Eine starke Vorstellung hat bisher in diesem Jahr Gold abgeliefert. Von Anfang Januar bis Ende März verbuchte das Edelmetall mit einem Anstieg von rund 16 Prozent die beste Quartalsbilanz seit 1986. Goldaktien haben darauf im Schnitt sogar mit noch größeren Kursgewinnen reagiert. Das hat mit der Hebelwirkung zu tun, die ein steigender Goldpreis auf die Ergebnisse der Goldproduzenten hat.
Nach diesem kräftigen Schluck aus der Pulle ist es aus Anlegersicht mit Blick auf die Goldaktien wichtig, sich mit der Frage zu beschäftigen, welchen Preis die Goldaktien inzwischen im Schnitt eskomptieren. Ebenso interessant ist die Frage, wie stark die Aktien der einzelnen Goldproduzenten auf Ausschläge des Goldpreises reagieren.
Die Analysten der Royal Bank of Canada (RBC) sind in einer Studie genau diesen Aspekten nachgegangen, wobei sich die Betrachtungen auf nordamerikanischen Goldproduzenten fokussierten. Als Ergebnis der Berechnungen lautet eine der Annahmen, dass die Kurse der großen nordamerikanischen Goldunternehmen aus der ersten Reihe durchschnittlich einen Goldpreis von 1.245 Dollar je Feinunze reflektieren. Bei jenen Goldgesellschaften aus der zweiten Reihe stecke ein Preis von 1.210 Dollar in den Notierungen und bei den Anbietern aus der dritten Reihe ein Preis von 1.170 Dollar.
Den weiteren Berechnungen zufolge legten die Aktienkurse der nordamerikanischen Goldproduzenten im Schnitt in diesem Jahr um das 1,91-fache stärker zu als der Goldpreis selbst. Berechnet haben die Analysten der Royal Bank of Canada außerdem, bei welchen nordamerikanischen Goldunternehmen bei einem Goldpreisanstieg auf 1.300 Dollar die größten Kursgewinne winken. Auf den nachfolgenden Seiten finden sie fünf dieser Profiteure. Vorgestellt werden dabei ein Tier-I-Produzent, zwei Tier-II-Produzenten und zwei Tier-III-Produzenten. Die errechneten Kurspotenziale bewegen sich dabei zwischen 33 Prozent und 89 Prozent über den aktuellen Notierungen.
RBC-Nordamerika-Goldaktien-Favorit bei einem Goldpreisanstieg auf 1.300 Dollar, Nummer eins: Newmont Mining Corp. (WKN: 853823, 26,27 Dollar, 23,078 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 04. April)
Als nicht besonders preissensitiv hat sich in diesem Jahr bisher die Aktie von Newmont Mining erwiesen. Trotzdem hat auch dieser US-Goldproduzent seit dem 19. Januar ausgehend von einem Jahrestief bei 19,31 Dollar um rund 36 Prozent zugelegt. Geht es nach den Analysten von RBC, dann hat dieser Titel bei einem Goldpreisanstieg auf 1.300 Dollar jetzt unter den Tier-I-Produzenten noch das meiste Aufwärtspotenzial. Errechnet wird zu diesem Goldpreis ein Aktienkurs von 35,00 Dollar. Das wäre gleichbedeutend mit einem Anstieg von 33,2 Prozent, falls die Vorgabe erreicht werden sollte.
Stellt sich dagegen die hauseigene Goldpreisprognose der RBC ein, die von einem durchschnittlichen Goldpreis für 2016 von 1.150 Dollar ausgeht, für 2017 von im Schnitt 1.200 Dollar und langfristig von 1.250 Dollar, dann wird das Kursziel nur auf 25 Dollar beziffert. Bei dieser Konstellation müsste die Aktie zur Zielerreichung sogar etwas nachgeben, wobei das Kursziel im März von 20 Dollar auf die erwähnten 25 Dollar erhöht worden war.
Bei dem zu den drei weltgrößten Goldproduzenten zählenden Unternehmen ist daneben erwähnenswert, dass die Produktionskosten ebenso wie die Verschuldung in den vergangenen Jahren gesenkt wurden. Konkret wurden die gesamten Produktionskosten von 1.073 Dollar in 2014 auf 898 Dollar in 2015 verringert. Für 2016 und 2017 planen die Verantwortlichen mit 928 Dollar und 917 Dollar. Beim Aktienkurs wird das aber erst seit Januar wieder honoriert, also seit dem Zeitpunkt, seit dem auch der Goldpreis wieder Lebenszeichen von sich gibt.
Die bilanziellen Verhältnisse werden von RBC als stark bezeichnet und für 2016 und 2017 wird bei einem Goldpreis von 1.200 Dollar von einem operativen freien Cashflow von 771 Millionen Dollar sowie von 1,486 Milliarden Dollar ausgegangen. Verändert sich der Goldpreis um 100 Dollar, bewegt dies laut RBC den operativen freien Cashflow um 440 Millionen Dollar. Damit sei der Titel unter den Tier-I-Produzenten am sensibelsten in Sachen Goldpreisausschlägen. Das Unternehmen selbst verspricht für 2017 eine Jahresproduktion von 5,2-5,7 Millionen Unzen nach 5,04 Millionen Unzen im Vorjahr. RBC geht für das kommende Jahr von einer Produktion von 5,37 Millionen Unzen aus.
RBC-Nordamerika-Goldaktien-Favorit bei einem Goldpreisanstieg auf 1.300 Dollar, Nummer zwei: B2Gold Corp. (WKN: A0M889, 2,12 Kanada-Dollar, 1,42 Euro)
Nach zunächst starken Einbußen zum Jahresauftakt dürften sich die Aktionäre von B2Gold mittlerweile über eine bisher starke Performance-Bilanz in diesem Jahr freuen. Gemessen an dem am 25. Januar bei 0,90 Kanada-Dollar markierten Zwischentief hat der Aktienkurs des zu den Tier II-Produzenten zählenden Unternehmens seitdem um 135,6 Prozent zugelegt.
Das Ende der Fahnenstange muss damit aber noch nicht erreicht sein. Selbst beim Basisszenario der RBC, das von einem langfristigen Goldpreis von 1.250 Dollar ausgeht, veranschlagen die Analysten das Kursziel auf 2,50 Kanada-Dollar. Der Berechnung bei einem Goldpreis von 1.300 Dollar zufolge, wären bei dieser Konstellation sogar 3,00 Dollar drin - ein potenzieller Anstieg von rund 65 Prozent. Wobei selbst das noch klar unter dem im April 2012 bei 4,50 Kanada-Dollar aufgestellten Rekordhoch liegen würde.
Zur Begründung für die zuversichtliche Beurteilung der Aktie verweist RBC auf die Aussicht auf eine steigende Produktion, sinkende Kosten und dem Schub, der davon ausgehen wird, wenn 2018 die Fekola-Mine in Mali voll in Betrieb gehen dürfte. Für die ersten fünf Jahre wird die Produktion dort auf 350.000 Unten Gold zu Kosten von 525 Dollar je Feinunze geschätzt. Die Goldproduktion insgesamt würde sich dadurch dann im Jahr 2018 auf 860.000 Unten erhöhen.
Durch jüngst vollzogene Kapitalmaßnahmen sei der Ausbau dieser Abbaustätte sichergestellt und dadurch sei viel Unsicherheit vom Aktienkurs genommen worden. Im Vergleich mit ähnlich großen Konkurrenten sei der Titel nach wie vor mit einem Bewertungsabschlag ausgestattet. Durch Aktivitäten in Namibia, den Philippinen, Nicaragua und Mali ist aber ein erhöhtes Länderrisiko bei dieser Gesellschaft zu beachten.
Was die Unternehmensentwicklung angeht, hat B2Gold für das vierte Quartal 2015 eine rekordhohe Produktion von 131.469 Unzen gemeldet. Die Einnahmen aus dem Goldverkauf wurden auf 139 Million Dollar beziffert bei Verkaufspreisen von im Schnitt 1.090 Dollar pro Unze. Die konsolidierten operativen Kosten wurden auf 527 Dollar je Unzen beziffert, was verglichen mit dem vierten Quartal 2015 18 Prozent weniger waren. Die gesamten Produktionskosten beliefen sich auf 807 Dollar, eine Reduktion von 15 Prozent. Für 2016 werden die Gesamtproduktionskosten bei 895-925 Dollar je Unze gesehen und die Produktion zwischen 510.000 und 550.000 Unzen.
RBC-Nordamerika-Goldaktien-Favorit bei einem Goldpreisanstieg auf 1.300 Dollar, Nummer drei: IAMGold Corp. (WKN: 899657, 2,18 US-Dollar, 2,85 Kanada-Dollar, 1,938 Euro)
Nach einem Anstieg von fast 104 Prozent, der seit dem 21. Januar ausgehend von einem damaligen Stand von 1,07 Dollar zu Buche steht, muss die Aktie von IAMGold derzeit aus zwei verschiedenen Blickwinkeln gesehen werden. Zumindest dann, wenn man den Berechnungen von RBC Glauben schenkt. Denn wenn als Berechnungsbasis ein langfristiger Goldpreis von 1.250 Dollar unterstellt wird, dann kommen die Analysten für diesen Titel auf einen fairen Wert von 2,25 Dollar. Das wäre praktisch identisch mit dem derzeit gültigen Niveau. Anders gestaltet sich dagegen die Lage, wenn ein weiterer Goldpreisanstieg auf 1.300 Dollar unterstellt wird. Dann werden das Kursziel deutlich höhere 4,25 Dollar angegeben, was sich immerhin um gut 89 Prozent über den aktuellen Notierungen liegt.
Die lockere Kurverdoppelung gemessen am Januartief mag vor dem Hintergrund etwas überraschen, dass der in Kanada, Surinam, Burkina Faso und Mali aktive Goldproduzent alles andere als berauschende Ergebnisse vorgelegt hat. Für das vierte Quartal wurde der Verlust mit 675,9 Millionen Dollar angegeben und für das Gesamtjahr mit 755,3 Millionen Dollar. Außerdem rechnet RBC bei Prognosen für den Gewinn je Aktie von -0,27 und -0,16 Dollar auch für 2016 und 2017 mit Verlusten.
Immerhin: Die Verantwortlichen haben auf das durch den in den vergangenen Jahren gesunkenen Goldpreis herausfordernd gewordene Umfeld längst reagiert. Man hat sich zu Kostensenkungen verpflichtet und dem sorgsamen Umgang mit dem Kapital. Diesen Vorsätzen will man auch künftig treu bleiben, wobei sich bei so einem Bekenntnis natürlich für außenstehende Beobachter nicht die Frage stellt, ob solche Zielsetzungen nicht generell für jedes Unternehmen oberste Priorität haben sollte. Wie dem auch sei, bei IAMGold sind den Angaben zufolge die Kosten in den vergangenen Jahren um 175 Millionen Dollar gesunken. Bei den Gesamtproduktionskosten lautet das Ziel, diese auf unter 1.000 Dollar je Unze zu reduzieren. In diesem und im kommenden Jahr glaubt man bei RBC aber noch nicht an ein Erreichen dieser Vorgabe.
Den Nettoinventarwert geben die Analysten von RBC für 2016 mit 1,97 Dollar an. Daraus ergibt sich mit einem Verhältnis von Kurs zum Nettoinventarwert von 1,11 ein Niveau, das praktisch identisch ist mit der für nordamerikanische Goldproduzenten üblichen Relation (für Goldproduzenten weltweit beträgt der Multiplikator etwa höhere 1,41). Mit einem deutlichen Abschlag kommt der Titel aber beim Verhältnis des Unternehmenswertes zu den Goldressourcen daher. Dieses wird für IAMGold mit 36 Dollar angegeben, während es für die nordamerikanischen Produzenten im Schnitt auf 105 Dollar beziffert wird und im weltweiten Vergleich sogar auf 144 Dollar.
RBC-Nordamerika-Goldaktien-Favorit bei einem Goldpreisanstieg auf 1.300 Dollar, Nummer vier: Newmarket Gold Inc. (WKN: A14WNN, 2,33 Kanada-Dollar, 1,538 Euro)
Nicht sehr bekannt in Deutschland ist bisher Newmarket Gold. Dahinter steckt ein kanadischer Goldproduzent, der Anfang Juli 2015 aus einem Zusammenschluss mit Crocodile Gold entstanden ist. Dadurch zählt man jetzt in Kanada zu den größten 20 Branchenvertretern. Operativ ist man in Australien mit drei Minen tätig, die der Gesellschaft jeweils zu 100 Prozent gehören. Produziert werden gut 200.000 Unzen im Jahr, womit Newmarket Gold bei RBC noch unter den Tier-III-Produzenten geführt wird.
Nicht zur dritten sondern zur ersten Reihe gehört dieser Titel allerdings dann, falls die Kursziele von RBC aufgehen. Unter der Annahme eines langfristigen Goldpreises von 1.250 Dollar je Unzen wird das Kursziel auf 2,75 Kanada-Dollar festgezurrt. Damit hätte der Wert noch ein Potenzial von 18 Prozent. Dieses würde sogar auf fast 61 Prozent steigen, falls der Goldpreis auf 1.300 Dollar anziehen sollte. Zumindest hält die RBC für diesen Fall einen Kurs von 3,75 Kanada-Dollar für angemessen.
Was bei Newmarket Gold auffällt, ist ein Aktienkurs, der letztlich schon seit Mitte 2015 steigt, was somit ein großer Unterschied zu den meisten anderen Goldaktien ist. Auch in diesem Jahr hat sich der Kursaufschwung fortgesetzt, so dass sich ein charttechnischer Aufwärtstrend herausgebildet hat.
Bei RBC wurde das Kursziel Mitte März von 2,00 Kanada-Dollar auf die erwähnten 2,75 Kanada-Dollar erhöht. Zur Begründung hieß es, Newmarket Gold habe unter den Tier-III-Produzenten mit die beste Geschichte anzubieten. Verwiesen wird auf anhaltende Erfolge im Explorationsbereich, die Aussicht auf gute Ressourcen-Ergebnisse und die damit verbundenen Chancen auf ein verlängertes Minenleben sowie einen Ersatz der momentan vorhandenen Reserven. Hervorgehoben wird auch die als sauber bezeichnete Bilanz.
Die Zuversicht wird auch untermauert durch ein KGV, das für 2016 bei fünf bis sechs gesehen wird. Beim Verhältnis des Unternehmenswertes zu den Goldressourcen wird von RBC ein Wert von 45 Dollar errechnet. Zum Vergleich: Nordamerikanischen Produzenten aus dem Tier-III-Segment kommen im Schnitt auf 112 Dollar.
RBC-Nordamerika-Goldaktien-Favorit bei einem Goldpreisanstieg auf 1.300 Dollar, Nummer fünf: Dundee Precious Metals Inc. (WKN: A0CAN0, 2,10 Kanada-Dollar, 1,451 Euro)
Nach einer sehr langen und ausprägten Talfahrt hat sich Dundee Precious Metals in diesem Jahr plötzlich zu einer Gewinneraktie gemausert. Seit dem am 19. Januar bei 0,85 Kanada-Dollar markierten Tief hat dieser in Bulgarien, Armenien, Serbien und Namibia aktive kandische Goldproduzent nun schon einen Kursanstieg von 147 Prozent eingefahren. Die früheren Kursrekorde sind zwar trotzdem noch immer meilenweit entfernt, aber das Dasein als Penny-Stock wurde beendet und mit der erwähnten Bilanz zählt der Titel zu den Top-Performern in diesem Jahr.
Geht es nach den Analysten von RBC, dann kann sich dieser gute Lauf noch weiter fortsetzen. Selbst auf Basis eines langfristigen Goldpreises von 1.250 Dollar wird das Kursziel auf 2,50 Kanada-Dollar beziffert. Das liegt um 19 Prozent über den aktuellen Notierungen. Richtig viel versprechend wären die weiteren Aussichten aber bei einem Goldpreisanstieg auf 1.300 Dollar. Denn auf dieser Basis nennt RBC als Kursziel 3,50 Kanada-Dollar - ein Niveau, das noch 66,7 Prozent Luft nach oben lassen würde.
Warum die Analyten generell noch Aufwärtspotenzial bei Dundee Precious sehen, lässt sich unter anderem anhand des Verhältnisses von Kurs zum Nettoinventarwert erklären. Denn der Nettoinventarwert wird von RBC für den Tier-III-Produzenten mit 4,70 Kanada-Dollar angegeben. Daraus ergibt sich ein Multiplikator von 0,57, der erheblich unter dem für diese Gruppe (nordamerikanische Goldproduzenten aus der dritten Reihe) gültigen Vergleichswert von 1,21 liegt.
Interessant wird die Aktie auch dann, falls die Gewinnprognosen aufgehen. Würde sich doch dann auf Basis der für 2017 erwarteten Ergebnisse ein KGV von lediglich rund sechs einstellen. Einen günstigen Eindruck macht der Wert auch, wenn das Verhältnis des Unternehmenswertes zu den Goldreserven zu Grunde gelegt wird. Denn dieses beträgt den Angaben zufolge rund 90 Dollar, während sich der Durchschnitt im weltweiten Branchenvergleich auf 284 Dollar beläuft.
Kann das Unternehmen etwas machen aus den vorhandenen Reserven, dann ist der Titel bewertungstechnisch durchaus interessant. Das Problem ist nur, dass die Gesellschaft in der Vergangenheit nicht immer alle Erwartungen erfüllt hat.