Während das operative Ergebnis bei minus 71,4 Millionen Euro lag (VJ: -48,4), verdiente Morphosys unter dem Strich 20,9 Millionen Euro. Hier war im entsprechenden Vorjahreszeitraum noch ein Minus von 53,1 Millionen Euro angefallen.
Die Bayern hatten erst zu Wochenbeginn wegen veränderter Geschäftserwartungen an das Krebsmedikament Tafasitamab (Markenname Monjuvi) die Konzernziele für das Gesamtjahr gestutzt und erwarten nunmehr Erlöse zwischen 155 bis 180 (Vorjahr: 328) Millionen Euro. Bereits in der Vergangenheit waren die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen von Experten zurückgeblieben, sodass Morphosys ohnehin vorsichtige Jahresziele formuliert hatte. Wie das Unternehmen nun mitteilte, spülte das bislang nur in den USA zugelassene Mittel im vergangenen Quartal 14,9 Millionen Euro in die Kassen.
Seitdem Morphosys Anfang Juni die Übernahme des US-Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals bekanntgab, hat das Papier mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt. Der Deal stößt am Markt auf ein geteiltes Echo. Branchenkenner bescheinigen Constellations Forschungspipeline zwar interessantes Marktpotenzial, sehen jedoch den Finanzierungsdeal mit dem US-Unternehmen Royalty Pharma mit gewisser Skepsis.
Denn der US-Pharmafinanzierer, der nach einer Kapitalerhöhung inzwischen auch an Morphosys beteiligt ist, erhält im Gegenzug für seine milliardenschwere Unterstützung nun Morphosys' Rechte an bestimmten Umsatzbeteiligungen bei einigen Medikamenten - darunter die Lizenzgebühren für das Schuppenflechtemittel Tremfya des dänischen Hersteller Janssen, die am Markt als "Tafelsilber" der Bayern angesehen werden.
Das Morphosys-Management setzt dagegen große Hoffnungen auf die Übernahme von Constellation, mit dessen - aktuell noch in der Testphase befindlichen - Medikamenten der Konzern künftig im Krebsgeschäft seine Position im Bereich der Hämatologie-Onkologie stärken will. Der Epigenetik-Spezialist Constellation Pharma ist nun seit Mitte Juli eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Morphosys.
"Die Integration ist in vollem Gange, wir arbeiten an einem Fahrplan für die Zusammenführung", sagte Konzernchef Jean-Paul Kress der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Der Zukauf schaffe einen höheren Wert für die Aktionäre, ist der Firmenlenker überzeugt. Dabei setzt Morphosys auch auf Synergien unter anderem in der Forschung und der Vermarktung etwa in den USA.
Bei der Frage nach dem künftigen Umsatzpotenzial der beiden wichtigsten Arzneimittelkandidaten der Amerikaner hält sich Morphosys indes weiter bedeckt. Auch wann mit weiteren Forschungsdaten und gar einem Zulassungsantrag zu rechnen ist, bleibt weiter offen. Morphosys hat bislang lediglich mitgeteilt, dass der Konzern ab 2026 durch das Constellation-Mittel Pelabresib zur Behandlung von Myelofibrose - einem bestimmtem Knochenmarkkrebs- mit einem "signifikanten Umsatzbeitrag" rechne.
Nach Ansicht der Morphosys-Führung könnte Pelabresib zum neuen Therapiestandard für diese seltene Erkrankung werden. Nach Schätzungen des Unternehmens sind in den USA und Europa etwa 30 000 bis 35 000 Menschen an Myelofibrose mit einem mittleren bis hohen Risiko erkrankt. Viele hiervon sprächen nur unzulänglich auf die aktuell gängige Therapie an, heißt es von Morphosys./tav/he