Uneinig waren sich Börsianer über die Konsequenzen der Vorwahlen bei den französischen Konservativen für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr. Der siegreiche Ex-Ministerpräsident Francois Fillon muss sich dem Zweitplatzierten Alain Juppe noch einmal in einer Stichwahl stellen.

"Indirekt könnte das Ergebnis die Furcht vor einer gegen das Establishment gerichteten Bewegung in Europa schüren", sagte Anlagestratege Martin Van Vliet von der ING Bank. Spekulationen auf eine Destabilisierung der EU sorgten für Verkaufsdruck bei Anleihen kriselnder südeuropäischer Staaten. Die Rendite der zehnjährigen portugiesischen Bonds stiegen zeitweise auf ein Neun-Monats-Hoch von 3,864 Prozent.

Auch Volkswirt Philip Shaw vom Vermögensverwalter Investec wertete den Erfolg Fillons als Votum gegen das Establishment. "Doch genau aus diesem Grund hat er nach unserer Einschätzung 2017 in einer möglichen Stichwahl gegen Marine Le Pen bessere Chancen." Der Pariser Auswahlindex CAC40 legte nach anfänglichen Verlusten 0,4 Prozent zu.

"RENZIRENDUM" ENTSCHEIDET ÜBER VERFASSUNGSREFORM

Nervosität schürte auch das für den 4. Dezember geplante Verfassungsreferendum in Italien. Sollten die Wähler die Reformen ablehnen, könnte das die Regierung in Rom in eine tiefe Krise stürzen, warnte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. "Dies könnte nicht nur Italien, sondern die gesamte Euro-Zone destabilisieren." Die Verfassungsreform soll die Befugnisse des Senats und der Regionen beschneiden und damit der Zentralregierung mehr Stabilität verleihen. Ministerpräsident Matteo Renzi hatte zwar mehrmals erklärt, er werde im Falle einer Niederlage von seinem Amt zurücktreten, dies in den vergangenen beiden Monaten jedoch nicht mehr bekräftigt.

Das nahende Referendum setzte vor allem den italienischen Finanzwerten zu. Börsianer befürchteten, dass ein Scheitern den Geldhäusern die geplanten Kapitalerhöhungen erschweren könnte. Die Institute benötigen frisches Geld, weil sie auf milliardenschweren faulen Krediten sitzen. So benötigt Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS), das älteste Geldhaus der Welt, rund fünf Milliarden Euro zusätzlich. Die HVB-Mutter Unicredit will sogar bis zu 13 Milliarden Euro einsammeln. Die Aktien der beiden Institute verloren bis zu 3,8 Prozent.

MÖGLICHES US-VETO GEFÄHRDET AIXTRON-ÜBERNAHME



Am deutschen Aktienmarkt richteten sich die Blicke auf Aixtron. In den USA regt sich Widerstand gegen die geplante Übernahme des Anbieters von Maschinen zur Chip-Herstellung durch den chinesischen Investor GCI. Der Grund sei offenbar, dass Technologien des Unternehmens vom US-Militär genutzt würden, schrieb DZ Bank-Analyst Harald Schnitzer in einem Kommentar. Sein Kollege Tim Wunderlich vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser sieht für Aixtron ohne einen starken Partner keine Überlebenschance. Die Papiere des Unternehmens fielen zeitweise um knapp zehn Prozent.

Der Einstieg von Fosun bei der kriselnden Banco Comercial Portugues (BCP) ging dagegen wie geplant über die Bühne. Die chinesische Beteiligungsfirma übernahm für 174,6 Millionen Euro 16,7 Prozent am größten börsennotierten portugiesischen Geldhaus. BCP-Titel stiegen daraufhin in Lissabon um bis zu sechs Prozent.

rtr