Aktien von Wohnkonzernen wie Vonovia auf Zehn-Jahrestief - Analysten sehen Einstiegschancen und Potenzial einer Verdoppelung. Von Wolfgang Ehrensberger
60 Prozent hat die Aktie des Wohnkonzerns Vonovia seit Jahresbeginn verloren - der DAX liegt 25 Prozent im Minus. Ähnlich dramatisch sehen die Einbrüche bei anderen Immobilienkonzernen wie TAG Immobilien, LEG und Aroundtown aus. Dabei galten gerade die großen Wohnkonzerne mit ihren stabilen Mieteinnahmen bislang als relativ wenig konjunkturanfällig. Übertreibt die Börse bei Vonovia & Co.? Überzeichnet sie die gegenwärtigen Risiken hoher Zinsen und steigender Inflation? Ja, glauben beispielsweise die Analysten der DZ Bank, von Barclays und der kanadischen RBC.
"Bei den Immobilienaktien wird ein Worst-Case-Szenario eingepreist, das so nicht zu erwarten ist", sagt Karsten Oblinger von der DZ Bank. So habe er bei Vonovia zwar auch sein Bewertungsmodell überarbeitet und seine Schätzungen an ein deutlich negativeres Szenario angepasst, mit sinkenden Immobilienbuchwerten. Doch Oblingers heruntergesetztes Kursziel von 36 Euro liegt immer noch fast doppelt so hoch wie der aktuelle Kurs. Barclays wiederum attestiert dem Bochumer Konzern ein gut laufendes operatives Geschäft. Wertverluste im Bestand, wie derzeit von vielen befürchtet, sehe man nicht, die Gewinnaussichten seien konstant. Und auch RBC hält die Kurseinbrüche für überzogen: "Die Vonovia-Erträge dürften stabil bleiben", heißt es bei RBC. Auch für andere Immobilienkonzerne wie TAG Immobilien, LEG oder Aroundtown sehen manche Analysten derzeit ein Kurspotenzial von teilweise über 100 Prozent in den nächsten zwölf Monaten.
Allerdings ist der Markt weiter sehr nervös, und Vorsicht ist angebracht. So hat erst am Mittwoch eine Herunterstufung durch die französische Investmentbank Exane BNP Paribas bei TAG Immobilien einen Kurssturz von 13 Prozent ausgelöst. Mit weiterhin hochvolatilen Kursen gerade bei Immobilienaktien müssen Anleger in jedem Fall rechnen.