Welche Unternehmen sind eigentlich in den besten Nachhaltigkeitsfonds am häufigsten vertreten? Und welche davon sind ein gutes Investment? Das hat €uro auf Grundlage des €uro-Eco-Ratings analysiert. Dabei haben wir uns Fonds und ETFs aus den beliebtesten Anlagekategorien wie globale Aktien angesehen, die das beste €uro-Eco-Rating "A" tragen. Um dort nur die erfolgreichsten Fonds unter die Lupe zu nehmen, durften diese keine schlechtere FondsNote als 3 haben und mussten in den vergangenen fünf Jahren mehr als 50 Prozent Gewinn erwirtschaftet haben.
Am Ende dieses ersten Analyseschrittes stand eine Liste von etwa 40 Fonds, in denen wir fast 70 Aktien mehrfach unter den größten Positionen gefunden haben. Aus dieser Rangliste hat €uro in einem zweiten Schritt die besten Aktien herausgefiltert. Wichtig waren bei der Auslese etwa die Bewertung, also Kennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Buch-Verhältnis und das Kurs-Cashflow-Verhältnis. Daneben achtete die Redaktion aber noch darauf, wie hoch ein Unternehmen verschuldet ist und wie rentabel (gemessen an der Eigenkapitalrendite) es ist. Schließlich haben wir auch die Entwicklung der Aktien in die Analyse einbezogen. Dazu wurde die durchschnittliche jährliche Gesamtrendite, die sich aus Kursgewinnen und gezahlten Dividenden zusammensetzt, herangezogen. Die zehn Aktien, die dabei das beste Gesamtbild zeigten, finden Sie hier:
Amplifon
Gut zu hören ist ein Plus für die Lebensqualität. Amplifon ist einer der größten Hörgerätehersteller weltweit. Der Deutsche Schwerhörigenbund schätzt, dass fast jeder Fünfte über 14 Jahre in Deutschland hörbeeinträchtigt ist. Darüber versucht Amplifon durch Kampagnen aufzuklären - etwa für Kinder und Jugendliche an Schulen. Kunden äußern sich durchweg positiv über Service, Qualität und Tragekomfort der Produkte. Auch die Stiftung Warentest lobt die Produkte der Italiener. Diese Punkte kommen zusammen mit einer hohen Frauenquote im Unternehmen auch bei Managern von Nachhaltigkeitsfonds gut an. Laut den Analysten von Sustainalytics zählt Amplifon zu den zehn nachhaltigsten Unternehmen in der Gesundheitsindustrie weltweit. Zwar nahm der Nettogewinn 2020 wegen des Corona-Lockdowns im Vergleich zu 2019 ab. Doch das schmälert weder die guten Aussichten noch die Solidität der Firma. Von 2015 bis 2019 legte der Umsatz um 70 Prozent zu, der Gewinn nach Steuern gar um 130 Prozent. Die Behandlung von Hörbeeinträchtigungen bleibt ein wichtiger und durch die weltweit steigende Lebenserwartung wohl auch wachsender Gesundheitsmarkt. Die Aktie dürfte davon profitieren.
ASML
Erst mit der auf extrem kurzwelliges UV-Licht (EUV) ausgerichteten Lithografie-Technologie des niederländischen Anlagenbauers ASML lassen sich Schaltpläne mit kleinsten Leiterbahndurchmessern, derzeit sieben und fünf Nanometer, realisieren. Zum Vergleich: Der Durchmesser eines Haars entspricht 10000 Nanometern. Notwendig sind diese Architekturen etwa für Speicher und Halbleiter in Smartphones. Mit der sogenannten EUV-Lithografie ist der Konzern seit einigen Jahren weltweit führend, Konkurrenten sind hier bisher nicht in Sicht. Und je weiter sich die Architektur von Chips verkleinern lässt, desto mehr Chancen hat ASML zu wachsen. Zuletzt lag der Umsatz bei 14 Milliarden Euro. Um die Produktion klimafreundlicher zu machen, wurde die Stromversorgung der Werke im vergangenen Jahr komplett auf regenerative Energien umgestellt. Bei der nächsten Generation der Maschinen soll der Energieverbrauch pro Wafer, gemeint sind damit die Scheiben aus Silizium, die man braucht, um Halbleiter herzustellen, um 60 Prozent reduziert werden. ASML dominiert in einer Nische des Chipmarkts mit hohen Wachstumsraten. Damit ist die Aktie ein langfristig lohnendes Investment.
Carl Zeiss Meditec
In vielen Augenarztpraxen sind die Geräte von Carl Zeiss Meditec Standard, etwa wenn es darum geht, Kurzsichtigkeit oder die Augenkrankheit grauer Star zu entdecken. Auch in Augenkliniken sind sie vielfältig im Einsatz. Zudem baut der Medizintechniker Geräte, um Augen zu lasern, und bietet Technologien für weitere Fachgebiete wie Zahnmedizin, HNO, Neurochirurgie und Strahlentherapie bei der Behandlung von Krebs an. So ist er in vielen wichtigen Bereichen der Medizintechnik tätig. Fondsmanager bewerten auch Produktionsbedingungen und Unternehmenskultur bei Carl Zeiss Meditec positiv. Zudem investieren die Jenaer viel in Forschung und Entwicklung. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO nehmen Sehschwäche und Augenleiden zu. Aber auch heute ist der Bedarf an Augenbehandlungen enorm. Rund eine Milliarde Menschen leiden laut WHO an Sehschwäche. Den meisten von ihnen könne man mit der Technik von Carl Zeiss Meditec helfen. Nachdem im vergangenen Geschäftsjahr, das bis 30. September 2020 dauerte, Umsatz und Gewinn gesunken waren, berichtet die Konzernspitze bereits von einer gestiegenen Nachfrage. Das sollte die Aktie wieder weiter steigen lassen.
Deutsche Post
Die Deutsche Post ist das größte Logistikunternehmen der Welt. Die Bonner arbeiten daran, die Emissionen, die beim Transport von Briefen, Paketen und Co entstehen, zu verringern. Briefträger sind sowieso oft mit dem Fahrrad unterwegs. Auch die Street-Scooter der Post etwa, die auf kürzeren Strecken rein elektrisch Pakete ausliefern, dürften vielen schon begegnet sein. Für längere Strecken und schwerere Ladungen will man jetzt mit Volvo Trucks reine E-Lkw entwickeln. Die Sparte DHL Freight und die Schweden haben ein gemeinsames Pilotprojekt für einen rein elektrischen Volvo-FH-Lkw gestartet. Bis 2025 will die Post die eigene Zustellung und Abholung zu 70 Prozent mit sauberen Lösungen wie Fahrrad oder E-Fahrzeugen erledigen. 2050 sollen sämtliche logistikbezogenen Emissionen bei null liegen. Das Geschäft bei der Post brummt, vor allem weil der Onlinehandel boomt, was die Corona-Pandemie noch verstärkt hat. 2020 bescherte dem Konzern mit 4,85 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern ein erneutes Rekordergebnis, das in diesem und in den Folgejahren weiter wachsen soll. Die Deutsche Post will ihre Aktionäre über eine höhere Dividende am Rekordjahr 2020 teilhaben lassen.
Huhtamäki
Huhtamäki ist ein führender Hersteller von Verpackungen für Lebensmittel wie Eierkartons, Einweggeschirr oder Schokoriegelpapier. Doch die Finnen haben mit ihren Produkten ein Öko-Problem: Viele wandern nach einmaligem Gebrauch auf den Müll, landen in der Umwelt und werden nur zum Teil wiederverwertet. Denn das Gros der Verpackungen besteht aus einem Gemisch verschiedener Kunststoffe, das nur schwer wiederaufbereitet werden kann. Das will der Konzern ändern. Mittlerweile bietet er immer mehr Einwegbecher und Geschirr aus reiner Pappe oder Pflanzenfasern an, die sich recyceln oder kompostieren lassen. Damit zeigt sich Huhtamäki in der Branche als Vorreiter. Kunststoffe will es ganz aus den Verpackungen verbannen, bis 2030 sollen alle Produkte kompostierbar oder wiederverwendbar sein. Sämtliche Papier- und Pflanzenfasern sollen aus Recyclingmaterial oder zertifizierten Quellen stammen. Die Produktion der Verpackungen soll CO2-neutral werden. Die Nachfrage nach Verpackungen dürfte weiter steigen. 2020 sanken Umsatz und Gewinn nur relativ verhalten, Huhtamäki will fürs letzte Jahr eine höhere Dividende zahlen. 2021 rechnet der Vorstand wieder mit Wachstum.
Neste
Neste ist einer der weltgrößten Produzenten von Kraftstoffen aus biologischen Quellen. Der Energiekonzern setzt dabei vor allem auf Reste wie alte Pflanzenfette, die er in seinen Raffinerien zu regenerativem Diesel weiterverarbeitet. Dieser wird dann an Tankstellen in Europa und den USA als Kraftstoff verkauft. Neste ist mit aktuell 100000 Tonnen auch der größte Produzent von Bio-Kerosin, das weltweit zehn Airlines einsetzen. Bis 2023 sollen es 1,5 Millionen Tonnen sein. Zudem hat das Unternehmen einen Bio-Rohstoff für die chemische Industrie entwickelt, der unter anderem aus recyceltem Plastikmüll besteht und Basis-Chemikalien aus Erdöl oder Erdgas ersetzt. In Finnland nahm Neste 2020 die erste Industrieanlage zum Recycling von Plastik in Betrieb und strebt bis 2030 an, eine Million Tonnen Plastikmüll wiederzuverwerten. Auch im Wasserstoffgeschäft sind die Finnen dank einer Beteiligung an der deutschen Firma Sunfire aktiv. Damit sind sie sehr gut in der globalen Öl- und Chemieindustrie positioniert. Das lohnt sich auch ökonomisch. Die Margen bei erneuerbarem Diesel sind deutlich höher als bei fossilem Öl, das Neste ebenfalls in eigenen Raffinerien zu Benzin und Diesel weiterverarbeitet.
Nvidia
Die Chefs von Intel dürften den Aufstieg des Grafikchipentwicklers Nvidia nicht ohne Neid verfolgen. Noch ist Intel gemessen am Umsatz siebenmal so groß wie Nvidia, das im Jahr 2020 auf knapp elf Milliarden Dollar kam. Nvidias Mitgründer und Chef Jensen Huang gelingt, woran Intel mehrfach scheiterte: Er kann mit der Architektur seiner Chips neue Märkte erschließen. Bei Videospielen zählten die Grafikchips der US-Firma schon immer zu den besten. Inzwischen sind die schnellen Verarbeiter großer Datenmengen auch bei Netzwerkcomputern in Rechenzentren gefragt. Und Trends wie alternative Antriebe, Fahrassistenzsysteme und selbstfahrende Fahrzeuge sorgen bei Nvidia auch für Aufträge aus der Autobranche. Erhebliche kartellrechtliche Bedenken gibt es indes bei Nvidias Übernahme des Chipentwicklers ARM. Die energieeffizienten Architekturen der Briten sind der weltweit dominierende Standard für mobile Geräte und bisher auch im künftigen Internet der Dinge. Gelingt es Nvidia, ARM zu übernehmen, könnte das Unternehmen zu viel Einfluss bekommen. Chef Huang muss die Kartellwächter besänftigen. Geliefert hat Nvidia bei ESG-Standards. Bei der Bewertung durch Indexanbieter MSCI gab es hier Bestnoten.
Schneider Electric
Der Dampfhammer, ein zweieinhalb Tonnen schweres Monument vor den Toren von Schneider Electric in Le Creusot in der französischen Region Bourgogne, erinnert an die Gründung des Siemens-Konkurrenten im Jahr 1836. Heute zählen die Franzosen wie Siemens zu Europas größten Konzernen für Industrieautomatisierung.
Die Franzosen bauen ihre Expertise in der Digitalisierung der Stromverteilung (Stichwort Smart Grids) und bei Technologien für den Anschluss von Produktionen an das Web, bekannt unter dem Slogan Industrie 4.0, aus. Smart Grids liefern rund die Hälfte des operativen Gewinns. Mit 25,2 Milliarden Euro Erlös schaffte Schneider im Jahr 2020 rund 3,9 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit). Experten der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge wird sich der Anteil von Strom am globalen Energieverbrauch bis 2040 verdoppeln. Bei den weltweiten Bemühungen, Emissionen deutlich zu verringern, wird die effiziente Stromversorgung damit deutlich wichtiger. Schneider hat die Notwendigkeit von ESG-Kriterien früh erkannt. Durch die Neuausrichtung des Geschäfts profitieren das Unternehmen und seine Aktionäre nun davon. Langfristig lohnende Aktie.
Toro Company
Vom Rasenmäher bis zur Bewässerungsanlage bietet die Toro Company Ausrüstung für Rasen- und Landschaftspflege, aber auch Schneeräumfahrzeuge, Baugeräte oder Außenbeleuchtung. Das US-Unternehmen arbeitet etwa an Geräten, die Wasser und Energie sparen oder leiser sind. Zugleich helfen zum Beispiel die Mitarbeiter gemeinnützigen Organisationen oder Bürgerprojekten in Bereichen wie Verschönerung oder Schutz der Umwelt, Gesundheit oder Jugendprojekte. Oder sie helfen Kleinbauern in Entwicklungsländern, produktiver zu arbeiten, und vermitteln ihnen Bildung zu effizienter Wassernutzung in nachhaltiger Landwirtschaft. Die Auswirkungen von Toro auf die Umwelt sollen ebenfalls reduziert werden. Trotz Corona-Krise legten Umsatz und Gewinn im vergangenen Geschäftsjahr (bis Ende Oktober 2020) zu. Auch in den kommenden Jahren rechnen Analysten mit Wachstum. 2019 übernahm Toro The Charles Machine Works. Mit der größten Übernahme in seiner Firmengeschichte stärkte Toro sein Baugeschäft und will so noch mehr von Infrastrukturprojekten wie dem 5G-Ausbau profitieren. Aktionäre sollten sich auch 2021 wieder über eine höhere Dividende freuen können.
Vestas
Der Hersteller von Windrädern profitierte 2020 davon, dass viele Staaten trotz Corona die Energiewende nicht aus dem Blick verloren. Die Zahl der Aufträge und der Umsatz erreichten 2020 neue Höchststände. Der Gewinn legte netto um zehn Prozent zu. Die Aktionäre können sich über eine steigende Dividende freuen. Vestas hat eine starke Marktposition sowohl bei Maschinen an Land (onshore) als auch auf See (offshore) und profitiert darüber hinaus davon, dass seine Techniker die Maschinen anderer Hersteller warten. Mit ihren Anlagen vermeiden die Dänen nicht nur viel CO2 in der Stromerzeugung. Sie stießen zuletzt auch ein Drittel weniger Treibhausgas aus. Vestas entwickelt aktuell die mit 15 Megawatt Leistung größte Windturbine der Welt, die offshore zum Einsatz kommen soll. Dabei liefert sich das Unternehmen ein Wettrennen mit Siemens Gamesa. Neue starke Turbinen werden die Kosten für die Erzeugung von Windstrom weiter sinken lassen. So wird er in den kommenden Jahren immer mehr fossilen und nuklearen Strom ersetzen können. Der starke Wettbewerb sorgt seit Jahren dafür, dass die Margen in dieser Branche sinken, doch das schmälert die Aussichten für Vestas kaum.