Marktbeobachter sprechen nach der jüngsten Rekordrally von einer Konsolidierung am deutschen Aktienmarkt. Die Luft sei zunächst einmal raus, nachdem der DAX in der ersten Handelswoche die Hürde von 14.100 Punkten genommen hatte. "Insgesamt aber hält er sich sehr stabil", sagte Marktbeobachter Andreas Lipkow von Comdirect und verweist auf die allgemeine Corona-Lage und den Wunsch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), den Lockdown in Deutschland bis Ostern zu verlängern. Weitere Unsicherheiten, die die Anleger aktuell umtreiben sind zudem die hohen Erwartungen an eine wirtschaftliche Erholung 2021, die politischen Unruhen in den USA, geldpolitische Unsicherheiten samt steigender US-Zinsen und schließlich noch die Ende der Woche anlaufende Berichtssaison. Außerdem könnte auch noch aus Italien Ungemach drohen, falls Italiens Ex-Premier Matteo Renzi tatsächlich Minister aus der Regierung abziehen sollte.
"Die positive Grundstimmung bleibt aber intakt, da die meisten Investoren darauf setzen, dass sich die Lage früher oder später verbessert", so Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Der unabhängige Analyst Ross Norman erklärte etwa, dass sich Anleger von den erwarteten weiteren staatlichen Konjunkturhilfen in den USA einen Schub für die Weltwirtschaft versprechen. Die Inflation dürfte dadurch anziehen, wovon der Goldpreis am Dienstag profitierte. Auch Rohöl war gefragt. Saudi-Arabien sorge mit seinen freiwilligen zusätzlichen Produktionskürzungen dafür, dass die Nachfrage über dem Angebot verharre, sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg.
Unter den Einzelwerten rückte am deutschen Aktienmarkt Volkswagen ins Rampenlicht. Der Autobauer ruft 56.000 Fahrzeuge seines Erfolgsmodells Golf wegen Softwareproblemen in die Werkstätten. VW-Aktien verloren daraufhin 1,5 Prozent.
Angeführt wurde der DAX zum Handelsschluss von Continental gefolgt von Infineon und Covestro. Als Schlusslicht ging der Energieversorger RWE aus dem Handel.
Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war
Astrazeneca beantragt EMA-Zulassung - Neue Debatte über Impfpflicht
Der schwedisch-britische Pharmakonzern Astrazeneca hat die Zulassung seines Corona-Impfstoffes bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA beantragt. Der Impfstoff könnte nach Einschätzung der EU-Kommission Ende Januar zugelassen werden und wäre damit nach den Wirkstoffen von Biontech/Pifzer und Moderna das dritte in der EU eingesetzte Vakzin. Während die Verteilung des Moderna-Impfstoffs an die Bundesländer am Dienstag anlaufen sollte, sorgte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit Äußerungen über eine mögliche Impfpflicht für Pflegekräfte in Alten- und Pflegeheimen für Furore.
Boeing erhält Bestellung für totgesagten Fracht-Jumbo 747-8
Der Flugzeugbauer Boeing hat in der Corona-Krise eine Bestellung für seinen schon totgesagten Jumbo-Jet 747-8 bekommen. Die Charter-Fluggesellschaft Atlas Air aus den USA will vier Maschinen der Reihe in der Frachtversion kaufen, wie Boeing am Dienstag in Seattle mitteilte. Im Gegensatz zum eingebrochenen Passagierfluggeschäft erlebt das Frachtgeschäft während der Pandemie einen Boom. Der Atlas-Auftrag für Boeing hat laut Preisliste einen Gesamtwert von knapp 1,7 Milliarden US-Dollar (1,4 Mrd Euro). Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen hohe Nachlässe üblich.
Ex-Audi-Chef weist Vorwürfe im Dieselprozess zurück
Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler hat im Prozess um manipulierte Dieselabgaswerte die Betrugsanklage entschieden zurückgewiesen und der Münchner Staatsanwaltschaft Voreingenommenheit vorgeworfen. Sie bewerte Sachverhalte "willkürlich, unbegründet und auch einseitig" und ignoriere viele entlastende Sachverhalte, sagte Stadler am Dienstag bei seiner ersten persönlichen Aussage.
BMW verkauft 2020 weniger Autos - aber leichte Erholung im vierten Quartal
Trotz einer leichten Erholung zuletzt hat der Autobauer BMW 2020 deutlich weniger Autos verkauft. Der konzernweite Absatz sei verglichen mit dem Vorjahr um 8,4 Prozent auf 2,32 Millionen Autos gefallen, teilte der Konzern am Dienstag in München mit.
Verkäufe der Volkswagen-Kernmarke rutschen 2020 deutlich ab
Das Corona-Krisenjahr 2020 hat auch bei den Verkäufen von Volkswagen deutliche Spuren hinterlassen. Insgesamt gingen die Auslieferungen der Kernmarke im größten Autokonzern verglichen mit 2019 um 15,1 Prozent zurück. Dies teilte das Unternehmen am Dienstag in Wolfsburg mit. Weltweit brachte die Marke VW Pkw im abgelaufenen Jahr rund 5,3 Millionen Wagen an die Kunden - fast eine Million weniger als noch im Vorjahr. Besonders die Heimatregion Westeuropa schnitt dabei spürbar schlechter ab, hier betrug das Minus knapp ein Viertel (23,4 Prozent). China, wo sich die Pandemie-Lage zwischenzeitlich wieder stabilisiert hatte, stand mit einer Abnahme um 9,9 Prozent in der Jahres-Absatzstatistik.
VW-Tochter Skoda lieferte 2020 ein Fünftel weniger Fahrzeuge aus
Die VW-Tochter Skoda hat im vorigen Jahr weltweit knapp mehr als eine Million Fahrzeuge ausgeliefert. Das war im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 19,1 Prozent, wie der Autobauer mit Sitz im tschechischen Mlada Boleslav am Dienstag mitteilte. Skoda hatte 2019 noch 1,24 Millionen Autos abgesetzt. Negativ habe sich die 39-tägige coronabedingte Schließung der Produktion im Stammland Tschechien im Frühjahr ausgewirkt, hieß es.
VW-Tochter Audi verkauft 2020 weniger Autos - China und 4. Quartal Lichtblick
Die VW-Tochter Audi hat im vergangenen Jahr die Belastungen durch die Corona-Krise beim Verkauf auch durch einen Rekord im Schlussquartal nicht mehr wettmachen können. Im Gesamtjahr lieferten die Ingolstädter weltweit gut 1,69 Millionen Autos aus und damit 8,3 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Dabei konnte die Premiumtochter von Volkswagen in ihrem wichtigsten Einzelmarkt China um rund 5 Prozent zulegen. Die Rückgänge in Europa und den USA überwogen aber. Ein Lichtblick ist für das Unternehmen die Entwicklung im vierten Quartal - erstmals überhaupt habe Audi hier in einem Dreimonatszeitraum mehr als eine halbe Million Autos ausgeliefert.
Zoom will 1,5 Milliarden Dollar mit Aktienangebot einnehmen
Der Videokonferenzdienst Zoom will seine Kassen mit einem Aktienangebot im Wert von mindestens 1,5 Milliarden US-Dollar auffüllen. Zusätzlich kann die Platzierung um weitere Aktien im Wert von 225 Millionen Dollar erweitert werden, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Zeitpunkt ist nicht besonders günstig für Zoom: Der Aktienkurs liegt momentan um rund 40 Prozent unter dem Höchststand von Mitte Oktober.
Deutsche Bank will keine Geschäfte mehr mit Trump machen
Nach der Erstürmung des US-Kapitols durch Anhänger des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump distanziert sich die Deutsche Bank einem Medienbericht zufolge von Trump. Nach Informationen der "New York Times" hat Deutschlands größtes Geldhaus beschlossen, keine neuen Geschäfte mit Trump und seinen Firmen zu machen. Ein Sprecher der Deutschen Bank in Frankfurt wollte dies am Dienstag auf Nachfrage nicht kommentieren. Die Bank äußert sich grundsätzlich nicht öffentlich zu einzelnen Kundenbeziehungen.
rtr/dpa-AFX/iw