Auf der Münchner Automesse IAA gab sich Mercedes Benz optimistisch und kündigte eine „neue Ära der Elektromobilität“ an. Vier Wochen später meldet der schwäbische Autokonzern in den besonders wichtigen Regionen USA und China massive Absatzrückgänge.

Mercedes Benz USA verzeichnete in Q3 einen deutlichen Absatzrückgang um 17 Prozent p.a. auf 70.800 Fahrzeuge, was vor allem auf die US-Importzölle und die dadurch geminderte Wettbewerbsfähigkeit zurückzuführen sein dürfte. Zum anderen schwächelt der für Mercedes Benz besonders wichtige chinesische Markt, wo die Nachfrage nach Premiumfahrzeugen sinkt und ein harter Wettbewerb mit heimischen Herstellern herrscht. Im dritten Quartal sanken die weltweiten Verkaufszahlen deutlich – in China fiel der Absatz sogar um rund 27 Prozent auf etwa 125.000 Fahrzeuge. Während Konkurrent BMW dank eines stärkeren US-Geschäfts etwas stabiler dasteht, leidet auch er unter der China-Flaute. Für Mercedes erschwert die Kombination aus Handelsbarrieren, schwacher Konjunktur in China und einem starken Dollar die Lage. Der Autobauer steht nun unter Druck, seine Strategie anzupassen, um Absatz und Profitabilität wieder zu stabilisieren.

Mercedes Benz muss zahlreiche Probleme lösen

Die Kombination aus Handelskonflikten, politischer Unsicherheit und regulatorischem Druck (u. a. EU-CO₂-Vorgaben, mögliche Strafzölle auf chinesische E-Autos) trägt nicht gerade zu einer optimistischen Einschätzung der Geschäftsperspektiven bei. Mercedes Benz steht vor der Herausforderung, gleichzeitig Kosten zu senken, in Zukunftstechnologien zu investieren und die Lieferketten robuster zu gestalten – ein Balanceakt, der in einem schwächeren Marktumfeld schwer zu bewältigen ist. Erfahrungsgemäß leidet in Krisenzeiten der Verkauf von Luxusfahrzeugen stärker, da wohlhabende Käufer solche Anschaffungen zurückhalten oder verschieben. Klein- und Mittelklassewagen werden hingegen häufiger aus praktischen Gründen gekauft (z. B. Arbeitsweg, Familienmobilität) und weniger aus Prestigegründen. Sie gelten daher als „notwendiger Konsum“ und sind weniger volatil, während Luxusautos als verzichtbare Konsumgüter gelten.

Gewinnschätzungen der Analysten zu optimistisch?

Unter den auf tradingview.com aufgeführten Analystenmeinungen überwiegen zwar noch die optimistischen Analystenurteile, allerdings enttäuschte der Autobauer – sowohl in Q1 als auch in Q2 – die Analystenprognosen zum Gewinn pro Aktie deutlich. Für Q3 rechnen sie nun mit einem Plus von 1,41 Euro je Aktie, was gegenüber dem Vorquartal (0,95 Euro) einem massiven Anstieg entspräche. Deren Bekanntgabe (inkl. Analystenkonferenz) soll am 29. Oktober erfolgen.Aus charttechnischer Sicht gibt es derzeit aus folgenden Gründen wenig Grund für einen sonderlich stark ausgeprägten Optimismus. So befindet sich z.B. die langfristige 200-Tage-Linie seit zwei Jahren auf einer Talfahrt und wurde in den vergangenen Tagen zudem unterschritten, was unter chartorientierten Investoren als klares Verkaufssignal gilt. Während sich der DAX auf Tuchfühlung mit seinem Rekordhoch befindet, notiert die Aktie von Mercedes Benz (aktuell: 53,68 Euro) „meilenweit“ unter ihrem 1998 markierten Allzeithoch von mehr als 92 Euro.

Fazit: Derzeit deutet wenig auf einen markanten Rebound hin. Aktuell kann man dem DAX-Wert lediglich den Versuch einer Bodenbildung attestieren.

Mercedes-Benz (WKN: 710000)

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