Da die Börsen in den vergangenen Monaten aber gut gelaufen sind, nehmen Anleger neue Nachrichten gerne als Ausrede, um Gewinne zu realisieren."

Auf die Bundestagswahl blicken Börsianer dagegen gelassener. Die Nähe der beiden großen Parteien sowie die Annahme, dass von den Wahlen keine ernsthaften Zäsurrisiken ausgingen, sprächen gegen eine starke Reaktion der Börsen, meint Portfoliomanagerin Jördis Hengelbrock vom Bankhaus Sal. Oppenheim.

Das zweite große Thema sei vielmehr die Geldpolitik, erklärte NordLB-Experte Basse. Die Aussicht auf baldige weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve werde die Wall Street, die zuletzt von Rekord zu Rekord geeilt und auch den MSCI-Weltindex von einer Bestmarke auf die nächste gehievt hatte, ausbremsen. Der Dax legte in den vergangenen Tagen insgesamt ein knappes Prozent zu und erreichte zeitweise ein Zwei-Monats-Hoch von 12.627 Punkten. Vor diesem Hintergrund werden Börsianer die zahlreichen Auftritte führender US-Notenbanker in der neuen Woche genau verfolgen, um daraus Rückschlüsse auf die Fed-Politik zu ziehen.

VERSCHÄRFUNG DES KATALONIEN-STREITS BEFÜRCHTET



Kopfschmerzen bereitet Investoren auch das umstrittene Unabhängigkeitsreferendum Kataloniens am 1. Oktober. "Bisher haben die Finanzmärkte diesen Konflikt weitgehend ignoriert, obwohl es sich um eine der wirtschaftsstärksten Regionen Spaniens handelt", sagt Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Eine Eskalation des Streits mit der Zentralregierung in Madrid würde die spanischen Anleihen kurzfristig sicher belasten. Mittelfristig werde sich am Status Quo aber nicht viel ändern - unabhängig vom Wählervotum. "Denn es ist kaum damit zu rechnen, dass eine nennenswerte Anzahl von Staaten diese Unabhängigkeit anerkennen würde, und Spanien wird dies sicherlich auf keinen Fall tun."

IFO-INDEX UND EUROPÄISCHE INFLATIONSDATEN IM BLICK



Daneben hält eine Flut von Konjunkturdaten Anleger in Atem. Den Anfang macht am Montag der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Diese hatte sich nach drei Rekordwerten in Folge im August minimal eingetrübt. Am Donnerstag gibt der GfK-Index Auskunft über die Kauflaune der deutschen Verbraucher. Tags darauf folgen die Einzelhandelsumsätze.

Auf europäischer Ebene konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Inflationszahlen am Freitag. Eine anhaltend niedrige Teuerung könnte bei der Europäischen Zentralbank (EZB) den Befürwortern einer raschen Drosselung der Anleihekäufe Wind aus den Segeln nehmen.

Ebenfalls am Freitag stehen in den USA Zahlen zu den Einkommen und Ausgaben der dortigen Verbraucher auf dem Terminplan. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

rtr