Nachdem der Gold von Januar bis März mit über 16 Prozent Kursgewinn das beste Quartal seit fast 30 Jahren erzielt hat, schaltete er im April einen Gang zurück. Dies belegte auch der wöchentliche CoT-Report der CFTC. Er gibt regelmäßig Auskunft, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörige (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) bei Gold-Futures auf Wochensicht getätigt haben. Von einer Netto-Long-Position wird gesprochen, wenn der Optimismus überwiegt. Eine Netto-Short-Position liegt hingegen vor, wenn die Short-Seite größer als das Long-Exposure ausfällt - der Pessimismus also dominiert. In der Woche zum 5. April war bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) - wodurch das allgemeine Interesse an Gold ersichtlich wird - gegenüber der Vorwoche ein leichtes Minus von 480.461 auf 474.094 Kontrakte (-1,3 Prozent) registriert worden.
Der Optimismus großer und kleiner Terminspekulanten hat in diesem Jahr zwar kräftig zugenommen, gönnt sich im April aber offensichtlich eine kleine Atempause. Auf Wochensicht war bei der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) ein minimaler Rückgang von 207.964 auf 207.245 Kontrakte (-0,4 Prozent) zu registrieren. Damit wird der Stand zum Jahresultimo in Höhe von 15.335 Futures aber weiterhin um ein Vielfaches übertroffen.
Große und kleine Terminspekulanten haben allerdings nicht "an einem Strang gezogen". Eine wachsende Skepsis war insbesondere unter den Kleinspekulanten auszumachen. Großspekulanten haben hingegen ihre Long-Seite stärker als ihr Short-Engagement erhöht. Dies ließ deren Netto-Long-Position von 189.806 auf 190.400 Futures (+0,3 Prozent) leicht ansteigen, was den stärksten Optimismus seit November 2012 darstellte.
Bei den Kleinspekulanten bremste hingegen eine massive Reduktion der Long-Seite die Zuversicht bezüglich Gold. Deren Netto-Long-Position hat sich dadurch im Vergleich zur Vorwoche von 18.158 auf 16.845 Gold-Futures (-7,2 Prozent) signifikant ermäßigt. Alles in allem kann man Gold derzeit eine ausgesprochen gesunde Verfassung attestieren - sowohl mit Blick auf die fundamentale als auch auf die charttechnische Gemengelage. Ungemach droht erst im Bereich der psychologisch wichtigen Marke von 1.200 Dollar.
Auf Seite 2: China und Russland kaufen weiterhin Gold
Im vergangenen Jahr haben sich die beiden Notenbanken aus China und Russland als eifrigste Goldkäufer erwiesen. Die in der vergangenen Woche vom World Gold Council veröffentlichten Februarzahlen bestätigten diesen Trend. So erhöhten sich die offiziellen Goldreserven der Russen (11,07 Tonnen) und Chinesen (9,95 Tonnen) unter sämtlichen Regierungen am stärksten. Insgesamt hat ihr Appetit auf Gold - verglichen mit den Monaten zuvor -allerdings spürbar nachgelassen.
So unterschritten im Februar die Goldkäufe Russlands den Wert des Vormonats um 49 Prozent, während bei der chinesischen Zentralbank ein Minus von 39 Prozent zu Buche schlug. Damit lag man zudem deutlich unter dem Durchschnittswert der vergangenen sechs Monate. Während dieses Zeitraums war in Russland insgesamt ein Zuwachs um 129,29 Tonnen (21,5 Tonnen pro Monat) gemeldet worden, während die chinesischen Goldreserven um "lediglich" 94,86 Tonnen (15,8 Tonnen pro Monat) aufgestockt wurden. Interessant dabei: Beide Landeswährungen haben in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber dem Dollar nicht gerade den robustesten Eindruck gemacht.
Übrigens: Der World Gold Council meldete Ende März, dass von Juli bis Dezember 2015 bei den Nettokäufen der Notenbanken mit 336 Tonnen ein neuer Rekord aufgestellt wurde. Zugleich gehen die Experten vom Verband der Goldminenindustrie davon aus, dass sich dieser Trend 2016 und darüber hinaus fortsetzen wird. Damit liefern diese Notenbanken sowie Fed & Co. durch ihre expansive Geldpolitik triftige Argumente, weiterhin Gold zu kaufen bzw. zu halten.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.