Für den Führungswechsel im VW-Konzern zum 1. September sind die Weichen gestellt: Porsche-Chef Oliver Blume (54) wird dann den Vorstandsvorsitz von Herbert Diess (63) übernehmen. Laut Nachrichtenagentur Reuters soll er bereits eine Verkleinerung des zwölfköpfigen VW-Vorstands planen und Kandidaten für das Gremium aussortieren, das auf acht bis neun Mitglieder schrumpfen könnte.
Derweil steht Blume selbst in der Kritik. Er genießt zwar im Konzern und an den Finanzmärkten hohes Ansehen. Doch dass er bei VW die Führung übernehmen und gleichzeitig Porsche-Chef bleiben will, ist auf heftigen Widerspruch gestoßen, vor allem bei Investoren. Diese Doppelfunktion dürfte er jedoch nur vorübergehend einnehmen, glauben Autoexperten wie Ferdinand Dudenhöffer.
Nach dem für Herbst geplanten Börsengang des Autobauers Porsche könnte es demnach auch dort zu einem Chefwechsel kommen. Mit Porsche-Finanzchef Lutz Meschke (56) stehe ein Blume-Nachfolger parat, der sowohl bei den Familien Porsche und Piëch als auch bei Investoren großes Vertrauen genieße, heißt es in der Branche.
Familienzugriff auf Porsche
Die Familieneigentümer wollen mit dem Wechsel an der VW-Spitze und dem Börsengang der Tochter vor allem ihre Macht im Konzern ausbauen. Ihr Wunschkandidat Blume soll als künftiger Konzernchef das operative Geschäft und die strategische Ausrichtung von VW stärker unter Kontrolle halten.
Vor allem aber soll er die Umsetzung des geplanten Börsengangs des Sportwagenbauers Porsche sicherstellen. Denn über diese Emission wollen sich die Eigentümerfamilien wieder einen direkten Zugriff auf den Autobauer sichern. Den hatten sie vor rund zehn Jahren verloren, als Porsche in den VW-Konzern integriert wurde, nachdem der Versuch gescheitert war, VW zu übernehmen.
Regie beim Börsengang wird allerdings Finanzvorstand Lutz Meschke führen - und damit wächst auch die Macht des bisherigen Blume-Stellvertreters. Schon jetzt gilt er als Schlüsselfigur der milliardenschweren Emission. Erst Anfang des Jahres hatte er einen neuen Fünfjahresvertrag als Porsche-Vize- chef bekommen.
Unterdessen hält VW trotz des unsicheren Marktumfelds am Porsche-Börsengang fest. Die Emission soll voraussichtlich im vierten Quartal über die Bühne gehen. Der VW-Konzern erwartet sich davon größere finanzielle Flexibilität, um die Transformation zu einem software-basierten Mobilitätsanbieter voranzutreiben. Der Autobauer Porsche wiederum soll dadurch mehr unternehmerische Freiheit bekommen.