Die US-Notenbank senkte am Mittwochabend wie erwartet erstmals seit der Finanzkrise von 2008 den Leitzins um einen viertel Prozentpunkt. Fed-Chef Jerome Powell betonte allerdings, dass dies nicht der Auftakt zu einer Serie solcher Schritte sei. Er rechne dennoch mit einer weiteren Zinssenkung vor dem Jahresende, sagt David Lafferty, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Natixis. "Grundsätzlich gilt die Ausrichtung der Fed in Richtung niedrigerer Leitzinsen; sie gehen vielleicht nur nicht so tief, wie es sich die Anleger erhofft haben."

Am Rohölmarkt überwog die Enttäuschung über die Fed. Hier rückten das reichhaltige Angebot und die mögliche Abkühlung der Konjunktur durch Brexit oder den Zollstreit zwischen den USA und China wieder in den Vordergrund, sagte Rohstoff-Experte Victor Shum vom Datenanbieter IHS. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,1 Prozent auf 64,34 Dollar je Barrel (159 Liter). Gold, das häufig zur Absicherung gegen Inflationsrisiken dient, gab 0,6 Prozent auf 1404,66 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) nach.

Neben dem Euro fiel auch das Pfund Sterling auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief und kostete 1,2082 Dollar. Die Bank von England (BoE) sei derweil zum Zuschauen verdammt, sagte David Lamb, Chef-Händler des Finanzdienstleisters Fexco. Eigentlich müsste sie wegen der schwächelnden Konjunktur die Zinsen senken. Allerdings drohe wegen der Pfund-Schwäche vor dem Hintergrund eines möglichen ungeordneten Brexit ein weiterer Anstieg der Inflation. Bei der ersten geldpolitischen Sitzung nach Ernennung des Brexit-Hardliners Boris Johnson zum Premierminister tastete die Notenbank ihren Schlüsselsatz nicht an. Sie schraubte aber ihre Wachstumsprognose zurück.

SIEMENS NACH ZAHLEN AUF TALFAHRT


Am deutschen Aktienmarkt verloren die Titel von Siemens um bis zu 5,8 Prozent. Das ist der größte Kursrutsch seit drei Jahren. Angesichts eines enttäuschenden Quartalsergebnisses äußerte sich der Elektrotechnik-Konzern vorsichtiger zu den Aussichten für das Gesamtjahr. Das sei aber nicht überraschend, sagte ein Börsianer. "Der Auftragseingang ist allerdings gut, daher könnten Kursrücksetzer die Gelegenheit zum Einstieg bedeuten."

In London drohte den Papieren von Royal Dutch Shell mit einem Minus von 5,1 Prozent der größte Tagesverlust seit dreieinhalb Jahren. Der Quartalsgewinn von 3,46 Milliarden Dollar liege etwa 30 Prozent unter den Markterwartungen, schrieb Analyst Jason Gammel von der Investmentbank Jefferies.

Die Eigner von Zalando durften sich dagegen freuen: Dank angehobener Geschäftsziele stiegen die Aktien des Online-Modehändlers zeitweise um knapp 16 Prozent auf ein Zwölf-Monats-Hoch von 48,31 Euro. Die Zalando-Zahlen seien eine Erklärung dafür, warum sich mancher Konkurrent auf dem europäischen Markt schwer tue, schrieb Analyst Wayne Brown von der Investmentbank Liberum. Er hob seine Prognose für den operativen Gewinn um acht Prozent an.

rtr