Übernahmespekulationen bescheren Peloton am Montag einen Rekord-Kurssprung. Der Fitnessgeräte-Spezialist prüft offenbar das Interesse an einer Übernahme durch verschiedene Bewerber. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg am Wochenende unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Dem "Wall Street Journal" vom Freitag zufolge ist Amazon darunter, die "Financial Times" schrieb, dass auch Nike ein Angebot prüfe.
Nike könnte mit Peloton den Ausbau seines Geschäfts über den Verkauf von Sportartikeln hinaus beschleunigen: Die Firma bietet neben teuren Bikes und Laufbändern auch Abos für Trainings an. Amazon beschränkte sich im Wellness-Bereich bisher auf einen in den USA erhältlichen Fitness-Tracker. Amazon-Gerätechef Dave Limp gilt in der Branche aber als ein Fan der Peloton-Bikes, das er am liebsten selbst erfunden hätte.
Die Überlegungen von Amazon und Nike sind den Berichten zufolge zugleich noch in einem frühen Stadium. Beide hätten noch nicht mit Peloton selbst gesprochen, sondern nur mit ihren Beratern, hieß es dort unter Berufung auf informierte Personen. Die Unternehmen selbst äußerten sich zunächst nicht.
Probleme häufen sich
In der vergangenen Zeit häuften sich die Probleme rund um Peloton. Zuletzt sorgte ein Bericht über die fehlende Nachfrage nach den Luxus-Heimtrainern und die wachsende Konkurrenz für Furore - die Aktie brach auf ein Zwei-Jahres-Tief ein. Kunden müssen für das Peloton-Bike in Deutschland derzeit 1.495 Euro hinlegen, das Bike+ mit Live Cardio und Full-Body Workout kostet sogar 2.495 Euro, ebenso wie das Laufband des US-Herstellers.
Nach den Medienberichten äußerte sich Peloton-Chef John Foley. Es sei falsch, dass es einen vollständigen Stopp der Produktion geben soll. Der Bericht über einen Produktionsstopp von zwei Monaten sei "aus dem Zusammenhang gerissen".
Im November musste die New Yorker Firma ihre Umsatzprognose für das noch bis Mitte 2022 laufende Geschäftsjahr drastisch zusammenstreichen - um bis zu eine Milliarde Dollar. Ein Auslöser war, dass Peloton im August den Preis des ursprünglichen Modells seines Trainings-Bikes um ein Fünftel senkte. Die Kunden zogen es danach verstärkt der teureren und für Peloton lukrativeren neuen Version vor. Vor der Preissenkung hatten sich die beiden Modelle etwa gleich gut verkauft, danach dominierte das ältere Bike mit rund 75 Prozent. Peloton wird im Markt zugleich von anderen Herstellern mit zum Teil günstigeren Konkurrenzgeräten unter Druck gesetzt. Weitere Informationen dürften die endgültigen Zahlen zum zweiten Quartal liefern, die das Unternehmen am Dienstag, 08. Februar, bekanntgeben will.
In den vergangenen Wochen bereitete Peloton auch noch ein ungewöhnlichen Image-Problem Kopfschmerzen: In gleich zwei TV-Serien erlitten Figuren Herzinfarkte nach Peloton-Trainings. Das Unternehmen sah sich genötigt, darauf hinzuweisen, dass Aktivität das Herz stärke.
Unsere Einschätzung zur Peloton-Aktie
Die Peloton-Aktie schnellte am Montag um mehr als ein Viertel nach oben auf 26,46 Euro. Doch das ist noch weit entfernt von einstigen Höchstwerten. Im Dezember 2020 mussten Anleger für ein Papier 130 Euro hinblättern. In den vergangenen sechs Monaten verlor der Kurs des Corona-Profiteurs gut 73 Prozent.
Nachdem die teuren Trainings-Bikes von Peloton zum Bestseller in der Anfangszeit der Corona-Pandemie wurden, stand die Aktie vor gut einem Jahr noch bei rund 123 Euro und Peloton war zeitweise mehr als 50 Milliarden US-Dollar wert. Zum Schlusskurs vom Freitag waren es nur noch gut acht Milliarden Dollar.
Die Peloton-Produkte sind unverhältnismäßig teuer und dürften wohl den wieder offenen Fitnessstudios zum Opfer fallen. Nicht jeder kann sich den Luxus eines teuren Hometrainers leisten. Wir belassen die Aktie trotz des möglichen Übernahmeangebots bei "beobachten". Wir warten weitere Statements der Unternehmen ab.
ak/dpa-AFX