Liebe Anlegerinnen und Anleger,
im Augenblick erleben wir Anleger eine sehr spannende und charttechnisch höchst interessante Situation an den wichtigsten globalen Märkten - und die meisten Investoren bemerken es überhaupt nicht. Was ich damit meine? Natürlich ist es kein Geheimnis, dass führende Indizes wie die Nasdaq !00 oder unser DAX mindestens angeschlagen sind.
Isoliert und von außen betrachtet, wie wahrscheinlich 90 % der Anleger die Börsen analysieren, erinnert alles an eine plötzliche und heftige Konsolidierung, wie wir sie bereits Ende Dezember, im Mai und im Juli erlebt haben. Auch damals sind wichtige Indizes wie der S & P 500 und der DAX unter ihre jeweiligen 50- Tage -Linien gerutscht. Heute stellt sich die Situation aber etwas anders dar und ist wirklich kompliziert.
Kein seriöser Anleger würde behaupten, die Kurse vorhersagen zu können oder auch nur einigermaßen treffsicher zu raten, welche politischen oder wirtschaftlichen Ereignisse welche Kursveränderungen nach sich ziehen könnten. Erinnern Sie sich nur an das vergangene Jahr mit dem Brexit und der Wahl von Präsident Trump. Kaum jemand hätte vorher auf die tatsächliche Entwicklung der Börsen gewettet.
Deswegen sollten wir uns darauf konzentrieren, was heute am Markt vor sich geht und wohin die großen Anleger ihr Kapital lenken. Und nicht versuchen zu raten, was eventuell passieren könnte. Genau deshalb verfolge ich sehr engmaschig die verschiedenen Risikoindikatoren des inneren Marktes, verfolge also genau, was unterhalb der Oberfläche der bekannten Indizes passiert. Im Augenblick zeigt sich diesbezüglich im inneren Markt ein düsteres Bild - obwohl sich nur von außen betrachtet die Lage schon längst wieder aufhellt. Da aber der innere Markt dem äußeren, also den bekannten Indizes, voraus läuft, sehe ich die augenblickliche Verfassung der Märkte sehr kritisch - jedenfalls auf Sicht der kommenden Wochen.
Auf Seite 2: S & P 500 kämpft mit der Rückeroberung der 50-Tage-Linie
S & P 500 kämpft mit der Rückeroberung der 50-Tage-Linie
Hier sehen Sie den gleichgewichteten S & P 500 Index. Hier ist jede Aktie gleich wichtig, hoch kapitalisierte Aktien haben kein größeres Gewicht bei der Indexberechnung als die kleinen Werte. Daher ergibt sich ein weniger verfälschtes Bild als in den traditionellen Charts.
Wie Sie sehen, hat sich der Index von seinem Hoch leicht zurückgezogen und ist dann unter die wichtige 50- Tage- Linie gerutscht. Die Dynamik des Aufschwungs verringert sich deutlich, was aber in Anbetracht der verschiedenen geopolitischen Risiken nicht weiter ins Gewicht fällt. Von einem Doppeltop oder einer drohenden Gipfelbildung zu sprechen wäre verfrüht - von einigen Warnsignalen abgesehen. Immerhin hat sich der Index in den letzten Tagen wieder nach oben auf den Weg gemacht und versucht nun mit aller Macht, die gleitende 50- Tage- Linie zurück zu erobern. Falls dies gelingt, wäre dies nach klassischer Betrachtung ein bedeutendes charttechnisches Kaufsignal, da es den Verkäufern erneut nicht gelungen wäre, ihren Vorteil auszunutzen.
Genau diese Situation haben wir bereits im April, Mai und Juni erlebt, jedes Mal mit einer Beschleunigung des Aufwärtstrends verbunden. Nur von außen betrachtet, gibt es bisher wenig Grund sich zu sorgen.
Trotzdem ist die Situation heute mit den vorherigen Konsolidierungen nicht vergleichbar, da sich das Kräfteverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage heute komplett verschoben hat.
Auf Seite 3: Der innere Markt funkt SOS
Der innere Markt funkt SOS
Hier sehen Sie den Prozentsatz der im S & P 500 Index notierten Aktien, die auf einem Kaufsignal der P & F Technik notieren. Die negative 0-Spalte ganz rechts zeigt Ihnen, dass seit einigen Tagen immer mehr Aktien von einem Kauf- auf ein Verkaufssignal wechseln. Immer mehr Titel verlieren also ihre wichtigste Unterstützung und der gesamte Aktienmarkt wird zunehmend vom Angebot gelenkt. Die großen und gut informierten Investoren ziehen also aus irgendwelchen Gründen Kapital ab.
Auffällig ist auch, dass erneut bei 78 %, dem Hoch von Februar und aus dem Jahr 2016, dieser Risikoindikator nach unten drehte. Seither verschlechtert sich die Marktbreite erneut. Nach wie vor handeln wir bei 66 % auf einem relativ hohen Niveau. Dies mag positiv interpretiert werden angesichts der umsichtigen Notenbanken und der hohen Liquidität in den Märkten. Auf der anderen Seite ist die Fallhöhe aber sehr hoch - falls irgendetwas unerwartetes geschieht.
Im Augenblick macht es keinen Sinn zu spekulieren, welches Ereignis eine schärfere Korrektur einleiten könnte. Es ist aber eine Tatsache, dass in denjenigen Zeiten, in denen dieser Risikoindikator in einer negativen 0-Spalte notiert, der Markt sehr anfällig für Überraschungen ist. Auch macht es keinen Sinn in denjenigen Marktphasen, in denen "Mr Market" im Vorteil ist, sich gegen den Markt zu stemmen. Denn die großen Anleger, die nun eher auf der Short-Seite engagiert sind, lassen sich nur ungerne von uns privaten Investoren die Butter vom Brot nehmen.
Dies ist keine Crash- Warnung. Aber ich halte es für absolut sinnvoll, schwache Aktien aus schwachen Sektoren zu verkaufen und die Liquidität zu erhöhen. Auch eine gewisse Absicherung mag in den ohnehin nicht gerade beliebten Sommermonaten nicht schaden.
Falls Sie sich für die Regeln des inneren Marktes und die P & F Technik interessieren, können Sie sich hier zu meinem informativen Info-Brief anmelden.
Viel Erfolg mit Ihren Positionen und sommerliche Grüße aus dem Rheinland
Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".