Der aktivistische Fonds Petrus Advisers drängt die Aareal Bank in einem Offenen Brief zur Abspaltung der Softwaretochter Aareon - und fordert damit praktisch die Zerschlagung des MDAX-Konzerns. Der Londoner Hedgefonds hält zwischen acht und zehn Prozent an der Bank. Schlagzeilen machte Petrus Anfang 2020, als der Fonds seine Acht-Prozent-Beteiligung an Comdirect nach längerem Poker an die Commerzbank verkaufte und dafür einen um ein Drittel höheren Preis erzielte als die übrigen Comdirect-Aktionäre. Till Hufnagel, Partner und Co-Chief Investment Officer (CIO) von Petrus Advisers, erläutert im Interview die Pläne des Fonds mit der Aareal Bank.


Börse Online: Die Aareal Bank hat am 17. Januar einen zweistelligen Millionenverlust für das Geschäftsjahr 2020 ausgewiesen und begründet das mit höherer Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle in der Corona-Krise. Die Bank will Details ihrer neuen Strategie am 24. Februar vorstellen. Warum gehen Sie ausgerechnet jetzt mit Ihrer Kritik an die Öffentlichkeit?
Till Hufnagel: Weil wir sehr besorgt sind über die aktuelle Situation. Wir haben seit über einem Jahr permanent mit dem Vorstand über eine Neuausrichtung der Bank mit ihren Bereichen Immobilienfinanzierung, Immobilien-Zahlungsdienstleistungen und der Immobilien-Softwaretochter Aareon gesprochen. Vor allem 2020 fand dazu ein sehr aktiver Austausch mit dem Vorstand der Aareon unter Führung von Hermann Merkens statt.

Was wollten Sie dem Aareal-Bank-Chef klarmachen?
Dass wir glauben, dass die Bank in dieser Aufstellung enormes Wertpotenzial brachliegen lässt. Zum einen ist insbesondere die Tochter Aareon eine wahre Software-Perle, die eigenständig schon jetzt deutlich mehr wert ist als der Bankenteil der Aareal-Gruppe. Wenn man Aareon in der Gruppe hält, wird Aareal sehr bald schon - zumindest wertmässig - eine Softwarefirma mit ein paar angeschlossenen Bankaktivitäten sein. Zum anderen macht uns die Ausrichtung des Bankenteils sorgen, weil es keine Strategie gab, die es Aareal ermöglicht, die Kapitalkosten von acht bis zehn Prozent nach Steuern zu erwirtschaften. Daher haben wir die Aareal Bank aufgefordert, eine strategische Überprüfung des Bankengeschäfts mit externer Hilfe durchzuführen.

Die Bank hat im vergangenen Jahr bereits einen 30-Prozent-Anteil an Aareon an den Finanzinvestor Advent verkauft. Sie hat auch Maßnahmen zur Kostensenkung und Ertragssteigerung eingeleitet, die von Analysten positiv bewertet werden. Reicht das nicht?
Der Verkauf des Minderheitsanteils war nötig, um Aareon auf die Unabhängigkeit vorzubereiten. Diese fordern wir nun in Form eines Spin-offs an uns Aktionäre. Die am 17. Januar von der Aareal Bank veröffentlichen Eckpunkte einer strategischen Neuausrichtung gehen uns nicht weit genug.

Inwiefern?
An vielen Stellen will die Bank im Prinzip so weitermachen wie bisher. Wir haben nachgerechnet: Von der möglichen Zielrendite von acht bis zehn Prozent nach Steuern ist das Institut noch immer weit entfernt. Auch auf der Kostenseite ist bislang kaum etwas geplant. Dem Institut gehört noch immer eine völlig überdimensionierte Palastzentrale am Kurpark mitten in Wiesbaden. In der Bilanz stehen außerdem hohe Pensionsverpflichtungen, die längst ausgelagert gehört hätten.

Erstmals haben Sie in dem Offenen Brief vom 10. Februar ihre Unzufriedenheit mit der vakanten Führung geäußert. Aareal-Bank-Chef Hermann Merkens hat sein Amt im November aus gesundheitlichen Gründen für drei bis vier Monate niedergelegt. Derzeit führt Finanzchef Marc Heß interimsmäßig das Unternehmen. Welche personellen Veränderungen wollen Sie jetzt?
Die Aareal Bank befindet sich in einer wichtigen Phase der Neuausrichtung, die eine klare Führung erfordert. Tatsächlich ist fast drei Monate nach der Krankmeldung von Herrn Merkens noch immer nicht kommuniziert worden, ob und wann Herr Merkens zurückkommen kann. Angesichts der kritischen Phase benötigt das Institut dringend Klarheit in Bezug auf die Führung. Sollte Herr Merkens nicht oder später als geplant aus dem Krankenstand zurückkehren, müssen schon jetzt Alternativen vorbereitet werden.

Kommt ein interner Kandidat in Frage?
Nein, eine interne Nachfolge für Herrn Merkens sehen wir nicht. Noch einmal: Wir fordern den Spin-off von Aareon im zweiten Halbjahr 2021 oder spätestens im ersten Quartal 2022. Und wir glauben, dass ein neuer Chef, der von außen kommt, dieser Aufgabe am besten gewachsen ist.