Nach der jüngsten Wende im Brexit-Drama stellen sich die Investoren zunehmend auf eine erneute Verschiebung ein. Nach dem Nein des Parlaments in London zu seinem ehrgeizigen Zeitplan zog Premierminister Boris Johnson seinen Gesetzesentwurf für den Austritt am 31. Oktober zurück. "Der Brexit-Ball liegt nun wieder bei der EU, welche über die genaue Ausgestaltung der bereits beantragten Verlängerung entscheiden muss", sagte BayernLB-Analyst Manuel Andersch. Nach Ansicht von DailyFX-Stratege Davis Iusow dürfte die Kommission sich für eine Verlängerung von drei Monaten entscheiden. Marktteilnehmern zufolge sorgten Spekulationen auf Neuwahlen in Großbritannien ebenfalls für Unsicherheit. Pfund-Anleger, die in den vergangenen Wochen vermehrt auf einen geregelten Brexit gesetzt hatten, zogen sich am Mittwoch zurück. Die britische Devise notierte 0,1 Prozent schwächer bei 1,2866 Dollar und 1,1570 Euro. Viele Optimisten müssten sich eingestehen, dass die Hoffnungen auf ein Happy End in der kommenden Woche nun begraben werden müssten, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke.

Anleger griffen vermehrt zur "Antikrisen-Währung" Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 1491 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Begehrt waren zudem deutsche und Schweizer Staatsanleihen. Dies drückte die Renditen der jeweiligen zehnjährigen Titel auf bis zu minus 0,405 und minus 0,619 Prozent.

TRÜBE STIMMUNG IM TECHNOLOGIESEKTOR


Technologiewerte gerieten nach enttäuschenden Zahlen von Texas Instruments. Für das laufende Quartal warnte der US-Chiphersteller vor einem Ergebnis deutlich unter Markterwartungen. Das komme zwar nicht völlig überraschend, belaste aber die Stimmung im gesamten Sektor, sagte ein Börsianer. Der europäische Branchenindex verlor rund ein Prozent. Infineon und STMicro büßten bis zu 2,3 Prozent ein. Die Titel von Texas Instruments lagen vorbörslich in New York acht Prozent im Minus.

Aktien von Carl Zeiss Meditec brachen um 10,2 Prozent auf den tiefsten Stand seit Mitte Juli ein, nachdem das Medizintechnik-Unternehmen sein Margenziel für 2018/19 verfehlt hat.

Lange Gesichter gab es auch bei den Bierbrauern. Der Weltmarktzweite Heineken engte seine Gewinnprognose auf den unteren Rand der angepeilten Spanne ein. Die Aktien verloren in Amsterdam 2,4 Prozent. Die Papiere der Konkurrenten Anheuser-Busch und Carlsberg gaben bis zu 1,4 Prozent nach.

An der Börse in Paris kletterten die Aktien von Peugeot um 2,7 Prozent und waren damit so teuer wie seit sechs Monaten nicht mehr. Der französische Autobauer trotzte dank gesunkener Kosten und dem Verkauf profitabler Stadtgeländewagen der Autokrise und steigerte den Umsatz im dritten Quartal. Titel anderer Autobauer wie Daimler, VW legten bis zu 0,1 Prozent zu.

rtr