einzudämmen, sondern als einen gut strukturierten Plan, der in der Lage sein sollte, die Zahl der von diesem Virus betroffenen Menschen ernsthaft einzudämmen und der langen Reihe von Sperren der letzten Monate ein Ende zu setzen."

Die Hoffnung auf eine Konjunkturerholung nach einem Impfstoff-Erfolg trieb die Anleger zudem in Kupfer. Das Industriemetall verteuerte sich um bis zu 0,9 Prozent auf 7360 Dollar je Tonne und damit auf den höchsten Stand seit Januar 2014. Für Rückenwind sorgte auch die anhaltend hohe Nachfrage des weltgrößten Abnehmers China.

ALTICE IM SINKFLUG


Dem Energiesektor half der Ölpreis-Anstieg: Im Dax zählten E.ON-Aktien mit einem Plus von rund zwei Prozent zu den größten Gewinnern, RWE zogen 0,8 Prozent an. Zu den größten Verlierern gehörten hingegen Auto- und Finanzwerte.

In London warfen Anleger Virgin Money aus den Depots. Die Aktien der britischen Bank fielen um mehr als elf Prozent angesichts eines Gewinneinbruchs im Geschäftsjahr. Wegen eines erwarteten Anstiegs an faulen Krediten muss das Institut 501 Millionen Pfund abschreiben.

Die Aktien des Kabelnetz-Betreibers Altice gaben in Amsterdam bis zu fünf Prozent auf 4,20 Euro nach, nachdem Firmengründer Patrick Drahi sein Übernahmeangebot auf den Weg gebracht hat. Drahi will das Unternehmen von der Börse nehmen und bietet über seine Firma Next Private den übrigen Eignern 4,11 Euro je Aktie. Die Angebotsfrist läuft von Mittwoch bis zum 21. Januar.

Weiter auf Rekordkurs blieb Bitcoin, nachdem die älteste und wichtigste Cyber-Devise das erste Mal seit fast drei Jahren die 19.000er Marke geknackt hatte. Bitcoin verteuerte sich am Mittwoch um 2,2 Prozent auf 19.358 Dollar. Ende 2017 war die Devise nach einer rund 2000-prozentigen Kursexplosion an der Schwelle von 20.000 Dollar knapp gescheitert.

rtr