Tagelang schien es so, als werde die EU ihre E-Auto-Vorgaben zugunsten der deutschen Hersteller abschwächen. Doch jetzt zeigt sich: Abschwächen ja – aber für BMW, Mercedes, Audi und Porsche kommt es in Wahrheit viel härter als für die Konkurrenz.
Erst am Freitag hatte der EVP-Vorsitzende Manfred Weber (CSU) davon gesprochen, dass die EU das Verbrenner-Aus kippen werde, weil die Autoindustrie, insbesondere die deutsche, dafür stichhaltige Argumente vorgebracht habe. Niemand wolle so viele Arbeitsplätze gefährden.
Dienstwagen und Leasingflotten im Visier
Nun zeigt sich aber: Brüssel bleibt offenbar bei seiner harten Linie – und vor allem die deutschen Premiumhersteller, deren Absatz zu großen Teilen auf Dienstwagen entfällt, sind betroffen. Denn im Rahmen der geplanten CO₂-Regulierung und des Verbrenner-Verbots für 2035 soll ein verbindlicher Mindestanteil an Elektroautos in Firmen- und Leasingflotten eingeführt werden. Nach Informationen von FOCUS online drücken EU-Verhandler darauf, dass ab 2030 schrittweise nur noch Elektrofahrzeuge neu zugelassen werden dürfen, wenn es um gewerbliche Dienst- und Leasingwagen geht.
Deutsche Dienstwagen müssen 2035 komplett emimissionsfrei sein
Dem bislang nicht finalisierten Verhandlungsstand zufolge müssten in Deutschland bis 2030 schon mindestens 54 Prozent aller Firmen- und Leasing-Pkw emissisonsfrei unterwegs sein. Ab 2030 sollen dann 77 Prozent aller neu zugelassenen Dienstwagen und Leasingautos emissionsfrei (Zero Emission) sein, ab dem Jahr 2035 sogar alle neuen Dienstwagen. Ob dazu wenigstens teilweise auch Hybride oder alternative Kraftstoffe gehören dürfen, ist noch offen.
Für die deutschen Premium-Hersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche ist das ein harter Schlag. Hinzu kommt: Die Autobauer sollen künftig profitieren, wenn sie erschwingliche Stromer anbieten. Denn gerade im Einstiegssegment ist die Nachfrage gering. Bei der Anrechnung auf ihre Klimaziele können sie für Kleinwagen sogenannte „Super Credits“ erhalten. Das betrifft Autos, die kürzer als 4,20 Meter sind und in der EU produziert werden. Die kommen aber nicht von Premiummarken wie BMW, Mercedes oder Porsche. Stattdessen profitiert in Deutschland der VW-Konzern mit VW, Seat und Skoda - aber ohne Porsche du Audi. Und im EU-Ausland dürfen sich Renault und die Stellantis-Marken freuen (Peugeot, Citroën, Opel, Fiat).
Andere haben's leichter
Während die EU Deutschland besonders scharfe Ziele vorgibt, können sich andere Länder offenbar wesentlich mehr Zeit lassen:
Kroatien muss laut dem Papier bis 2030 nur eine 23 Prozent-Elektro-Quote erfüllen, Tschechien 31 und Griechenland 24. Selbst das bekanntermaßen elektro-affine Schweden bekommt nur ein Ziel von 56 Prozent.
Noch schneller als Deutschland wollen nur Irland, Dänemark und die Niederlande auf Elektro-PKW in allen Firmen- und Leasing-Flotten umsteigen. In den drei Ländern stehen auch keine Autowerke, deren Belegschaften geschützt werden müssten.
Für schwere Nutzfahrzeuge und LKW gelten diese Vorgaben vorerst nicht. Für sie will die EU erst die Erarbeitung neuer Emissionsstandards abwarten.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.