"Das Auf und Ab am deutschen Aktienmarkt ohne klare Richtung geht weiter", fasste Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Broker AxiTrader zusammen. "Den Fortschritten in den Handelsgesprächen und in den Brexit-Verhandlungen stehen die Italien-Krise, steigende Zinserwartungen sowie ein höchst volatiler Ölpreis gegenüber."
Die Regierung in Rom legte der EU-Kommission zwar wie gefordert einen überarbeiteten Budgetplan für 2019 vor. An den umstrittenen Plänen für höhere Ausgaben und den zugrundeliegenden Wachstums- und Defizitzahlen änderte sie aber nichts. Die Anleger verkauften italienische Staatsanleihen, was die Rendite der zehnjährigen Titel auf 3,547 Prozent von 3,449 Prozent trieb. Damit verteuert sich die staatliche Refinanzierung.
IT'S NOT OVER 'TIL IT'S OVER
Am Dienstag hatten dagegen Spekulationen auf Fortschritte bei der Lösung des amerikanisch-chinesischen Handelsstreit den Börsen Auftrieb gegeben. Zudem hatten Hoffnungen auf einen Durchbruch bei den Brexit-Verhandlungen die Kurse gestützt. Die EU und Großbritannien hatten sich am Abend auf die Grundsätze eines Scheidungsvertrags geeinigt. Die bisher bekanntgewordenen Details böten allerdings allen Seiten Angriffsflächen für Kritik, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. "Und weil alle sich als Verlierer fühlen können, ist es bis zum Inkrafttreten dieses Deals ein holpriger Weg." Das Pfund Sterling schwankte stark zwischen einem Kurs von über 1,30 Dollar und unter 1,29 Dollar - je nach Stimmungslage.
Auf die Stimmung drückte zudem der erste Rückgang des deutschen Bruttoinlandsproduktes seit dreieinhalb Jahren. Analysten machten dafür allerdings vor allem Sonderprobleme in der Autobranche im Zusammenhang mit der Einführung neuer Abgastests verantwortlich.
Verstärkt wurde die Nervosität von Kursturbulenzen beim Rohöl angesichts von Spekulationen auf ein Überangebot. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich zwar zeitweise um zwei Prozent auf 66,81 Dollar je Barrel (159 Liter). Doch sprachen Händler von einer technischen Reaktion, nachdem Spekulationen auf eine erneute Ölschwemme den Preis am Dienstag um knapp sieben Prozent abstürzen ließ.
E.ON UND RWE NACH ZAHLEN IM AUFWIND - WIRECARD IM MINUS
Top-Favorit im Dax war E.ON mit einem Kursplus von 4,8 Prozent. Der Versorger blickt nach einem Gewinnanstieg optimistischer auf das Gesamtjahr. RWE-Aktien stiegen um 2,7 Prozent. Die beiden Energiekonzerne trieben die Zerschlagung der RWE-Tochter Innogy voran. Während E.ON in den ersten neun Monaten seinen Gewinn steigern konnte, musste RWE Einbußen hinnehmen.
Bei Wirecard ging es dagegen zeitweise um 7,5 Prozent abwärts, obwohl der Online-Zahlungsabwickler seine Gesamtjahresziele erneut anhob. Börsianer machten vor allem Gewinnmitnahmen verantwortlich. Einige monierten das schwächere Wachstum bei den Transaktionsvolumina.
rtr