In hohem Bogen warfen die Anleger die Aktien von Linde aus ihren Depots, nachdem das Unternehmen zum zweiten Mal innerhalb von gut einem Jahr seine mittelfristige Prognose über Bord geworfen hatte. Die Aktien stürzten um 14,6 Prozent auf 141,15 Euro ab - das war der größte Kurssturz seit gut 14 Jahren. Linde hatte angesichts der weltweit lahmende Industriekonjunktur, schlechteren Preisen im Medizingeschäft und den Folgen des niedrigen Ölpreises seine Gewinnprognose für 2017 zusammengestrichen. Das sei eine klare Enttäuschung gewesen, erklärte Equinet-Analyst Michael Schaefer. Dafür habe es keine Anzeichen gegeben, erläuterte Martin Roediger, Analyst bei Kepler Cheuvreux.Im Sog von Linde verloren die Aktien des Erzrivalen Air Liquide in Paris vier Prozent, womit die Aktien auch im EuroStoxx50 die rote Laterne hielten.
Auf der Gewinnerseite im Dax standen RWE mit einem Kursplus von 14,6 Prozent auf 12,48 Euro ganz oben. Der Versorger will unter dem Druck wegbrechender Gewinne das Geschäft mit Ökostrom, Stromnetzen und dem Vertreib abspalten und voraussichtlich Ende 2016 im Zuge einer Kapitalerhöhung an die Börse bringen. "Das ist das, was alle wollen - nach dem Motto: Aus eins mach zwei und schon hast du glückliche Aktionäre", fasste ein Händler die Begeisterung der bisher arg gebeutelten RWE-Aktionäre zusammen. RWE haben in diesem Jahr schon mehr als 50 Prozent verloren und sind damit im Dax bislang das Schlusslicht.
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VW HOLEN WEITER AUF
Auf der Überholspur blieben VW mit einem Plus von 2,8 Prozent auf 135,25 Euro, womit sie so hoch wie zuletzt am 21. September notierten. Das war der erste Handelstag nach Bekanntwerden des Abgasskandals. Händler vermuten vor allem Hedgefonds unter den Käufern.
Die Titel von TUI legten in London vier Prozent zu. Großaktionär Alexej Mordaschow hatte seine Beteiligung an dem Touristik-Konzern auf 15 Prozent aufgestockt und weitere Käufe in Aussicht gestellt. Die Übernahme von 29 europäischen Hotels machte den Aktionären von Accor Kauflaune: Die Titel des Betreibers von "Sofitel" und "Ibis" stiegen um 3,1 Prozent.
Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung leicht steigende Kurse. Weiterhin rechnen die meisten US-Anleger mit einer Zinswende noch in diesem Jahr. Allerdings hoffen viele, dass die US-Notenbank Fed sehr behutsam vorgehen und die Geldflut nur langsam eindämmen wird. Der Euro notierte mit Kursen um 1,06 Dollar weiterhin in Reichweite seines Mitte März erreichten Zwölf-Jahres-Tiefs von 1,0456 Dollar. Die meisten Experten erwarten für Donnerstag eine weitere Öffnung der EZB-Geldschleusen.
Reuters