Liebe Anlegerinnen und Anleger,
von wegen Ferienzeit gleich "Saure-Gurken-Zeit" - auf jeden Fall nicht für uns Anleger und nicht an der Börse. Vergleichbar mit dem untypischen Jahresauftakt an den globalen Märkten will sich auch der gefürchtete August einfach nicht an den saisonalen Fahrplan halten.
Auch die viel zitierte Börsenregel "Sell in May" war in diesem Jahr nicht besonders hilfreich, da seit dem 1. Mai der wichtige weltweit beachtete MSCI Index um 7 % zulegte, also in etwa die Performance eines gesamten Jahres. Aber auch die Sorgen rund um den Brexit und die potentielle europäische Bankenkrise sind plötzlich von der Bildfläche verschwunden.
Anstatt uns Kursverluste und hohe Volatilität zu bescheren, sinkt die Schwankungsbreite der Indizes immer weiter. Die Kehrseite dieser Medaille sind neue zyklische Hochs in verschiedenen weltweit beachteten Indizes. Ausgelöst wurden diese wahrscheinlich durch den überraschend positiven US-Arbeitsmarktbericht, da sich ansonsten gute und schlechte Nachrichten in etwa die Waage hielten. Dementsprechend erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine leichte Verbesserung der Konjunktur in den USA. Positiv zu beurteilen ist insbesondere, dass gute Nachrichten derzeit als solche interpretiert werden und nicht automatisch Zinsängste auslösen. Ganz im Gegenteil konnten in den vergangenen Tagen sogar die zinssensitiven Sektoren der Banken und Finanzen zulegen. Dies ist wichtig, da sich dadurch die ohnehin schon positive Marktbreite weiter erhöht und die neuen und "frischen" Zugpferde der Börse parat stehen, sobald andere Sektoren in eine Konsolidierung übergehen.
Da ein Bild mehr sagt als viele Worte, zeige ich Ihnen hier den weltweit beachteten US Bankensektor als gelassenen P & F Chart.
Der Bankensektor springt über die Trendgerade
Wie Sie sehen, hat sich im US- Bankensektor im Einklang mit dem breiten Markt- bereits im Februar (Ziffer 2) eine positive X Säule und dann sogar eine aufsteigende Unterstützungsgerade gebildet. Diese wurde allerdings Ende Juni durch den "Brexit-Schock" noch einmal vorübergehend verletzt. Diese Beschädigung der positiven Trendgerade war allerdings nur sehr kurzfristig und stellte sich als Bärenfalle heraus, die die Kurse zusätzlich beschleunigte.
Die wirklich große Überraschung erfolgte aber erst wenigen Tagen im August (Ziffer 8). Trotz oder gerade wegen des weltweit sehr negativen Sentiments gegenüber den Bank- Aktien schafften diese das Kunststück, die seit über einem Jahr dominierende negative Abwärtstrendgerade von unten zu durchbrechen. Damit hat sich die Chance für die Bullen stark vergrößert, in den kommenden Monaten wieder bis an das Hoch bei etwa 80 Punkten zu klettern. Dies wäre auch für die übergeordneten Indizes und globalen Märkte ein wichtiges Ausrufesignal, da eine stabile Hausse ohne die wichtigen Bankaktien grundsätzlich nur schwer vorstellbar ist.
Zunächst ist es aber wichtig, daß die Bullen den markanten Widerstand bei etwa 71 einnehmen können. Dann wäre der Weg frei bis zum Zwischenhoch bei 77 und das Allzeit-Hoch wäre zum Greifen nahe. Umgekehrt sollten Sie die Unterstützungen bei 65 und vor allem 60 gut im Auge behalten. Unterhalb davon muss mit einem Test des Jahrestiefs bei 55 gerechnet werden. Aber wie gesagt, im Augenblick sieht es so aus als ob die unglaublich hohe Liquidität die Kurse weiter nach oben schiebe könnte.
Der Markt wird von der Nachfrageseite gelenkt
Hier sehen Sie den wahrscheinlich wichtigsten Risikoindikator des inneren Marktes. Konkret erkennen Sie die Relation der im S & P 500 Index enthaltenen Aktien, die auf einem vorab definierten Kaufsignal der P & F Technik handeln. Im Augenblick sind es dreiviertel der Index-Mitglieder, die sich auf einem Kaufsignal befinden. Wichtig ist dabei die aktuelle und positive X-Spalte im rechten Bereich, die ihnen zeigt, dass sich die Anzahl der Aktien auf einem Kaufsignal weiterhin erhöht.
Zu Jahresbeginn befanden sich nur ein Viertel der im S & P 500 Index enthaltenen Aktien auf einem Kaufsignal. Dann aber erhöhte sich deren Anzahl sehr dynamisch auf 78 %, nur um im Zusammenhang mit den Turbulenzen rund um den Brexit wieder deutlich auf 50 % abzusinken. Die dabei gebildete negative 0- Spalte war ein deutliches Warnsignal und weckte sehr düstere Erinnerungen an den Sommer 2015 oder gar 2011. In diesem Jahr aber kam es ganz anders und angetrieben durch die immense Liquidität an den Märkten erhöhte sich sehr schnell wieder die Relation der Aktien, die auf einem Kaufsignal handelt (siehe die rechte positive X-Spalte ganz rechts mit der Ziffer 7 für Juli). Aktuell handeln 75 % der notierten Aktien oberhalb der wichtigsten Unterstützung der P & F Technik, werden also von der Nachfrage getragen. Dies deutet auf eine hohe Beteiligung der verschiedensten Sektoren und Branchen und vor allem zeigt Ihnen die X Spalte, dass sich die Anzahl der Aktien weiterhin erhöht, die von der Nachfrage getragen werden.
Fazit: die "offensive Mannschaft" sollte weiter auf dem Feld bleiben trotz der zweifellos vorhandenen geopolitischen Risiken. Entsprechend dieser Anlage-Philosophie ist es jetzt sinnvoll, "Mr.Market" möglichst viele Punkte abzujagen und erst wieder in die Defensive zu wechseln, wenn sich im rechten Bereich eine negative null Spalte bildet. Dann nämlich erst würden die großen Anleger systematisch Kapital abziehen, immer mehr Aktien würden wieder vom Angebot gelenkt und immer mehr Sektoren kämen unter Druck.
DAX springt auf neues Jahreshoch
Die größte Überraschung der vergangenen Tage war für die meisten Anleger mit Sicherheit der unerwartete und erfolgreiche Angriff der Bullen auf den hartnäckigen Widerstand bei etwa 10.450 Punkten. Das Ausmaß der Überraschung lässt sich aus der Dynamik der Kursbewegung ableiten, nachdem der "Deckel" erfolgreich abgesprengt war.
Seit Anfang Juli (Ziffer 7 in der X-Spalte) hat sich eine neue positive Unterstützungsgerade gebildet. Trotzdem blieb das vormalige Widerstandsniveau bei etwa 10.000 Punkten zunächst erhalten. Nach einer kurzen Atempause und dem Rücktest der Region von 9.900 klärten dann jedoch die Bullen zunächst die Region von 10.300 und dann sogar das bisherige Jahreshoch bei 10.450. Wer hätte das vor wenigen Wochen noch für möglich gehalten?
Obwohl sich die Bären bisher noch nicht zurückgemeldet haben, ist nun mit einem Test der neuen Unterstützung bei etwa 10.500 zu rechnen. Dies wäre weder ungewöhnlich noch schädlich für den weiteren positiven Trendverlauf. Die Dynamik des Ausbruchs lässt keinen großen Zweifel aufkommen, dass der deutsche Aktienmarkt noch für eine Weile von der Nachfrage gelenkt wird. Alleine die aktuelle Charttechnik deutet auf ein Kursziel von etwa 11.500 Punkten. In diesem Fall aber käme auch relativ schnell das bisherige Allzeit-Hoch des DAX bei etwa 12.400 auf den Radar der Käufer. Dies ist natürlich noch alles Zukunftsmusik und bis dahin wird noch eine Menge Wasser den Rhein hinunterfließen - aber dennoch ist dies per heute das wahrscheinlichste Szenario. Und für uns Investoren wahrlich kein schlechtes.
Umgekehrt gilt es natürlich die neue Unterstützung bei etwa 10.450 zu beobachten. Unterhalb davon könnte sich eine mögliche Korrektur bis etwa 9.950 ausweiten. Aber auch dann würden wir nach wie vor oberhalb der aufsteigenden positiven Unterstützungsgerade handeln, der Aufwärtstrend wäre auch auf diesem ermäßigtem Kursniveau noch gültig. Richtig unangenehm wird es erst, falls die Verkäufer es schaffen sollten den Kurs unter die Trendgerade zu drücken.
Falls Sie sich für die Philosophie der P & F Charts und des inneren Marktes interessieren, beachten Sie bitte auch meinen Gratis-Börsenbrief.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit ihren Investitionen.
Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland, ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".