"Dass die Notenbanken weiterhin Gewehr bei Fuß stehen, um die durch COVID-19 konjunkturellen Schäden abzufedern, kommt an den Märkten gut an", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Die Furcht vor einer zweiten Welle in der Coronavirus-Pandemie nach neuen Fällen in China trat dagegen in den Hintergrund.

Der Dax kletterte 3,4 Prozent auf 12.311 Punkte, der EuroStoxx50 legte 3,2 Prozent auf 3238 Zähler zu. Anleger zeigten sich deutlich zuversichtlicher. Der Volatilitätsindex VStoxx, der die Nervosität der Investoren misst, fiel um bis zu 11,6 Prozent. Auch in den USA signalisierten die Futures einen festeren Handelsstart. Anleger setzen auf zusätzliche Liquiditätsspritzen der Fed. Im Rahmen ihres Notfallprogramms hatte die Fed für Dienstag den Start für den Kauf von Unternehmensanleihen angekündigt. Eine Kontrolle der Zinskurve sei allenfalls ein "kleiner Helfer". Auch das eine Billion Dollar schwere Infrastrukturpaket der US-Regierung hebe die Stimmung, sagte Pierre Veyret, Analyst beim Brokerhaus Activ Trades. "Der Risikoappetit hängt derzeit von zwei mächtigen Gegenspielern ab: Der Angst vor einer zweiten Welle und die Pakete der Regierungen und Notenbanken, um die Wirtschaft am Laufen zu halten."

Auf der Verkaufsliste standen dagegen Anleihen. Im Gegenzug weitete sich die Rendite der deutschen Bundesanleihen auf minus 0,413 Prozent aus. US-Papiere rentierten mit 0,769 Prozent ebenfalls höher. US-Notenbankchef Jerome Powell stellt sich noch im Tagesverlauf den Fragen von Abgeordneten und dürfte dabei deutlich machen, dass die USA vor einer schwierigen Erholung stehen und weitere Konjunkturhilfen nötig sein dürften.

Freundlichere Töne bei den Brexit-Gesprächen stützten das Pfund. Die britische Währung erholte sich von ihrem Zwei-Wochen-Tief und verteuerte sich in der Spitze um 0,7 Prozent auf 1,2687 Dollar. Am Montag hatten sich Großbritannien und die EU darauf verständigt, die Gespräche über die künftigen Beziehungen im Juli zu intensivieren. Die Verhandlugnen stecken seit langem fest.

TUI UND LUFTHANSA IM AUFWIND


Von der Aufhebung der meisten Reisebeschränkungen in Europa profitiert vor allem der Freizeit- und Reisesektor. TUI-Aktien zogen bis zu 8,7 Prozent an, nachdem der weltgrößte Tourismuskonzern ankündigte, nach dem Einbruch wegen der Corona-Krise sein Geschäft wieder langsam hochzufahren. Bei Cineworld sorgte die Ankündigung für Rückenwind, in den nächsten Wochen alle Säle wieder zu öffnen. Aktien des britischen Kino-Konzerns, die in diesem Jahr um fast zwei Drittel eingebrochen sind, legten in der Spitze rund elf Prozent zu.

Lufthansa-Aktien kletterten um bis zu 6,7 Prozent. Der Konzern teilte am Vorabend mit, mit den Gewerkschaften bis zum 22. Juni Vereinbarungen zum Personalabbau treffen zu wollen. Die voraussichtlich auf Dauer überzähligen 22.000 Vollzeitstellen verteilen sich dem Konzern zufolge auf alle Geschäftsfelder.

Auf dem Verkaufszettel stand dagegen Zalando-Titel. Aktien des Modeversenders gaben rund fünf Prozent nach, nachdem Großaktionär Kinnevik seine Sperrminorität aufgegeben hat. Der schwedische Investor platzierte bei institutionellen Anlegern ein Aktienpaket von 4,4 Prozent an Zalando und nahm damit 645 Millionen Euro ein.

rtr