"Die Politik ist beim Ausbau der erneuerbaren Energien auf einem guten Weg, der regulatorische Druck durch die Energiewende sollte abnehmen, und schließlich zeichnet sich auch eine Ertragswende in den Geschäftsjahren ab 2017 ab", fasst Nord/LB-Branchenexperte Holger Fechner die Lage zusammen.
Den Sektor hat er soeben auf "Kaufen" hochgestuft. Die Politik jedenfalls werde die Versorger nicht überfordern. Unternehmen wie Eon und RWE müssten in der Lage bleiben, "die Altlasten des Atomausstiegs zu schultern, um weiter als Steuerzahler und Arbeitgeber dem Gemeinwohl dienen zu können", wie Fechner es formuliert. Die Versorger seien außerdem bei der Suche nach tragfähigen Geschäftsmodellen weitergekommen. So plant Eon die Aufspaltung des Unternehmens, während RWE eine Tochtergesellschaft für zukünftige Geschäftsfelder gegründet hat.
Pragmatische Lösungen
In diesen Tagen werden in Berlin die Weichen für die Lastenverteilung beim Ausstieg aus dem Atomzeitalter gestellt. Eine von der Bundesregierung eingesetzte Kommission legt bis Ende Februar ihren Bericht vor. Bis zur Sommerpause könnte dann eine Einigung mit den Konzernen erzielt werden. Bleiben die Kosten überschaubar, wird dies den Aktienkursen neuen Schwung geben, so die Spekulation von Investoren. Die Chancen für eine Einigung stehen nicht schlecht. So könnten die Konzerne einen Teil ihrer Atomrückstellungen von insgesamt 39 Milliarden Euro in einen staatlich geführten Fonds einbringen. Bei einer Einigung mit der Bundesregierung könnten sie zudem ihre milliardenschweren Atomklagen zurückziehen. Nach Einschätzung von Beobachtern haben beide Seiten deshalb starke Anreize, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen.
Doch nicht alle trauen dem Frieden. Am Donnerstag setzten negative Analystenkommentare die Versorgertitel mächtig unter Druck. In einem nervösen Marktumfeld verloren vor allem die Aktien von Eon und RWE fast sieben Prozent.
Die Analysten vom Bankhaus Berenberg weisen darauf hin, dass Eon und RWE ihre Rückstellungen in jedem Fall finanzieren müssten - "selbst wenn sie geringer ausfielen als gedacht".