Offensichtlich wurde die Überlegenheit der Verkäufer am deutschen Aktienmarkt bereits Ende Juli. Damals kletterte der DAX kurz über seine wichtige 200- Tage- Linie, nur um nach wenigen Tagen wieder unter den Durchschnitt zu fallen und das Verkaufssignal "falscher Ausbruch" zu vollenden. Kein Wunder, dass seitdem die deutschen Indizes kräftig ausatmen und sich auch nicht von den vielfach in den Medien gelobten stabilen Unterstützungen zwischen 12.400 und 12.500 Punkten aufhielten ließen.
Ganz im Gegenteil bildete sich sogar bereits am vergangenen Freitag ein mehrfaches Verkaufssignal der P & F Technik im DAX.
Dadurch wird die Angelegenheit für uns Anleger in der ohnehin schwierigen Sommerzeit nicht einfacher. Immerhin gehören die Monate August und September besonders in den so genannten "Zwischenwahljahren" (im November wird in den USA ein neuer Kongress gewählt und der Wahlkampf ist in vollem Gang) zu den schwächsten Monaten des Jahres entsprechend dem Präsidentschaftszyklus.
DAX testet wichtige Unterstützung der P & F Technik
Die folgende Grafik zeigt Ihnen den DAX als gelassenen P & F Chart, der sich ausschließlich auf das Ergebnis des Kampfes zwischen Angebot und Nachfrage konzentriert.
Deutlich erkennen Sie im rechten Bereich der Grafik die sich Anfang August (Ziffer 8) gebildete negative Widerstandsgerade und dass zunächst zögerliche Auftreten der Verkäufer. Sehr schnell vergrößerte sich der Angebotsdruck aber unterhalb der Unterstützungen von 12.550 und 12.500 Punkten, wo außerdem die Juli- Aufwärtstrendgerade verlief. Nach deren Verletzung schienen die Käufer zu kapitulieren und mit großer Dynamik verlängerte sich die negative Nullspalte bis zur zentralen Unterstützung bei 12.150. Erst hier zeigte sich nennenswerte Gegenwehr und der DAX stabilisierte sich. Nun gilt es für das Bullenlager, diese wichtige Region unbedingt zu verteidigen. Sollte dies nicht gelingen, werden wir den DAX wahrscheinlich noch während der Sommerferien in der Region von 11.800 wiederfinden, wo das April-Tief eine gute Unterstützung darstellt. Umgekehrt aufatmen könnten die Käufer erst infolge eines neuen Kaufsignals, welches aber erst oberhalb von 12.700 gebildet würde, also oberhalb der jüngsten positiven X -Spalte.
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg und die Schwungkraft zeigt momentan leider nach unten. Trotzdem sollten Sie auf keinem Auge blind werden und auch eine dynamische Erholung in ihr Kalkül einbeziehen. Immerhin haben viele deutsche Aktien bereits deutlich ausgeatmet, obwohl das Gewinn- Momentum der Firmen und das konjunkturelle Umfeld besser als die gegenwärtige Stimmung ist.
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Chipaktien verlieren den Kontakt zur Spitzengruppe
Mit dem gestrigen sehr schwachen Handelstag an der Nasdaq steigt das Risiko, dass die US- Wachstumswerte an ihrem Allzeithoch scheitern und in eine Konsolidierung übergehen. Trotzdem ist die relative Stärke gegenüber den anderen Indizes nach wie vor beeindruckend.
Ein Dämpfer ist allerdings die Performance der wichtigen Chipaktien. Diese sind einer der wichtigsten Sub-Indizes und hinken seit einigen Wochen der Rallye des Technologiesektors hinterher. Der Chipsektor gilt als sehr konjunkturempfindlich (zyklisch) und sollte daher in positiven Börsenphasen den Technologiesektor anführen.
Grundsätzlich gilt die Regel, dass die Anleger in starken Börsenphasen weniger auf die Risiken als auf die Chancen achten und die potentiell riskanten Chip- Aktien überproportional nachfragen. Dieses Verhalten hat in den vergangenen Wochen nachgelassen, was ein Hinweis auf das steigende Risikoempfinden der Marktteilnehmer ist. Möglicherweise beginnt nun eine schwächere Börsenphase mit Gewinnmitnahmen im Technologiesektor, die sich wahrscheinlich auch bald in den übrigen Sektoren bemerkbar machen wird.
Bitte beachten Sie diesbezüglich die Serie von fallenden Hochs und Tiefs in den vergangenen Monaten im Chart des abgebildeten Chipsektors. Außerdem ist der Kurs kürzlich mit einer negativen Kurslücke unter die wichtige 50- Tage- Linie gefallen und gestern exakt auf der vielbeachteten 200-Tage-Linie gelandet. Hier und beim Juli-Zwischentief bei etwa 101 Punkten sehen wir gute Unterstützungen. Unterhalb davon wächst die Gefahr, dass der wichtige Chipsektor sogar das Mai-Tief bei etwa 97 testen könnte.
Wegen der sich abschwächenden markttechnischen Indikatoren des RSI und MACD favorisiere ich ein Ausatmen des Chipsektors und der Nasdaq insgesamt. Für eine vorsichtige Grundhaltung spricht auch die saisonal schwache Jahreszeit und die relativ starke kurzfristige Überhitzung der US- Aktien insgesamt.
Der innere Markt deutet auf weitere Gewinnmitnahmen
die folgende Grafik zeigt Ihnen einen kurz bis mittelfristig wichtigen Risikoindikator des inneren Marktes, den ich gerne als 50 -Tage -Indikator bezeichne.
Dieser zeigt Ihnen die Relation derjenigen im S & P5 500 enthaltenen Aktien, die oberhalb der wichtigen 50 -Tage Linie notieren.
Die aktuelle negative 0-Spalte im rechten Bereich verdeutlicht Ihnen den gegenwärtigen Abwärtsimpuls. Relativ kurzfristig orientiertes Kapital verlässt im Augenblick den Markt und immer mehr Aktien verlieren mit der 50- Tage- Linie eine ihrer wichtigsten Unterstützungen. Gestern wurde die aufsteigende und seit Ende März existierende Aufwärtstrendgerade leicht unterschritten, was nicht unbedingt auf die Stärke der Bullen deutet. Negativ ist auch, dass es die Käufer während der Aufwärtsbewegung der vergangenen Wochen nur knapp in die obere extreme Zone geschafft haben. Insgesamt vergrößert sich die Neigung der Anleger, bereits relativ früh positive Kursimpulse für Gewinnmitnahmen zu nutzen. Offenbar konzentrieren sich immer mehr große Anleger auf die Risiken und nicht auf die Opportunitäten. Der hier gezeigte Risikoindikator funktioniert kurz bis mittelfristig und visualisiert das Verhalten der kurzfristig und spekulativ orientierten Anleger. Insofern zeigt der Indikator, dass es gegenwärtig keinen systematischen Grund gibt, sich bezüglich der kommenden Wochen zu weit aus dem Fenster zu lehnen. So lange aus irgendwelchen Gründen der Trend anhält, dass immer mehr Aktien von der Seite der Nachfrage auf die Seite des Angebots wechseln, sollten wir vorsichtig agieren.
Falls Sie sich für die Philosophie der P & F Charts und des inneren Marktes interessieren, beachten auch meinen wöchentlichen gratis Börsenbrief.
Viel Erfolg mit ihren Investitionen und herzliche Grüße aus dem Rheinland.
Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".