Die eigenen 20,5 Prozent an Adler fasst Vonovia mit spitzen Fingern an: Ein Verkauf der Anteile sei ausdrücklich eine Option. "Ein weiterer Zukauf von Adler-Aktien scheidet derzeit aus", betonte Buch bei der virtuellen Hauptversammlung am Freitag. Unterdessen prüfe Vonovia wegen zuletzt deutlich gestiegener Kosten, ob sich das Unternehmen für neue Investorengruppen öffnen könne. Mit seinem Geschäft steuert Vonovia laut Buch auf ein neues Rekordjahr zu.
Zukäufe seien nicht die einzige Möglichkeit zu wachsen, erklärte Buch. "Der Besitz eines Immobilienportfolios und die Bewirtschaftung sind zwei verschiedene Dinge." Vonovia könne auch die Bestände anderer Unternehmen bewirtschaften, dies sei der Schlüssel für das Geschäft mit Dritten. Darin liege viel Potenzial für die Zukunft.
Vonovia hatte die Deutsche Wohnen vergangenes Jahr geschluckt, damit zählten mehr als 565.000 Mietwohnungen zum Portfolio des Bochumer Konzerns. "Durch den Zusammenschluss mit der Deutschen Wohnen sind wir stärker geworden", so Buch. Für den Zuwachs hatte Vonovia rund 17 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. Rund acht Milliarden Euro davon wurden durch eine Kapitalerhöhung refinanziert. Der Verschuldungsgrad liegt laut Vonovia im Zielkorridor, der ein Verhältnis von Verbindlichkeiten zum Verkehrswert des Immobilienbestands von 40 bis 45 Prozent vorsieht.
ANTEIL AN ADLER NUR KLEINE INVESTITION - NICHT STRATEGISCH
Der gut 20-prozentige Anteil an der Adler Group sorgt wegen der Turbulenzen bei dem Immobilien-Investor zwar für Interesse, macht dem Vonovia-Chef zufolge aber nur rund ein Viertel-Prozent der Bilanzsumme seines Konzerns aus. Damit sei Adler eine vergleichsweise kleine Investition und auch kein strategisches Instrument. Bei der Entscheidung über das weitere Vorgehen sei keine besondere Eile geboten, gab sich Buch gelassen. Vonovia hatte die Adler-Anteile nach eigenen Angaben im Wege der Pfandverwertung von dem Investor Aggregate Holdings Invest S.A. bekommen und schützt sich so vor einem Forderungsausfall bei Aggregate. Die Adler Group steht ihrerseits unter Druck: Der Leerverkäufer Fraser Perring hatte mit Blick auf die Bilanzierungsmethoden 2021 Vorwürfe gegen den Immobilien-Investor erhoben. Die Wirtschaftsprüfer von KPMG sehen keinen systematischen Betrug, wohl aber Mängel.
Buch stellte den Aktionären nachhaltig wachsende Gewinne und eine entsprechend steigende Dividende in Aussicht. Den Gewinn aus dem operativen Geschäft (Group Funds from Operations/Group FFO) - die bei Immobilienfirmen zentrale Kennziffer - will Vonovia in diesem Jahr um mehr als 20 Prozent steigern und den Anteilseignern für 2021 eine Dividende von 1,66 Euro je Aktie zahlen. Im vergangenen Jahr legte der Group FFO auf 1,67 Milliarden Euro zu - auch dank gestiegener Mieten.
Dieser Trend dürfte sich laut dem Konzernchef auch 2022 fortsetzen: "Auf Inflation und steigende Kosten werden zeitversetzt auch die Mieten reagieren. Sie werden steigen - auch bei Vonovia." Das Jahr 2022 stehe makro-ökonomisch unter neuen Vorzeichen. "Unsere Gesamtkapitalkosten sind zuletzt vergleichsweise deutlich gestiegen", räumte Buch ein. "Wir prüfen deshalb unter anderem, wie wir unsere Eigenkapitalseite öffnen können für neue Anlegergruppen mit langfristigen Erwartungshorizonten, die direkt investieren wollen."
rtr