Mit dem Chat-Dienst WhatsApp und dem Bild-Portal Instagram gehören dazu gleich zwei weitere Stars der Online-Welt, die Konkurrenten wie Twitter und Snapchat die Show stehlen. Als nächstes will Facebooks mit Videodiensten die Werbeetats der TV-Industrie anzapfen.
Mit dem jüngsten Quartalsgewinn von umgerechnet 3,32 Milliarden Euro übertrumpft Mark Zuckerbergs Firma Volkswagen: Der Wolfsburger Traditionsautobauer wies in seiner aktuellen Bilanz beim vergleichbaren Ergebnisanteil der Aktionäre 3,13 Milliarden Euro aus. Während sich die Old Economy mit Rohstoffen, Fabriken und Käufern herumschlagen muss, spülen Anzeigen auf Handy- und Tablet-Apps Facebook praktisch automatisch Geld in die Kassen: Der Konzern aus dem kalifornischen Menlo Park steigerte den Umsatz um knapp 45 Prozent auf 9,32 Milliarden Dollar, der weitgehend auf Werbung zurückging. Mobile Reklame macht davon 87 Prozent aus.
ANALYSTIN: "MIT DER MOBILWERBUNG SCHLAGEN SIE ALLE"
"Mit der Mobilwerbung schlagen sie alle", sagte Analystin Laura Martin vom Investmentbanker Needham & Co. auch mit Blick auf die zu Facebook gehörenden Apps wie WhatsApp und Instagram. Zusammen hielten die Firmen praktisch das Monopol auf mobile Anzeigen. "Das ist wirklich ein großes Ding." Allein die Nutzerzahlen sprechen Bände: Über WhatsApp und den Facebook-eigenen Chatdienst schicken sich jeweils mehr als eine Milliarde Menschen Nachrichten. Instagram hat mehr als 700 Millionen Nutzer. Je mehr Menschen auf seinen Apps aktiv sind, desto leichter kann der Silicon-Valley-Riese neue Werbekunden anlocken.
Bei Instagram ist es Facebook bereits gelungen, mehr Werbung unterzubringen. Dasselbe gilt für den "Facebook News Feed", mit dem Nutzer nach bestimmten Kriterien über für sie als relevant erachtete Neuigkeiten informiert werden. Doch Zuckerberg ist dies nicht genug: Der 33-jährige Multimilliardär möchte auch beim Facebook-Messenger und bei WhatsApp mehr Geld mit Werbung verdienen, wie er Analysten in Aussicht stellte.
Zugleich nimmt Zuckerberg die nächste Branche ins Visier. In den nächsten zwei bis drei Jahren sollen vor allem Videos Facebook voranbringen, sagte er. In den kommenden Wochen wird der Start eines Facebook-Video-Dienstes erwartet, in dem wohl auch professionell produzierte Filme angeboten werden - ein Kurswechsel nach der bisherigen Konzentration auf Inhalte, die Nutzer selbst zur Verfügung stellen.
FACEBOOK STELLT GOOGLE MIT WACHSTUM IN DEN SCHATTEN
Schon jetzt zeigt sich die Dominanz von Zuckerbergs Unternehmen darin, dass sich Facebook sowie die Google- und YouTube-Mutter Alphabet allein die Hälfte des weltweiten Online-Werbemarkts teilen - Facebooks Umsatzplus dieses Quartal stellte dabei den Zuwachs bei Google in den Schatten.
Mit dem neuen Video-Angebot greift Facebook nicht zuletzt YouTube an, so wie das Unternehmen auch sonst das Wildern in fremden Gefilden nicht scheut. So bietet Instagram mittlerweile Snapchat-typische Funktionen an. Charakteristisch für die vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebte Anwendung ist, dass Fotos nach einer kurzen Zeit wieder gelöscht werden und mit - zumeist lustig gemeinten - Zusätzen wie Hasenohren für Porträts verziert werden können. Unter Experten waren Zweifel an Instagrams Geschäftsmodell laut geworden - Snapchat selbst rechnet voerst nicht mit Gewinnen.
Wie Facebook setzt auch Twitter auf Videos, doch der Übermacht von Facebook dürfte der für seine 140-Zeichen-Nachrichten bekannte Dienst wohl nicht standhalten. Zwar ist Twitter durch US-Präsident Donald Trump als prominenten Intensivnutzer in aller Munde. In der Tech-Branche wird das Unternehmen mitunter aber schon vor demselben Schicksal gesehen wie der ins Hintertreffen geratene Internet-Pionier AOL. Die Werbeeinnahmen jedenfalls gingen bei Twitter im zweiten Quartal um acht Prozent auf knapp 490 Millionen Dollar zurück.
Facebook-Finanzchef David Wehner blickt derweil optimistisch in die Zukunft. "Wir sehen, dass mehr und mehr Werbe-Dollar im Mobilgeschäft angelegt werden", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir gehen davon aus, dass dieser Trend anhält." Nach der Bilanz zum ersten Quartal hatte Facebook seine Aktionäre noch auf härtere Zeiten eingestimmt und prognostiziert, dass die Werbeerlöse langsamer zulegen dürften. Investoren forderten neue Einnahmequellen, doch die Entwicklung dürfte Kritiker beruhigen.
Die Aktie jedenfalls stieg am Mittwoch nachbörslich vier Prozent auf einen Rekordwert von 173 Dollar und erreichte damit das 4,5-Fache des Ausgabepreises von 38 Dollar beim Börsengang 2012. Der Marktwert von Facebook ist damit größer als der der fünf weltgrößten Autohersteller zusammen.