Trotz starker Märkte sieht Lauren Goodwin von New York Life neue Inflationsrisiken und warnt vor zu viel Zinshoffnung – der Gegenwind kommt.

Die Aktienmärkte zeigen sich im Hochsommer 2025 von ihrer besten Seite: Rekordstände beim S&P 500, Optimismus bei Tech-Werten und solide Quartalszahlen. Doch während viele Anleger das Momentum feiern, mahnt Lauren Goodwin von New York Life zur Vorsicht. 

In einem CNBC-Interview skizziert sie ein differenziertes Bild: kurzfristig zunächst noch Rückenwind – mittelfristig jedoch neue Risiken.

Starke Wochen voraus – aber begrenztes Potenzial

Goodwin rechnet mit weiteren Kursgewinnen in den kommenden drei bis vier Wochen. Der Grund: Die wirtschaftlichen Realitäten im zweiten Quartal haben die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Gleichzeitig sind viele der befürchteten geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken – etwa ein eskalierender Handelsstreit – bislang nicht eingetreten. Das sorgt für Rückenwind an den Märkten, zumal die laufende Berichtssaison erneut robuste Unternehmensgewinne liefert.

„Selbst an schwachen Tagen beobachten wir kaum eine Rotation in defensive Sektoren“, so Goodwin. Das spreche für eine Marktbreite, die das aktuelle Kursniveau stützt. Die vielzitierte „Wall of Worry“, an der sich die Kurse oft emporarbeiten, sei derzeit erstaunlich stabil.

Neue Risiken am Horizont

Doch die Marktstrategin verweist auch auf eine Reihe von Risiken, die bislang unterschätzt würden. Vor allem bei der Inflation sieht sie ein Comeback. Schon in den Juni-Daten zeige sich ein erneuter Anstieg der Teuerung, der sich im dritten und vierten Quartal verstärken dürfte – etwa durch das Auslaufen von Lagerbeständen und neue Orderzyklen, insbesondere im Einzelhandel.

Hinzu komme ein struktureller Faktor: Der Arbeitsmarkt verknappe sich zunehmend, da die Migration zurückgeht. Das erhöhe den Lohndruck – und damit auch das Inflationsrisiko. Goodwin warnt vor einem Szenario, in dem die Teuerung wieder zum Thema wird, ohne dass die Wirtschaft gleichzeitig spürbar abkühlt.

Zinssenkung? Vielleicht – aber keine Garantie

Ob die Fed angesichts dieser Gemengelage in diesem Jahr überhaupt noch die Zinsen senkt, hält Goodwin für fraglich. Möglich sei ein symbolischer Schritt – mehr aber auch nicht. Zwar habe Jerome Powell signalisiert, dass man ohne die jüngsten Zollrisiken womöglich schon gehandelt hätte. 

Doch genau diese moderaten Zölle machen laut Goodwin das Problem komplex: "Sie zerstören keine Nachfrage, sorgen aber für schleichend steigende Kosten – ein Gift für die Planungssicherheit vieler Unternehmen."

Stürmischer Herbst voraus?

Dazu kommt: Die finanziellen Bedingungen bleiben extrem locker. Die Aktienmärkte laufen stark, Kreditmärkte zeigen sich stabil, Liquidität ist reichlich vorhanden. Es gebe schlicht keinen akuten Handlungsdruck, so Goodwin.

Strukturelle Risiken wie Inflation, Arbeitsmarktveränderungen und geopolitische Unsicherheiten könnten im Herbst eine neue Phase einläuten. Anleger sollten die Rallye daher nicht blind nachlaufen, sondern sie mit wachem Blick begleiten. Denn wie so oft ist es nicht die Gegenwart, die gefährlich wird – sondern der Moment, in dem sich die Dynamik leise dreht.

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Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)

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