Nach der Notenbanksitzung ist vor der Notenbanksitzung: Da die neue Geldflut der Europäischen Zentralbank (EZB) an den Finanzmärkten mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde, hoffen Börsianer nun darauf, dass die US-Notenbank der Anlegerstimmung keinen weiteren Dämpfer verpasst. Im Dezember hatte Fed-Chefin Janet Yellen erstmals seit etwa zehn Jahren die Zinsen wieder angehoben.

Am Freitag hatten die massiven Geldspritzen der EZB doch noch ihre Wirkung gezeigt. Der Dax kletterte dank der ausgeweiteten Anleihenkäufe, noch niedriger Zinsen und zusätzlicher Billig-Kredite für Geschäftsbanken um 3,5 Prozent. Auf Wochensicht lag das Plus aber nur bei 0,1 Prozent. "Es gibt gute Gründe dafür, dass die EZB mit ihrem geldpolitischen Feuerwerk für neuen Schwung an den Kapitalmärkten sorgen kann", sagte Marktexperte Björn Block vom Bankhaus Marcard, Stein & Co. Die überreichliche Liquidität werde weiter zunehmen und die Anleiherenditen blieben niedrig, so dass Aktien als Anlage weiter attraktiv seien. Zudem werde der Euro geschwächt, was gerade exportorientierten Unternehmen helfe.

Nun richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die USA, wo es in der abgelaufenen Woche ebenfalls nach oben ging. Der Dow-Jones-Index gewann auf Wochensicht 1,2 Prozent. Die Kurse an den Terminmärkten signalisieren bereits seit Wochen, dass Investoren die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung am Mittwoch bei null Prozent sehen. Auch danach wird die Fed die Zügel wohl nur sehr langsam straffen. Anleger wetten darauf, dass der US-Leitzins frühestens 2022 wieder bei einem Prozent liegen wird.

Bis die Bank von England (BoE), die kommende Woche ebenfalls über ihre Geldpolitik berät, so weit sein wird, könnte ein Jahrzehnt vergehen. Der Schlüsselsatz der EZB wird diesen Börsenkursen zufolge erst in 60 Jahren diese Marke erreichen. Bei der Bank von Japan könnte es sogar noch länger dauern. Im Jahr 2046 sehen Anleger den dortigen Leitzins gerade einmal bei 0,5 Prozent. Die japanische Zentralbank entscheidet am Dienstag über ihre Geldpolitik.

KONJUNKTURDATEN SPIELEN ERNEUT NUR DIE ZWEITE GEIGE



Die geballten Notenbank-Sitzungen drängen die Konjunkturdaten in den Hintergrund. Die US-Verbraucherpreise, die wenige Stunden vor dem Fed-Entscheid veröffentlicht werden, könnten aber für Kursausschläge sorgen. Denn die Inflation ist ein wichtiger Faktor für die Geldpolitik. Daneben stehen Zahlen zum Immobilienmarkt (Mittwoch) und zu den Einzelhandelsumsätzen (Dienstag) auf dem Terminplan. Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz sagt einen anhaltenden Aufschwung der weltgrößten Volkswirtschaft voraus. "Neben dem Konsum bleibt der Wohnungsbau ein wichtiger Wachstumstreiber."

In Europa werden am Donnerstag die endgültigen Inflationszahlen für Februar bekanntgegeben. Die Kernrate, bei der die stark schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, könne auf 0,8 von 0,7 Prozent korrigiert werden, prognostiziert Commerzbank-Experte Balz. Damit liegt sie aber immer noch weit unter dem EZB-Inflationsziel von knapp zwei Prozent.

HEXENSABBAT SORGT FÜR KURSAUSSCHLÄGE



Am Freitag, dem sogenannten Hexensabbat, verfallen dann Index-Futures sowie Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. In den Tagen zuvor schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise der Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

Zum Abschluss der neuen Woche erscheint zudem Senvion wohl erstmals auf den Kurszetteln. Der Windradbauer war unter dem Namen Repower schon einmal börsennotiert, wurde vor einigen Jahren vom indischen Konkurrenten Suzlon aufgekauft und dann an die Finanzinvestoren Centerbridge und Arpwood weitergereicht.

Reuters