Der Schweizer Rohstoffhändler und -produzent Glencore hat selten gute Presse. Zu oft war das Unternehmen in Bestechungs- und Umweltskandale verwickelt, regelmäßig erheben Menschenrechtsorganisationen Vorwürfe wegen der Ausbeutung von Minenarbeitern. Diese Woche gab es jedoch zumindest unter Investoren und Rohstoffexperten anerkennende Reaktionen: Glencore verkündete einen neuen Vertrag mit dem koreanischen Batteriehersteller Samsung SDI, der in den kommenden Jahren bis zu 21.000 Tonnen Kobalt von dem Schweizer Konzern kaufen wird.
Analysten hatten schnell ausgerechnet, dass Glencore nach ähnlichen Vereinbarungen mit BMW, Umicore, dem chinesischen Batterie-Recycler GEM und dem Samsung-Konkurrenten SK Innovation wohl nahezu seine gesamte Kobaltproduktion bis 2024 bereits verkauft hat.
Kobalt zählt neben Lithium, Nickel, Coltan und seltenen Erden wie Neodym zu den wichtigsten Rohstoffen für den Bau von elektrisch angetriebenen Autos. Der absehbare Serienstart zahlreicher neuer E-Auto-Modelle sorgt für steigende Nachfrage. Das Investorenbündnis PRI (Prinzipien für verantwortliches Investieren) prognostiziert Bergbaukonzernen, die für den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft notwendige Rohstoffe fördern, ein Kurspotenzial von über 50 Prozent.
Anleger können - außer bei Nickel - nicht direkt per ETC an der Preisentwicklung der betroffenen Rohstoffe partizipieren. Der Umweg führt also stets über die Minenunternehmen. Das haben inzwischen auch einige Fondsgesellschaften als attraktive Investmentidee erkannt. Mittlerweile gibt es verschiedene Portfolios, die das Thema Elektromobilität über Rohstoffaktien abbilden, häufig auch in Kombination mit Bergbaukonzernen aus dem Edelmetallbereich.
Fonds senken Risiko
Für Anleger ist der Weg über Fonds dabei durchaus sinnvoll: Minenaktien und die Papiere der sogenannten Explorer, die neue Abbaugebiete suchen und erschließen, sind bekannt für ihre starken Schwankungen. Neben bekannten Großkonzernen wie Rio Tinto oder BHP wimmelt der Sektor von kleinen Gesellschaften, über die für Privatanleger nur wenig verlässliche Informationen zugänglich sind. Manche werden nur an ausländischen Börsen gehandelt, oft auch nur mit geringen Handelsvolumina. Ein Investment in ein breiteres Portfolio durch einen professionellen Fondsmanager kann die dadurch entstehenden Risiken zu einem gewissen Grad abfedern. Dennoch bleiben Anlagen im Rohstoffsektor vergleichsweise riskant.
Kombination mit Goldminen
Einige Fonds haben ihren Investmenthorizont zuletzt erweitert, um besser diversifizieren und zusätzliche Chancen wahrnehmen zu können. Das gelingt im Moment beispielsweise besonders durch die Beimischung von Goldminenbetreibern und Palladiumproduzenten. Beide profitieren von den deutlich gestiegenen Preisen des jeweiligen Rohstoffs. Besonders bei Gold konnten Förderunternehmen in den vergangenen Jahren, als die Gewinne weniger üppig flossen, die Kosten um rund ein Fünftel drücken. Sie haben Schulden abgebaut und können teilweise in den kommenden Jahren weitere erhebliche Einsparpotenziale nach Zusammenschlüssen, Übernahmen und Joint Ventures realisieren. Das erhöht die Margen.
Die Mischung aus zukunftsträchtigen Rohstoffen und Edelmetallen findet sich beispielsweise im Bakersteel Electrum Fund (bis März 2019 Stabilitas Gold + Resourcen), dem Structured Solutions Next Generation Resources und dem FIVV- MIC-Mandat-Rohstoffe. Das Portfolio des RobecoSAM Smart Materials setzt dagegen neben Lithium und Co eher auf Materialien für Leichtbau und Robotik sowie das Thema effiziente Nutzung von Rohstoffen. Er berücksichtigt Nachhaltigkeitskriterien bei der Aktienauswahl.
Damit können die anderen Produkte nicht dienen. Der Sektor hat in Sachen Umweltschutz und Verantwortung für die Mitarbeiter weit über Glencore hinaus einen schlechten Ruf. Doch es gibt Fortschritte: Ab 2021 müssen EU-Unternehmen, die Zinn, Wolfram, Tantal oder Gold importieren, die Einhaltung bestimmter Standards in ihrer Lieferkette überprüfen. Und ab 2025 plant die Rohstoffbörse London Metals Exchange (LME), den Handel mit Metallen zu verbieten, die nicht aus "verantwortungsvollen Quellen" stammen.