Der DAX hat am Donnerstag den vierten Tag in Folge zugelegt. Anleger hoffen weiterhin auf eine schnelle Erholung der Wirtschaft. Gegen Nachmittag nahmen einige Investoren dann allerdings Gewinne mit uns der Leitindex grenzte seine Anfangsgewinne etwas ein. Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sprach von ersten Ermüdungserscheinungen nach dem starken Kursanstieg der vergangenen Tage.
Seit dem Corona-Crashtief von Mitte März ist der deutsche Leitindex mittlerweile um 42 Prozent gestiegen, seit dem kleineren Zwischentief am vergangenen Freitag allein um annähernd acht Prozent. "Aus technischer Sicht sind wir an einem gefährlichen Punkt angekommen", warnte daher Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Der Aktienmarkt sei massiv überkauft. Ein Rückschlag sei da schon eher der Normalfall als eine Überraschung.
Die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China trübten Marktteilnehmern zufolge die Stimmung. Die Pläne für das umstrittene Sicherheitsgesetz in Hongkong hat Chinas Volkskongress inzwischen ungeachtet massiver internationaler Kritik gebilligt. Wegen des Streits erwägen die USA Insidern zufolge, der Sonderverwaltungszone den bevorzugten Zollstatus zu entziehen. "Was mit Hongkong geschieht, fühlt sich an wie der erste Frost in einem neuen Kalten Krieg", sagte Analyst Jasper Lawler vom Vermögensberater London Capital Group.
Anleger hierzulande setzten weiter auf die enormen Hilfspakete der Europäischen Union zur Bekämpfung der Coronavirus-Folgen, erklärte Experte Lipkow. In der Coronavirus-Krise steigt indes die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA nicht mehr ganz so stark. Die Job-Unsicherheit dürfte aber die Konsumlaune weiter belasten.
Auch die US-Anleger legten nach der jüngsten Kursrally eine Atempause ein. Alle drei großen Indizes an der Wall Street traten am Donnerstag auf der Stelle, nachdem sie zuvor drei Tage in Folge zugelegt hatten. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte lag dabei bei 25.590 Punkten, der S&P500 bei 3036 Punkten und der Index der Technologiebörse Nasdaq bei 9410 Punkten.
An die DAX-Spitze kletterte der Zahlungsabwickler Wirecard. Chef Markus Braun kaufte für 2,5 Millionen Euro eigene Aktien. Der Kurs legte um mehr als fünf Prozent zu. Die starken Schwankungen setzen sich damit fort. Am Dienstag hatten sie nach der erneuten Verschiebung der Konzernbilanz zeitweise stark nachgegeben, sich dann aber auch wieder zügig erholt
Was am Donenrstag an der Börse sonst noch wichtig war
Easyjet streicht wegen Krise tausende Jobs - Aktie legt zu
Der britische Billigflieger Easyjet will wegen der Corona-Krise tausende Arbeitsplätze streichen. Rund 30 Prozent und damit rund 4500 der etwa 15 000 Jobs bei der Airline stehen auf der Kippe, wie das Unternehmen am Donnerstag in Luton bei London mitteilte. Easyjet-Chef Johan Lundgren begründete die Kürzungen mit dem Einbruch des Flugverkehrs infolge der Coronavirus-Pandemie und der Erwartung, dass die Nachfrage nach Flugtickets nicht vor dem Jahr 2023 wieder auf das Niveau von 2019 klettert. "Wir müssen uns auf die geringere Nachfrage einstellen", sagte er.
Nagelprobe Golf 8 - Für den VW-Chef könnte es enger werden
Wenn nichts anderes mehr geht, hilft manchmal nur noch der Griff zur Ratsche. Mit dem höchst analogen Drehwerkzeug soll so mancher VW-Mitarbeiter in Wolfsburg derzeit versuchen, den als digitales Meisterstück gepriesenen Golf 8 auf den letzten Metern flott zu bekommen. Ein Abklemmen der Batterie als Kaltstart, wie das Drücken der Reset-Taste am Computer - in der Hoffnung, dass die Software dann ohne Fehler frisch hochfährt. Die tieferen Ursachen im komplexen neuen IT-System zu finden, ist aber eine ganz andere Sache.
Rocket Internet fürchtet herbe Einschläge durch Corona-Krise
Der Start-Up-Investor Rocket Internet rechnet nach einem Quartalsverlust wegen der Corona-Krise vorerst mit einer weiterhin negativen Entwicklung. Bei "sehr vielen" Unternehmen aus dem Portfolio des Konzerns sei die Ungewissheit infolge der Covid-19 Pandemie stark gestiegen, sagte Rocket-Chef Oliver Samwer bei der Vorlage der endgültigen Quartalszahlen am Donnerstag in Berlin. Dies wirke sich negativ auf die Bewertungen und das operative Ergebnis aus. "Wir denken, dass dies kurz- und mittelfristig so bleiben wird."
Nissan rutscht tief in Verlustzone - Werk in Barcelona vor dem Aus
Der japanische Renault-Partner Nissan ist wegen der Corona-Pandemie erstmals seit elf Jahren in die Verlustzone gerutscht und will unter anderem sein Fertigungswerk in Barcelona schließen. Wie der vom Skandal um den angeklagten Ex-Chef Carlos Ghosn erschütterte Konzern am Donnerstag bekanntgab, fiel zum Bilanzstichtag am 31. März ein heftiger Verlust von 671,2 Milliarden Yen (5,7 Mrd Euro) an. Im Vorjahr hatte der Konzern noch einen Gewinn von 319,1 Milliarden Yen eingefahren.
Kreise: Bundesregierung rechnet erst nach Pfingsten mit EU-Einigung zu Lufthansa
Die Bundesregierung rechnet bei den Verhandlungen mit der EU-Kommission über das Lufthansa-Rettungspaket nach dpa-Informationen erst nach Pfingsten mit einem Ergebnis. Der Bund und das Unternehmen hatten eine Einigung erzielt. Die Genehmigung aus Brüssel zu den geplanten Staatshilfen im Umfang von neun Milliarden Euro steht aber noch aus.
Nordex erhält Auftrag von Innogy - Aktie zieht weiter an
Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex kann sich über einen Auftrag des Energiekonzerns Innogy freuen. Für den Windpark "Jüchen A44n" in Nordrhein-Westfalen soll Nordex sechs Anlagen mit einer Gesamtleistung von 27 Megawatt liefern, wie das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Der Bau des Windparks, für den sich Innogy mit dem kommunalen Versorger New Re zusammengeschlossen hat, habe bereits im April begonnen. Die Inbetriebnahme solle ein Jahr später erfolgen.
Corona trifft Knorr-Bremse - Aber nicht so schlimm wie befürchtet
rtr/dpa-AFX/fh
Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr hat die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie im ersten Quartal zu spüren bekommen. Auftragseingang, Umsatz und Gewinn waren deutlich rückläufig - Experten hatten allerdings mit noch schlimmeren Folgen der Krise gerechnet. Der Umsatz sank um rund sieben Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, wie der im MDax Konzern