Der Dax wird es in der neuen Woche schwer haben, die wichtige Marke von 10.000 Punkten zu verteidigen. Von der laufenden Berichtssaison erwarten Experten keine positiven Impulse. Auch ein wieder stärkerer Euro und die Sorgen um den Zustand der Weltwirtschaft könnten dem Börsenbarometer die Kraft rauben. Schützenhilfe von der EZB in Form neuer Geldspritzen ist nicht in Sicht.

"Wir sind in einer sehr volatilen Phase mit schnellen Stimmungswechseln", fasst Postbank-Stratege Heinz-Gerd Sonnenschein zusammen. "Momentan spricht aber nicht viel dafür, dass es nach der jüngsten Rally noch weiter nach oben geht." In der abgelaufenen Woche hatte der Dax es erstmals seit Ende März wieder in den fünfstelligen Bereich geschafft. Am Freitag schloss er bei 10.052 Punkten und legte im Vergleich zur Vorwoche um rund 4,5 Prozent zu - der größte Wochengewinn seit zwei Monaten. In den USA stieg der Dow-Jones-Index der Standardwerte im Wochenvergleich um 1,8 Prozent, der breiter gefasste S&P um 1,6 Prozent und der Index der Technologiebörse Nasdaq um 1,8 Prozent.

Doch der schwache Jahresauftakt der Firmen dürfte die Aktienmärkte wieder ausbremsen. "In den USA sollten die Gewinne um knapp zehn Prozent fallen - der stärkste Rückgang eines Quartals seit 2009", betont Stratege Stefan Scheurer von Allianz Global Investors. In Europa sei es ähnlich. "Das sind wenig gute Aussichten."

Nervosität herrscht auch am Ölmarkt. Die Spekulationen auf eine Deckelung der Fördermengen der ölproduzierenden Länder haben die Ölpreise seit Januar nach oben schießen lassen.

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KEIN NEUES FEUERWERK VON EZB ZU ERWARTEN



Bei der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag dürfte Präsident Mario Draghi Börsianern zufolge die Bälle flachhalten. Unter anderem hatten die Währungshüter im März den Leitzins auf null Prozent gesetzt und das Anleihekaufprogramm ausgeweitet. Die noch offenen Details, etwa zum Kauf von Unternehmensanleihen, dürften nun diskutiert werden. Den Zweifel am Erreichen des Inflationszieles von knapp zwei Prozent habe die EZB bislang nicht zerstreut, betonte die Commerzbank. Die Preise im Währungsraum stagnierten im März. Draghi will die Inflation anheizen, um einen Preisverfall auf breiter Front zu verhindern, der die Wirtschaft lähmen kann. Spannend wird sein, ob der Italiener die vor allem in Deutschland offen vorgetragene Kritik an seiner Nullzinspolitik kommentiert. Mehrere Politiker hatten vor schrumpfenden Alterseinkommen und explodierenden Immobilienpreisen gewarnt.

Am Dienstag wird der deutsche ZEW-Konjunkturindex zeigen, ob sich die Stimmung der Börsianer im April aufgehellt hat. Am Freitag stehen Einkaufsmanagerindizes für die Euro-Zone an. Laut Commerzbank ist auch im April kein Frühlingserwachen der Wirtschaft zu erwarten. In den USA dürfte der Fokus der Anleger auf den Frühindikatoren der Notenbanken in Chicago und Philadelphia (Donnerstag) liegen.

FÜR VOLKSWAGEN GEHT ES ANS EINGEMACHTE



Im Fokus der US-Bilanzsaison stehen am Montag IBM, gefolgt von Intel, Johnson& Johnson und Yahoo (alle Dienstag). Am Donnerstag sollten auch Microsoft und Alphabet in ihre Bücher schauen lassen. Aus der Bankenbranche ist am Montag Morgan Stanley an der Reihe, am Dienstag folgt Goldman Sachs.

Aus der europäischen Pharmabranche legen Roche (Dienstag), Novartis und Actelion (beide Donnerstag) vor.

Für Volkswagen brechen Schicksalswochen an. Bis Donnerstag müssen sich die Wolfsburger mit der US-Umweltbehörde EPA auf einen Kompromiss für die Reparatur oder den Rückkauf der Autos in den USA verständigen - ansonsten droht ein Prozess. Am Freitag will der Aufsichtsrat die Bilanz diskutieren. Anleger erhoffen sich Aufschluss darüber, wieviel Geld VW insgesamt für den Abgasskandal zur Seite legen muss und ob der Konzern im Gesamtjahr 2015 rote Zahlen geschrieben hat.

Konkurrent Daimler legt am Freitag Zahlen für das erste Quartal vor, am Donnerstag geben Opel-Mutter General Motors und Renault Einblick in die Bücher.

Reuters