An der Prognosen für das Gesamtjahr hielt das Unternehmen zwar fest. "Allerdings bleiben Unsicherheiten insbesondere im Zusammenhang mit unserem britischen Vertriebsgeschäft." Npower kämpft seit Jahren mit Kundenschwund, Abrechnungsproblemen und Verlusten. Zwar hatte Innogy nach eigenen Angaben im zweiten und dritten Quartal in Großbritannien je 50.000 Kunden hinzugewonnen. Bestandskunden konnten aber teilweise nur durch günstigere Tarife gehalten werden. "Notwendige Preisanpassungen etwa scheinen im aktuellen Marktumfeld nur schwer umsetzbar", sagte Finanzchef Bernhard Günther. Sollten sich die Rahmenbedingungen verschlechtern, könne es weitere Abschreibungen geben. Die RWE-Tochter hat Npower nun noch mit rund vier Milliarden Euro in dem Büchern. Das britische Vertriebsgeschäft sei für Innogy eine Plage, sagte ein Händler. Gut, dass der Konzern das Problem nun angehe. SSE wollte sich dazu nicht äußern. Npower sei schließlich weiterhin ein Konkurrent, sagte ein Sprecher.
INNOGY KÖNNTE SICH AUS VERTRIEBSGESCHÄFT IN UK ZURÜCKZIEHEN
Innogy-Boss Peter Terium hatte noch als RWE-Chef vor zwei Jahren das Npower-Management ausgetauscht. Damals waren dem Unternehmen 350.000 Kunden davon gelaufen. "Was dort passiert ist, war ein Desaster", hatte Terium kritisiert. Die frühere Liebe zu dem größten Auslandsmarkt des Konzerns hat sich auch wegen der Eingriffe der Politik mit ihren Plänen für eine Preisdeckelung abgekühlt. Zwar will Terium auf der Insel noch Windräder aufstellen, das Vertriebsgeschäft könnte er aber aufgegeben. An dem geplanten Joint Venture mit SSE wird Innogy nur noch 34 Prozent halten. Dabei handele es sich um eine reine Finanzbeteiligung ohne strategische Bedeutung, betont Terium.
Der britische Markt ist hart umkämpft. Neben Innogy und SSE ist auch E.ON im Strom- und Gasvertrieb vertreten. Zu den Wettbewerbern zählen die Centrica-Tochter British Gas, Iberdrolas Scottish Power und der französische Versorger EDF. Das Gemeinschaftsunternehmen von Innogy und SSE wäre mit 11,5 Millionen Kunden und einem Marktanteil von 23 Prozent in Großbritannien die Nummer Zwei hinter British Gas.
Insgesamt verdiente Innogy in den ersten neun Monaten operativ (bereinigtes Ebit) rund zwei Milliarden Euro, knapp neun Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dies lag aber vor allem am dominierenden Netzgeschäft, das um rund ein Fünftel auf 1,4 Milliarden Euro zulegte.
An der Börse gab die im Nebenwerteindex MDax notierte Innogy-Aktie zeitweise ein Prozent auf 40,86 Euro nach.