Aus Sicht der Charttechnik ist die Lage bei Hugo Boss auf den ersten Blick eindeutig. Seit Mitte Oktober vergangenen Jahres rauschte der Kurs um rund 50 Prozent in den Keller, mit 55 Euro notiert der MDAX-Wert auf einem ähnlichen Niveau wie Anfang 2011. Eine schlechte Bilanz, vor allem vor dem Hintergrund der seit Jahren laufenden Rally an den Aktienmärkten.



Richtig ist aber auch, dass mit der Talfahrt auch das Handelsvolumen kräftig zulegte. Es ist daher durchaus möglich, dass inzwischen alle Anleger verkauft haben, die auch verkaufen wollten. Wer jetzt noch investiert ist, hat ein längerfristiges Interesse und zählt zu den "starken Händen". Natürlich dürften zuletzt auch einige Schnäppchenjäger eingestiegen sein, die auf einen schnellen Rebound spekulieren. Doch von dieser Seite sollten die Risiken eher überschaubar sein.

Zudem ist der Wert kräftig überverkauft, was an der Differenz zur 200-Tage-Linie deutlich wird. Mit minus 43 Prozent lag der Abstand zuletzt auf einem ähnlich extremen Niveau wie während der Bodenbildung Anfang 2009. Insgesamt betrachtet sind die technischen Perspektiven somit besser als zunächst angenommen.

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Peer-Group deutlich teurer



Von der fundamentalen Seite sieht es ähnlich aus. Zahlreiche negative Schlagzeilen wie die Gewinnwarnung von Ende Februar befeuerten zuletzt den Abverkauf. Absatzprobleme in den äußerst wettbewerbsintensiven Märkten in Übersee, dazu kontinuierliche Investitionen in ein kundenorientiertes Geschäftsmodell und der Rücktritt von Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs sorgen für schlechte Stimmung. Auf seinen Nachfolger wartet viel Arbeit, Hugo Boss muss in preislicher Hinsicht zurückrudern und zugleich eine überzeugende Digitalisierungsstrategie aufbauen, um nicht nur auf den Erfolg der eigenen Einzelhandelsgeschäfte zu setzen.

Aber auch die positiven Argumente gilt es zu beachten. Auf Basis der Gewinnschätzungen von Warburg Research für 2016 wird die Aktie mit einem KGV von 14,5 bewertet. Vergleichen mit dem Branchendurchschnitt von 17,5 ist dies günstig. Ein wirklicher Kracher ist aber die Dividende. Trotz der Herausforderungen liegt die Ausschüttung für 2015 unverändert bei 3,62 Euro. Wegen des Kursverfalls kommt der MDAX-Wert auf eine Verzinsung von 6,5 Prozent und zählt zu den Dividendenkönigen auf dem deutschen Kurszettel.

Mit Discount einsteigen



In Deutschland wird die Dividendensaison in den nächsten Wochen verstärkt die Schlagzeilen bestimmen. Hugo Boss dürfte für spekulative Naturen zu den Favoriten zählen und entsprechend profitieren. Die Hauptversammlung findet am 19. Mai statt, somit bleibt noch ausreichend Zeit, sich zu positionieren.

Alternativ locken aufgrund der hohen Volatilität auch Derivate mit interessanten Konditionen. Passend zur charttechnischen Situation stellen Discount-Optionsscheine einen guten Chance-Risiko-Mix dar. Die WKN PB2UQ0 ist mit einem Cap exakt am Jahrestief bei 50 Euro ausgestattet. Sollte die Aktie zum Laufzeitende Mitte September höher notieren, steigt der Schein um gut 27 Prozent oder 58 Prozent p.a. Je nach Kursentwicklung ist auch ein vorzeitiger Verkauf sinnvoll. Natürlich sollten auch die Risiken beachtet werden: Steht die Aktie am Bewertungstag unter dem Basispreis von 45 Euro, verfällt der Optionsschein wertlos.

Basiswert Hugo Boss

Kurs Basiswert 55,70 EUR

Produkt Capped-Call

WKN PB2UQ0

Emittent BNP Paribas

Bewertungstag 16.09.2016

Basispreis 45 EUR

Cap 50 EUR

Maximalrendite (p.a.) 27% (58%)

Kurs Zertifikat 3,90 Euro

Zielkurs 5 EUR

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de