Die Halbjahreszahlen des Energiekonzerns Innogy sind nicht berauschend: Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) sank im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Beim Nettoergebnis verdiente Innogy mit 850 Millionen Euro zwar vier Prozent mehr, was sich dem Unternehmen zufolge auf die Neubewertung von Finanzinstrumenten sowie geringerer Steuern zurückführen lasse. Das bereinigte Nettoergebnis gab hingegen um mehr als ein Fünftel auf 662 Millionen Euro nach.

Am stärksten ging das Ergebnis im Vertriebsgeschäft zurück. Hier wies das Unternehmen ein Minus von über 20 Prozent auf 475 Millionen Euro aus. "Allerdings konzentrieren wir uns eher auf den Kundenwert, als auf bloße Kunden- und Absatzzahlen", sagte Finanzchef Bernhard Günther am Freitag. Der Konzern habe in den Monaten Mai und Juni in Deutschland bei den Kundenzahlen netto sogar gewachsen.

Das Netzgeschäft, das den größten Anteil am operativen Ergebnis ausmacht, ging um rund drei Prozent auf eine Milliarde Euro zurück. Ursache waren Innogy zufolge sinkende Erträge aufgrund der neuen Regulierung für Gas.

Beim Geschäft mit den erneuerbaren Energien musste Innogy mit einem Minus von fast sieben Prozent ebenfalls Einbußen hinnehmen. Zur Begründung verwies das Unternehmen auf sinkende Erträge aus dem Bau von Photovoltaik-Anlagen.

Vor allem in Großbritannien macht der RWE-Tochter seit Jahren der scharfe Wettbewerb zu schaffen. Die dortige Vertriebstochter npower verzeichnete im ersten Halbjahr Verluste in Höhe von 18 Millionen Euro. Der Konzern will das belastende Vertriebsgeschäft nun mit dem britischen Anbieter SSE zusammenlegen. Günther zufolge mache die Fusion gute Fortschritte und sei voll im Zeitplan. Wenn die Behörden grünes Licht geben, soll die Transaktion Ende 2018 oder Anfang 2019 abgeschlossen werden.

Ausblick bestätigt



Konzernchef Uwe Tigges bestätigte am Freitag die Jahresprognose. Danach erwartet das Unternehmen beim bereinigten Nettogewinn gegenüber dem Vorjahr ein Minus von rund zehn Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Beim bereinigten Ebit geht Innogy für 2018 von einem Rückgang von rund vier Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro aus.

Innogy steht im Mittelpunkt einer Übernahme durch E.ON und RWE. Die beiden Energieriesen wollen die Geschäfte des Konzerns untereinander aufteilen. Bis Ende 2019 will E.ON die Mehrheit an Innogy übernehmen und sich komplett aus der Stromproduktion zurückziehen. Winken die Behörden die Transaktion durch, wird E.ON das Geschäft mit den erneuerbaren Energien abspalten und an den ehemaligen Rivalen RWE weitergeben. RWE wäre dann mit 17 Prozent an E.ON beteiligt. Nach Auslaufen des Übernahmeangebots Ende Juli sicherte sich E.ON bereits knapp 86 Prozent der Innogy-Papiere.

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Einschätzung der Redaktion



Nach der Bekanntgabe der Übernahme durch E.ON und RWE, brach die Innogy-Aktie Anfang Februar 2018 auf ihr Allzeittief bei 28,11 Euro ein. Seitdem hat sich das Papier aus charttechnischer Sicht erholt und stabilisiert sich derzeit zwischen 36 und 38 Euro. Der langfristige Abwärtstrend ist aber intakt.

Auf dem Weg nach unten, sehen wir eine erste Unterstützungszone zwischen 32 Euro und 33 Euro. Diese sollte die Innogy-Aktie nicht durchbrechen, da sonst ein weiterer Rückschlag bis auf das Allzeittief bei 28,11 Euro drohen könnte. Wir setzen den Stopp daher bei 32 Euro.

Nach den Zahlen am Freitag notiert die Aktie zum Mittag leicht im Minus bei 37,50 Euro. Die Halbjahreszahlen lagen allerdings im Rahmen der Markterwartungen. Wir bleiben bei unserer Empfehlung: Kaufen.

Ziel: 44,00 Euro
Stopp: 32,00 Euro