Marktexperten beurteilten den Markt als "erstaunlich robust" angesichts der zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Nach einem zweieinhalbprozentigen Plus am Vortag schloss der DAX zur Wochenmitte etwas schwächer. Ungeachtet extrem negativer Wirtschafts- und Stimmungsdaten halte sich der DAX überraschend konstant im Bereich um die 10.700 Punkte, sagte etwa Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Er erwarte indes, dass der Index bald schon wieder in Richtung 10.000 Punkte fallen werde.

"Der Fokus vieler Investoren liegt aktuell vollends auf einer schnellen Beendigung des Lock-Downs und einer noch schnelleren Rückkehr zum Normalzustand." Doch die neue Normalität werde nicht mehr die altgewohnte sein, warnte Lipkow sowie auch Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK. "Es gibt ein sehr reales Risiko, dass die längerfristigen Konsequenzen der Veränderungen unterschätzt werden", sagte Hewson.

Die Aktie von Infineon kletterte an die DAX-Spitze. Eine positive Studie der Schweizer Bank UBS gab Auftrieb, die nach der Integration des US-Konkurrenten Cypress für die Aktie des Chipherstellers noch deutliches Aufwärtspotenzial sieht. Infineon wurde gefolgt von FMC und Beiersdorf. Die Papiere von Wirecard flogen hingegen aus den Depots. Kurz vor Handelsschluss rutschte die Aktie unter BMW. Die Forderungen nach einem Führungswechsel bei Wirecard verunsichern Anleger. Mit der Deka fordert die erste große deutsche Fondsgesellschaft die Ablösung des Firmenchefs Markus Braun. Hintergrund ist der Vorwurf der Falschbilanzierung bei dem Zahlungsabwickler, der durch eine Sonderprüfung nicht vollständig ausgeräumt werden konnten.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


BMW dämpft Erholungserwartungen - Aussichten noch düsterer
Beim Autobauer BMW verdüstern sich in der Corona-Krise zusehends die Aussichten auf die Geschäfte. Der Dax-Konzern will nun angesichts erwarteter Verluste im zweiten Quartal in nennenswertem Umfang Stellen abbauen und die Investitionen zurechtstutzen. Der seit August amtierende Vorstandschef Oliver Zipse dämpfte am Mittwoch trotz einer Erholung im zuerst von der Pandemie betroffenen China die Erwartungen an eine schnelle Rückkehr zur Normalität. Zwar sollen die geplante Dividende und die Mitarbeiterbeteiligung für das Vorjahr noch in der vorgeschlagenen Höhe fließen - doch die Situation werde sich im kommenden Jahr auch auf die Ausschüttungen an Aktionäre und Beschäftigte niederschlagen.

Fresenius kann auf Dialysetochter FMC bauen - aber erste Virus-Effekte
Überraschend gute Geschäfte bei der Dialysetochter FMC haben den Gesundheitskonzern Fresenius zum Jahresauftakt angetrieben. Allerdings blieb die Corona-Krise auch bei den Bad Homburgern nicht ohne Folgen. Fresenius-Chef Stephan Sturm hält zwar an seinen Wachstumszielen für das Gesamtjahr fest, die lassen aber mögliche Belastungen durch die Pandemie außen vor. "Wie sich Covid-19 im gesamten Geschäftsjahr auswirken wird, lässt sich noch nicht verlässlich sagen", betonte er zur Vorlage der Quartalszahlen am Mittwoch. Eine Aktualisierung der Prognose inklusive der Corona-Effekte ist nun zur Halbjahresbilanz geplant.

Fresenius rechnet mit schwierigerem zweiten Quartal
Nach einem trotz der Corona-Krise robusten Jahresstart stellt der Gesundheitskonzern Fresenius die Investoren auf ein schwierigeres zweites Quartal ein. Die Hauptlast der negativen Effekte durch Covid-19 sei im laufenden Jahresviertel zu erwarten, wobei insbesondere das Klinikgeschäft betroffen sei, sagte Konzernchef Stephan Sturm am Mittwoch in einer Telefonkonferenz anlässlich der Bilanzvorlage für das erste Quartal. "Den Tiefpunkt dürften wir im April sehen", ergänzte Sturm. Fresenius hoffe auf eine Erholung im zweiten Halbjahr.

Dialog Semiconductor übertrifft Analystenerwartungen - Aktie legt zu
Der Halbleiterhersteller Dialog Semiconductor ist besser als von Experten erwartet ins Jahr gestartet. Das Unternehmen rechnet zudem im laufenden zweiten Quartal trotz der Corona-Krise mit besseren Geschäften als in den ersten drei Monaten. Zwischen April und Ende Juni werde beim Umsatz ein Wert zwischen 260 Millionen bis 290 Millionen Dollar (rund 241 bis 269 Millionen Euro) erwartet, teilte das Unternehmen am Mittwoch in London mit. Die Bruttomarge soll dabei stabil bleiben.

Lanxess senkt Ausblick wie erwartet - Aktie steigt nach Zahlen
Die Corona-Krise verhagelt dem Spezialchemiekonzern Lanxess das Jahr 2020 deutlich. Eine starke Nachfrage nach Desinfektionsmitteln kann die Schwäche der Autobranche nicht ausgleichen. Konzernchef Matthias Zachert senkte daher bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal am Mittwoch in Köln den Ausblick. Im schlimmsten Fall droht im 2020 ein Rückgang des bereinigten operativen Ergebnisses um ein Fünftel. Im ersten Jahresviertel lief es derweil trotz Einbußen besser als befürchtet. Für die Aktie ging es kurz nach dem Handelsstart leicht nach oben.

Corona-Krise lässt Disney-Gewinn um über 90 Prozent einbrechen
Die Corona-Krise hat binnen weniger Wochen ein Milliardenloch ins Geschäft des Unterhaltungsriesen Disney gerissen. Der US-Konzern schätzte die Einbußen beim operativen Ergebnis auf 1,4 Milliarden Dollar, davon eine Milliarde in der Freizeitpark-Sparte. Dadurch brach der Gewinn im ersten Quartal im Jahresvergleich um mehr als 90 Prozent auf 460 Millionen Dollar (424 Mio Euro) ein. Dabei stiegen die Erlöse dank boomender TV- und Streaming-Angebote um 21 Prozent auf 18 Milliarden Dollar.

Volkswagen-Konzern steigert Auslieferungen in China im April
Der weltgrößte Autobauer Volkswagen hat nach den weitgehend aufgehobenen Corona-Beschränkungen in China im April wieder mehr Autos verkauft. Die Auslieferungen in China habe der Konzern im vergangenen Monat gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern können, während der Gesamtmarkt um rund 10 Prozent zurückging, schrieb VW-China-Chef Stephan Wöllenstein am Mittwoch auf dem Online-Karrierenetzwerk Linkedin. VW-Konzernchef Herbert Diess hatte ebenfalls bereits von positiven Ergebnissen in dem von der Covid-19-Pandemie zuerst betroffenen Land berichtet. Der Marktanteil sei um 1,7 Prozentpunkte auf rund 21 Prozent gestiegen. Volkswagen ist Marktführer in dem größten Auto-Einzelmarkt der Welt. China stand im VW-Konzern 2019 für knapp 40 Prozent aller ausgelieferten Fahrzeuge.

Autozulieferer Norma spürt Corona-Krise
Der Verbindungstechnik-Spezialist Norma Group hat die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie im ersten Quartal deutlich zu spüren bekommen. Unter dem Strich brach der Überschuss um knapp 44 Prozent auf 10,8 Millionen Euro ein, wie das SDax-Unternehmen am Mittwoch in Maintal bei Frankfurt mitteilte. Die weltweite unsichere Marktsituation habe negative Auswirkungen auf das Geschäft von Norma in allen Regionen gehabt, befand Konzernchef Michael Schneider. Eine verlässliche Prognose für das Jahr 2020 sei wegen der hohen Unsicherheiten durch die Corona-Krise derzeit weiter nicht möglich.

Schaeffler rechnet mit schwierigem zweiten Quartal - Aktie im Plus
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler erwartet wegen der Coronavirus-Pandemie ein schwieriges zweites Quartal. "Wir müssen uns auf eine globale Rezession einstellen, die nächsten Monate werden sicher kein Spaziergang", sagte Konzernchef Klaus Rosenfeld der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch. Zwar beginnen in dieser Woche alle 75 Schaeffler-Werke wieder zu laufen. Trotzdem sagte Rosenfeld: "Wir werden das Niveau vor der Krise so schnell nicht wieder erreichen. Es wird ein langer Weg, bis das alles aufgeholt ist".

Qiagen setzt Jahresausblick aus - Optimismus für zweites Quartal
Das Diagnostikunternehmen Qiagen setzt trotz eines zuversichtlicheren Blicks auf das zweite Quartal seine Jahresprognose aus. Zwar dürften sich die Wachstumstrends aus der ersten Hälfte des Jahres 2020 im Gesamtjahr fortsetzen, teilte das Unternehmen am späten Dienstagabend in Venlo mit. Aufgrund der Unsicherheiten hinsichtlich der Dauer und der weiteren Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie sowie der künftigen Maßnahmen, die in verschiedenen Teilen der Welt zur Eindämmung der Pandemie ergriffen würden, könne aber nicht zuverlässig vorhergesagt werden, in welchem Umfang dies geschehen werde. So ließen sich die möglichen Folgen für die Produktion, die Lieferketten und die langfristige Nachfrage von Qiagen nicht zuverlässig abschätzen.

Hannover Rück tastet sich durch Corona-Krise: 220 Millionen für Schäden
Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück muss sich in der Corona-Krise durch einen Nebel der Unsicherheit tasten. Angesichts der unklaren Folgen der Pandemie für Versicherer und Finanzmärkte hält sich der Vorstand mit einer Gewinnprognose für 2020 weiter zurück. "Alle Berechnungen, die wir durchführen, führen zu einer großen Bandbreite", sagte Finanzchef Roland Vogel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Zur Gewinnentwicklung in diesem Jahr könne man derzeit kaum seriös etwas sagen. So lägen kaum einzelne Schaden-Meldungen von Kunden vor.

Auto-Verkaufszahlen brechen im April ein
Die Corona-Schutzverordnungen haben im April auch die Autoverkäufe einbrechen lassen. Knapp 121 000 Neuwagen wurden in dem Monat zugelassen, wie das Kraftfahrt-Bundesamt am Mittwoch in Flensburg mitteilte. Das waren 61 Prozent weniger als im April vergangenen Jahres. Um die Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus einzudämmen, waren im Handel auch die Autohäuser geschlossen worden. Erst seit 20. April dürften sie wieder öffnen.

Elmos Semiconductor rechnet wegen Corona mit deutlichen Belastungen
Der Halbleiter- und Sensorhersteller Elmos Semiconductor rechnet wegen der Schwäche der Autobranche in der Corona-Krise mit weiteren Belastungen im Jahresverlauf. Im zweiten Quartal dürfte der Umsatz im Vergleich zum ersten Jahresviertel auf 55 bis 60 Millionen Euro sinken, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Dortmund mit. Vor Zinsen und Steuern sollen dabei zwischen 1 und 6 Prozent hängen bleiben. Auch die Ebit-Marge dürfte damit deutlich sinken, nachdem sie zum Jahresstart noch 11 Prozent betragen hatte.

rtr/dpa-AFX/iw