Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 29.11.2018 in Heftausgabe 48/2018

Amazon wird pleitegehen. Das attestierte Vorstandschef Jeff Bezos seinem Konzern zuletzt bei einem Meeting der Führungskräfte. Diesen Tag gelte es möglichst lange hinauszuzögern. Den Anfang vom Ende sieht er kommen, wenn sich Amazon sich selbst und nicht mehr die Kunden fokussiert. Es sollte wohl eine Motivationsrede für die Topleute des Konzerns sein. Jeder Tag gilt bei Amazon als der "Day One", als der erste Tag überhaupt.

Dieses Leitmotto haben andere erfolgreiche Konzerne so zwar nicht ausgesprochen, absoluter Kundenfokus gilt jedoch auch für sie. Nicht ohne Grund existieren Walt Disney, McDonald’s, Johnson & Johnson und Co schon seit Jahrzehnten. Und nicht ohne Grund schweben sie in höheren Sphären, wenn andere Unternehmen abtauchen. Früh erkannten sie, was Menschen begehren, und die wiederum kaufen, was sie kennen - die Produkte, aber auch die Aktien. Dass McDonald’s Burger verkauft, American Express Kreditkarten anbietet oder Walt Disney Mickymaus zum Leben erweckte, ist wohl jedem geläufig.

Was so allgegenwärtig ist und vielleicht auch etwas altbacken daherkommen mag, ist sehr erfolgreich: Denn es sind genau diese Unternehmen, die Börsianern derzeit viel Freude bereiten. Allen ist gemein, dass sie trotz geopolitischer Unsicherheiten immer noch auf Erfolgskurs sind und nahe den Höchstständen notieren. Gerade in Zeiten volatiler Märkte und in Phasen, in denen die Konjunktur ihren Höhepunkt zu überschreiten scheint, legen Investoren ihr Geld in Firmen an, die hohe Sicherheit versprechen.

Sie gehen auf die Suche nach defensiveren Titeln, bei denen die Gefahr, künftig zu enttäuschen, geringer ist - das Wachstumspotenzial im Vergleich zu den Tech-Granden allerdings auch begrenzt erscheint. Und doch erfinden sich diese Konzerne immer wieder neu oder sie finden sich wieder: So erkennt Walt Disney, dass dem Streaming die Zukunft gehört, erkennt Starbucks, dass Kunden auch zu Hause bedient werden wollen oder McDonald’s, dass sie den Kunden das bieten müssen, was sie wollen: Fast Food. Der Schwenk hin zu gesünderem Essen funktionierte nicht. Der Konzern besann sich wieder auf seine Stärken und kehrte zu seinen Wurzeln zurück.

Nehmen Investoren bei Techunternehmen aktuell Gewinne mit, stehen die All-Stars mit stabilen Erträgen und soliden Dividenden voll im Saft. So befindet sich der FANG-Index, in dem sich die großen Technologiekonzerne aus den USA befinden, im Sinkflug. Der Dow Jones, in dem fünf unserer Empfehlungen notieren, hält sich indes wacker und bleibt stabil. Dank Trump’scher Steuerpolitik verdienen die Unternehmen gut, Deregulierung und Importzölle sorgen zumindest kurzfristig für einen wirtschaftlichen Höhenflug. Gerade in der Zeit zwischen Thanksgiving und dem Jahreswechsel sitzt bei US-Konsumenten das Geld besonders locker. Das sollte auch den ausgewählten Titeln zugutekommen. Wie nachhaltig der Aufschwung tatsächlich ist, wird die Zukunft zeigen.

Was Mut macht: Schon immer gab es in den vergangenen Jahrzehnten Unternehmen, die sämtliche politischen Wirren aushielten. Beispiel McDonald’s: Seit 1978 erhöhte der Konzern ununterbrochen jedes Jahr die Dividende. Mit der Einführung der Schnellrestaurants traf man den Nerv der Zeit. Und das trotz aller Kritik. Wer sich den Titel 1988 ins Depot legte, kaufte ihn für rund 4,80 Euro. Aktuell steht der Aktienkurs bei 160 Euro, Ausschüttungen mit eingerechnet.

Der Getränkeriese Coca-Cola schüttet sogar seit 56 Jahren jedes Jahr mehr aus. Oder Johnson & Johnson: Das Unternehmen überlebte zwei Kriege, die Weltwirtschaftskrise, die Finanzkrise und ist an der Börse stark wie nie. Und wird wohl noch ein Weile existieren. Genauso wie Amazon, auch wenn der Chef sich sorgt.

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American Express-Aktie: Kreditkartenanbieter reist nach Fernost



Wer erinnert sich nicht an die Traveller Checks, die man im Urlaub einlöste und dafür Geld bekam? Seit Ende 2015 sind sie in Deutschland nicht mehr erhältlich. Doch selbst bei Kreditkartenanbietern kann man etwas nostalgisch werden. Kreditkarten haben das Bargeld abgelöst. Bargeldloses Zahlen beschert den Anbietern weiteres Wachstum.

Daran glaubt auch der milliardenschwere Hedgefondsmanager Daniel Loeb. Für ihn ist die Sache relativ klar: Der neue Chef von American Express, Stephen Squeri, wird den Finanzdienstleister revitalisieren. Der aktivistische Investor geht davon aus, dass Squeri das Umsatzwachstum forcieren wird. Vor allem soll er dafür sorgen, dass die Kundenbasis steigt und die Akzeptanzstellen weltweit zulegen.

Aktuell hat American Express 115 Millionen Karten ausgegeben und besitzt damit das viertgrößte Bezahlungsnetzwerk weltweit. Vor allem im Geschäftskundenbereich und im Ausland sehen Experten deutlich Luft nach oben. Hier klafft noch immer eine Lücke zu den Konkurrenten Visa und Mastercard. Gerade mal 35 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet American Express außerhalb der USA. Rund zwei Drittel sind es bei den Konkurrenten.

Als erstem US-amerikanischem Unternehmen gelang Amex jetzt der Schritt in den hart umkämpften chinesischen Markt. Dafür muss der Konzern allerdings mit einer dortigen Firma kooperieren und sich auch das Geschäft teilen. Schon vor Längerem haben sich die Chinesen verpflichtet, Ausländern Geschäfte zu ermöglichen.

Letztlich ist auch Amex ein echter Dauerläufer. Erst vor Kurzem markierte der Titel bei 95,90 Euro ein neues Allzeithoch. Häufig schon hatte Loeb mit seinen Investments den richtigen Riecher.





Starbucks-Aktie: Raketenantriebsstoff sorgt für Fantasie



Einen Lauf hat aktuell auch die Aktie von Starbucks. Vergangene Woche kletterte der Titel auf ein neues Top. Seit Ende Juni legte der Aktienkurs um knapp die Hälfte zu.

Grund waren vor allem besser als erwartet ausgefallene Fundamentaldaten im letzten Abschnitt des Geschäftsjahres: So kletterte der Umsatz um mehr als elf Prozent auf 6,3 Milliarden Dollar. Vor allem der Anstieg auf gleicher Fläche überraschte: In den USA legte der Kaffeeröster um vier Prozent zu.

Das sah im ersten Halbjahr noch anders aus: Damals blieb Starbucks hinter den Erwartungen zurück. So mancher Investor fragte sich, ob der Zenit im Heimatland überschritten sei und nur über Neueröffnungen zusätzlicher Umsatz erwirtschaftet werden könne.

Zuletzt verkaufte Starbucks für sechs Milliarden Euro die Vertriebslizenz seiner Produkte an Nestlé. Dieser Teil machte rund acht Prozent des Umsatzes aus.

Weltweit betreibt das Unternehmen rund 28 000 Lokale. Wachstumsfantasie kommt vor allem aus China. Starbucks betreibt im Reich der Mitte 3400 Läden und will die Anzahl bis 2022 verdoppeln. Zusammen mit Alibaba und dessen Tochter Ele.me will der Konzern seinen Kunden das Heißgetränk auch immer öfter direkt liefern.

Vorstandschef Kevin Johnson sprach von einem "Raketenantriebsstoff". Im kommenden Jahr soll das Netz auf mehr als 30 Städte in China ausgeweitet werden. Innerhalb von drei Jahren hat sich der Kaffeekonsum in der Teetrinkernation nahezu verdreifacht.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Internationale Wettbewerber, aber auch chinesische Firmen wollen mit der Bohne Geld verdienen. Das chinesische Start-up Luckin etwa soll seit Jahresbeginn 600 Kaffeeläden in 13 Städten eröffnet haben.





McDonald’s-Aktie: Mit neuer Strategie in andere Sphären



Mit kaum einem anderen Unternehmen verbinden Menschen die USA ähnlich stark wie mit McDonald’s. Freiheit, Fast Food, vielleicht auch Fettleibigkeit stehen sinnbildlich für den Konzern.

Wie flexibel traditionsreiche Unternehmen sein können, zeigt McDonald’s aktuell: Bislang wurden die Rezepte streng geheim gehalten. In Russland gab es jetzt eine Ausnahme. Laut "Wall Street Journal" fährt der Burgerriese dort eine regionale Kampagne und verrät einem Produzenten die Pommes-Rezeptur. Für McDonald’s sind lokale Kooperationen sinnvoll: Die Produktionskette wird kürzer, Logistikkosten sinken, Währungsrisiken nehmen ab und politische Gräben werden überwunden.

Während Russland noch ein klassischer Wachstumsmarkt ist, ist der US-Markt gesättigt. Diskussionen um rückläufige Geschäfte wegen gesundheitlicher Bedenken, höherer Kosten und eines zu langsamen Umsatzwachstums machten die Runde. Zwar ist der Anstieg dort in der Tat begrenzt, die Zahl der Restaurants in diesem Jahr gesunken. Letztlich fiel der Umsatzrückgang im dritten Quartal aber nicht so stark aus wie von Analysten erwartet. Mit einem Strategieschwenk will McDonald’s Kunden zurückgewinnen.

Die Idee, gesünderes Essen anzubieten, wurde verworfen. Moderner, vor allem automatisierter sollen die Restaurants werden. Bis Ende 2019 sollen auch alle Kunden in Deutschland per App bestellen und bezahlen können. Deutlich mehr Burger sollen den Konsumenten künftig direkt nach Hause geliefert werden. Bei Goldman Sachs steht der Titel auf der "Conviction Buy"-Liste. Der Markt scheint an die neue Strategie zu glauben. Auch wir erhöhen unser Kursziel für die Aktie und ziehen den Stoppkurs nach.





Johnson & Johnson-Aktie: Viel Stabilität für Langfristanleger



Wer in unsicheren Börsenzeiten nach Verlässlichkeit sucht, kommt an der Aktie von Johnson & Johnson nicht vorbei. Der amerikanische Pharmazeutika- und Konsumgüterhersteller erhält seit Jahren von allen großen Ratingagenturen Bestnoten in puncto Bonität. Der Titel gilt als Paradebeispiel dafür, wie Anleger langfristig und sicherheitsorientiert ihr Geld erfolgreich in Aktien investieren können.

Seit 1944 ist das Unternehmen schon börsennotiert. Seither gab es jedes Jahr eine Dividende, seit 56 Jahren in Folge steigt die Gewinnausschüttung. Auch im kommenden Jahr dürfen sich Aktionäre wohl auf höhere Dividenden einstellen.

Denn trotz des starken Dollar hat der Gesundheitskonzern im dritten Quartal dank seines Pharmageschäfts sowohl bei Umsatz als auch beim Gewinn zugelegt. Das Management erhöhte daraufhin die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Die Erlöse sollen 2018 bei über 81 Milliarden Dollar landen, was auf vergleichbarer Basis einem Wachstum von 5,5 bis sechs Prozent entspricht. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll sich auf 8,13 bis 8,18 Dollar belaufen.

Die Amerikaner wirtschaften nachhaltig hochprofitabel. Die Rendite auf das investierte Kapital war in den vergangenen Jahren meist deutlich höher als die gewichteten Kosten für Fremd- und Eigenkapital.

Johnson & Johnson erzielt für seine Aktionäre also stetig Mehrwert. Die Aktie ist kein Schnäppchen, mit einem KGV von 17 liegt der Titel aber unter seinem historischen Mittel von 20. Zudem ist das Papier wenig zyklisch und birgt überschaubare Risiken. Im Gegenzug gibt es kontinuierlich steigende Dividenden und viel Stabilität für Langfristanleger.





Walt Disney-Aktie: Unterhaltungskonzern ist in Feierlaune



Kürzlich feierte Mickymaus ihren 90. Geburtstag. Jubilieren können auch Aktionäre: Der Titel nimmt wieder alte Höchststände ins Visier, und auch strategisch befindet sich der Konzern auf Kurs.

So verkündete Walt Disney eine Entwicklungspartnerschaft mit Jam City, einem Entwickler von mobilen Spielen. Disney-Klassiker wie "Frozen" sollen dann als Spiel auf Tablets und Smartphones laufen.

Gaming gehört zum am schnellsten wachsenden Segment der Unterhaltungsbranche. Erst vor wenigen Wochen hat Disney die Übernahme von 21st Century Fox für 71 Milliarden US-Dollar bekannt gegeben.

Jetzt sind die Augen vor allem auf die Streamingdienste des Konzerns gerichtet. Gestartet ist der Dienst per Knopfdruck bereits bei ESPN. Für fünf Dollar im Monat ziehen sich Zuschauer seit April verschiedene Sportsendungen per App auf die Geräte.

Der große Durchbruch soll Ende 2019 gelingen. Dann wollen Vorstandschef Bob Iger und seine Mitarbeiter den Streamingdienst Disney+ starten. Und das zu einem Preis, der deutlich unter dem des Wettbewerbs liegen soll.

Netflix und Co müssen sich dann warm anziehen. Denn die Filmbibliothek, über die der Medienriese mit der Fox-Übernahme verfügt, ist riesig. Unter anderem gehören Filme wie "Avatar", "Titanic" oder die Serie "Die Simpsons" zum Bestand.

Lange Zeit war die Disney-Aktie ein Nachzügler im Dow Jones. Erst mit der Bekanntgabe der Fox-Übernahme zog der Aktienkurs wieder an. Dies kam etwas überraschend, fällt doch normalerweise der Kurs des übernehmenden Unternehmens, zumal der Preis auch recht üppig war.

Doch auch fundamental passt es momentan: Allein im vierten Quartal kletterte der Nettogewinn um 33 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Stark lief zuletzt vor allem die Filmsparte, und bei den Themenparks gab es ebenfalls deutliche Zuwächse.

Wie stark der Kurs des Mediendinos zulegte, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Wer lange genug am Ball blieb, konnte viel Geld verdienen - splitbereinigt legte der Aktienkurs seit November 1968 von 0,41 Dollar auf aktuell 116 Dollar zu. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,7 für 2019 ist die Walt-Disney-Aktie noch nicht zu teuer.

Setzt sich das Unternehmen im Streaming durch, ist Luft nach oben. Wir raten zum Einstieg.





Coca-Cola-Aktie: Mit Energydrinks und Koffein in die Zukunft



Ein Dauerbrenner und begehrter Spieler in einem All-Star-Team ist sicherlich auch der Brausehersteller Coca-Cola: Eigentlich war Apotheker John Stith Pemberton auf der Suche nach einem Sirup, der Kopfschmerzen und Müdigkeit vertreibt. Heraus kam im Jahr 1896 eine Rezeptur für Coca-Cola, die im World-of-Coca-Cola-Museum in Atlanta in einem Safe liegt.

Weltweit werden täglich 1,9 Milliarden Getränke der US-Firma konsumiert. So gesichert wie die Zutaten für die Brause ist die Dividende für Aktionäre: Seit 1920 schüttet der Konzern eine aus. In den vergangenen Jahren gehörte Coca-Cola zu den zuverlässigsten Zahlern: Erst in diesem Jahr wurde sie wieder erhöht - zum 56. Mal in Folge. Und der Aktienkurs bewegt sich in die richtige Richtung: Mit mehr als 44 Euro markierte der Titel vor zwei Wochen ein neues Allzeithoch. Auch Warren Buffett glaubt seit Langem an die Stärke des Getränkeherstellers. Immer noch hält er über seine Gesellschaft Berkshire Hathaway knapp zehn Prozent der Anteile. Aktuell 400 Millionen Stück - ein Wert von rund 18,5 Milliarden Dollar.

Buffett glaubt an den Titel, obwohl sich der Konzern neu erfinden muss. Seit Jahren sind Umsatz und Gewinn rückläufig. Verbraucherschützer werfen dem Unternehmen vor, dass die Getränke vor allem Kindern schaden.

Coca-Cola reagiert: Der "Durstlöscher" will weg vom Image des ungesunden Zuckerbrausekonzerns. Mit neuen Produkten soll dieser Wandel vollzogen werden: Ende August wurde mit der britischen Costa Coffee die zweitgrößte Kaffeekette der Welt für 4,4 Milliarden Euro übernommen.

Statt gezuckerter Kaltgetränke setzt der Konzern auf gesündere. Schon jetzt steigt der Absatz von Coca-Cola Zero Sugar, zuckerarmer Sprite oder Fanta.

Gerüchten zufolge wollen die US-Amerikaner 2019 auch einen neuen Energydrink auf den Markt bringen und damit Red Bull Paroli bieten. Aktuell hält der Konzern einen Minderheitsanteil und die weltweite Vertriebslizenz am Energydrink "Monster". Der Markt für Energydrinks zählt zu den am schnellsten wachsenden.

Für Coca-Cola mit seiner Vertriebsstärke wäre es sicherlich sinnvoll, künftig ein eigenes Produkt zu kreieren. Den Aktienkurs könnte das auch weiterhin zu immer neuen Höchstständen führen.