Beim Düsseldorfer Energieriesen E.ON hat die Corona-Pandemie in der ersten neun Monaten des Jahres 2020 Spuren hinterlassen. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) schrumpfte von Januar bis September um rund 300 Millionen Euro auf 2,7 Milliarden Euro. Der bereinigte Überschuss sank auf 1,1 Milliarden Euro nach 1,3 Milliarden im Vorjahresvergleich. Beim Umsatz verzeichnete der Konzern in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres ein Plus von 19,9 auf 43,3 Milliarden Euro.
E.ON zeigt sich verhalten optimistisch für den künftigen Geschäftsverlauf: So rechnet der Energieversorger nach Einbußen in den ersten neun Monaten im Zuge der Corona-Krise durch die aktuellen Lockdown-Maßnahmen mit keinen größeren Belastungen mehr für das Gesamtergebnis 2020. "Das Geschäft mit Energienetzen und Kundenlösungen zeigt in der Covid-19-Pandemie seine Stärke", teilte der Konzern am Mittwoch bei der Vorlage seiner Quartalszahlen in Düsseldorf mit. Zudem bestätigte der Dax-Konzern gleichzeitig die im August gesenkte Prognose.
Im Sommer hatte der Vorstand des Energieversorgers ein bereinigtes Konzern-EBIT von 3,6 bis 3,8 Milliarden Euro für das Gesamtjahr prognostiziert und ein Ergebnis von 0,58 bis 0,65 Euro je Aktie. Ursprünglich standen für das Gesamtjahr 2020 beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) noch 3,9 bis 4,1 Milliarden Euro auf dem Zettel.
E.ON erwartet schnellere Erholung der Märkte von Corona
Die Märkte würden sich schneller erholen als erwartet, erklärte der Konzern. "Die Folgen der Pandemie konnten und können wir durch rechtzeitige und vorausschauende Maßnahmen begrenzen", betonte Finanzchef Marc Spieker am Mittwoch. Daher fielen die nachhaltigen Auswirkungen moderat aus. So fuhr das Netzgeschäft in den ersten neun Monaten einen operativen Gewinn von 2,3 Milliarden Euro ein - neun Prozent weniger als nach dem Pro-Forma-Ergebnis im Vorjahreszeitraum.
Auch das Geschäft mit Kundenlösungen ging im Berichtszeitraum zurück. Es lag mit 378 Millionen Euro zehn Prozent unter Vorjahreswert. "Hier konnten deutliche operative Verbesserungen, vor allem in Großbritannien, die Effekte des wärmsten Jahresbeginns seit Beginn der Wetteraufzeichnung und der Pandemie nicht vollständig kompensieren", hieß es.
Ausblick: Hohe Sondereffekte durch die abgeschlossene Innogy-Transaktion
Die Innogy-Transaktion sei abgeschlossen und es bleibe bei den erwarteten Synergieeffekten von 740 Millionen Euro ab 2022 und 780 Millionen Euro ab 2024, kündigte E.ON an. Die Düsseldorfer hatten mit RWE die RWE-Tochter Innogy zerschlagen. E.ON übernahm dabei das Vertriebs- und Netzgeschäft von Innogy. RWE bekam im Gegenzug das Ökostromgeschäft seiner Tochter und das von E.ON.
Nach Abschluss der Übernahme von Innogy kann sich E.ON grundsätzlich auch weitere Zukäufe vorstellen. Voraussetzung sei aber, dass sich dadurch Synergien und Werte schaffen ließen, sagte E.ON-Finanzchef Marc Spieker am Mittwoch auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "In der Energiewirtschaft hat sich gezeigt, dass Marktsynergien grenzüberschreitend überschaubar sind." Daher sei eine gewisse geographische Nähe wichtig, so Spieker.
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Die E.ON-Aktie notiert aktuell auf 9,45 Euro, ein Plus von 0,55 Prozent zum Vortagesschluss. Von seinem Jahrestief Mitte März 2020 von 7,98 Euro hat sich der Kurs nur leicht bewegt und charttechnisch befindet sich die E.ON-Aktie seit November 2019 in einer stabilen Seitwärtsrange.
Für E.ON als Betreiber systemrelevanter Infrastruktur und Versorger von rund 50 Millionen Kunden beruht das Geschäftsmodell insbesondere auf dem Bereich Energienetze, der einen großen Teil des Konzernergebnisses erwirtschaftet. Dennoch ergeben sich aus der COVID-19-Pandemie eigenen Angaben zufolge wirtschaftliche Risiken für die Geschäfte der Düsseldorfer.
Hierzu zählen sinkende Durchleitungsvolumina in den Netzen und reduzierte Absatzmengen im Kundenlösungsgeschäft - insbesondere bei industriellen Kunden. In diesen Zusammenhängen ergeben sich auch Preisrisiken durch erforderliche Rückverkäufe. Weiterhin besteht das Risiko von Forderungsausfällen.
Daher stufen wir den Titel von E.ON aufgrund der oben genannten Risiken derzeit auf "Beobachten" ein.
Mit Material von rtr und dpa-AFX