Der Stimmungsindikator trübt sich im August weiter ein. Die maue Konjunktur könnte auch Banken in neue Turbulenzen bringen. Eine Ratingagentur senkt den Daumen. Auch irre Steuerpläne belasten die Kurse.
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat sich im August weiter eingetrübt, wenngleich nicht mehr so stark wie im Vormonat. So büßte das Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag im August weitere 1,1 Prozent auf 30,4 Punkte ein. Der Ausblick für die kommenden zwölf Monate verschlechterte sich um 9,4 Prozent auf 24,2 Punkte. Auf einem so niedrigen Stand war das Ökonomen- Barometer zuletzt bei Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020.
Die Mehrheit der Ökonomen (68 Prozent) rechnet nun damit, dass die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr schrumpft. Im zweiten Quartal 2023 hatte die Wirtschaft nach zwei Minusquartalen stagniert. Jüngsten Konjunkturdaten zufolge zeichnet sich kaum Besserung ab. Dazu zählt eine um 1,5 Prozent gesunkene Produktion der deutschen Unternehmen im Juni, aber auch die Entwicklung im wichtigen Absatzmarkt China mit schwachen Außenhandelszahlen und einer erstmals offiziell festgestellten Deflation, also sinkenden Preisen. Deflation gilt ebenso wie hohe Inflation als schädlich für die Wirtschaft.
„Die Wirtschaft in Deutschland leidet unter Inflation und dem Kurs der Politik, der Außenhandel unter der schwachen Weltwirtschaft“, fasst Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, die Lage hierzulande zusammen.
Lars Krömer, Chefvolkswirt beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall, erwartet, dass sich „die schleppende weltweite Nachfrage und die strukturellen Defizite Deutschlands im zweiten Halbjahr stärker in der Industriekonjunktur widerspiegeln werden“.
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"Die Risiken haben zugenommen"
Die Konjunktureintrübung könnten aber auch die Banken stärker zu spüren bekommen, die bislang zu den Hauptprofiteuren der stark gestiegenen -Notenbankzinsen gehören. In den vergangenen Monaten haben die Geldhäuser wegen sprudelnder Zinsergebnisse milliardenschwere Rekordgewinne vorgelegt.
Allerdings neigt sich der Zinserhöhungszyklus der Notenbanken dem Ende zu. Gleichzeitig nehmen als Folge der sich eintrübenden Konjunktur die Zinsrisiken der Banken zu, etwa in Form von ausfallgefährdeten Krediten. Die Banken könnten zudem die gestiegenen Zinsmargen nicht einfach in die Zukunft fortschreiben, warnte beispielsweise Bundesbank-Vizechefin Claudia Buch im „Handelsblatt“. „Die Risiken haben zugenommen. Angesichts des Wirtschaftsabschwungs sind mehr Insolvenzen und somit auch mehr Kreditausfälle zu erwarten.“ Buch kündigte gleichzeitig höhere Kapitalanforderungen für die Branche an.
In den USA hat die Ratingagentur Moody’s unterdessen die Bonitätsnoten für eine Reihe mittelgroßer und kleinerer US-Banken gesenkt — und derartige Schritte auch für Großbanken in Aussicht gestellt, was die Bankaktien ebenfalls belastete. „Die Ergebnisse vieler Banken für das zweite Quartal zeigen einen zunehmenden Druck auf die Gewinne“, argumentiert Moody’s. Gefahr droht in den USA vor allem durch Bewertungseinbußen im Gewerbeimmobilienbereich.
In Europa sorgen derweil Umverteilungseingriffe durch die Politik für Ärger: So hat die italienische Regierung Anfang der Woche eine milliardenschwere „Übergewinnsteuer“ auf Bankgewinne beschlossen, worauf die Aktien italienischer Institute wie Unicredit oder Intesa Sanpaolo regelrecht abstürzten. Inzwischen ist die Regierung zurückgerudert und hat eine Obergrenze für die Steuer gesetzt. Die Kurse erholten sich.
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