Ab Dienstag können Privataktionäre die Aktien der Volkswagen-Tochter Porsche AG zeichnen und sich so um Anteile an dem Sportwagenbauer bewerben. Ab 29. September ist dann die Erstnotiz an den Börsen geplant. Auch wenn die anvisierte Preisspanne am unteren Ende der Erwartungen liegt – die Aktien der Porsche Holding sowie die VW-Vorzugsaktien legen an der Börse im abgeschwächten Umfeld zu.

Der Wolfsburger Autokonzern bietet im Rahmen des Börsengangs der Dr.Ing. h.c.F. Porsche AG knapp 114 Millionen Vorzugsaktien in einem Preis-Korridor zwischen 76,50 und 82,50 Euro pro Stück an. Darin enthalten sind fast 15 Millionen Papiere für eine mögliche Mehrzuteilung, teilte der Mutterkonzern VW weiter mit. Das entspricht einem Firmenwert von 70 bis 75 Milliarden Euro.

Sollte alles laufen wie vorgesehen und sich der tatsächliche Angebotspreis in dem genannten Bereich einpendeln, werde ein Bruttoerlös für VW von 8,71 bis 9,39 Milliarden Euro erwartet. Der von den Familien Porsche und Piëch beherrschte VW-Großaktionär Porsche SE kauft Stammaktien für weitere 9,4 bis 10,1 Milliarden Euro.

Auch Anleger aus Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien und Spanien dabei

Schon an diesem Dienstag (20.09.) soll die Zeichnungsfrist beginnen. Sie geht bis einen Tag vor dem Börsengang, sofern die Finanzaufsicht BaFin den Wertpapierprospekt genehmigt. Auch Privatanleger in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und Spanien sollen einen Teil der Porsche-Vorzüge erwerben können. Die Erstnotiz von Porsche am Aktienmarkt ist für den 29. September geplant.

Das Grundkapital der Porsche AG wurde bereits zur Hälfte in stimmrechtslose Vorzugs- und stimmberechtigte Stammaktien aufgespalten. Bis zu ein Viertel der Vorzüge – also in etwa ein Achtel aller Anteile – sollen in den Verkauf gehen.

Ein Aktienhändler bezeichnete es als positiv, dass der Börsengang trotz der jüngsten Marktschwäche voraussichtlich durchgezogen werde. Die Papiere von VW stiegen am Dienstag-Vormittag um gut ein Prozent, die des Großaktionärs Porsche Holding SE an der DAX-Spitze sogar um 2,8 Prozent.

Porsche (WKN: PAH003)

Katar und Norwegen als Großaktionäre

Insgesamt soll es durch die Neustrukturierung 911 Millionen einzelne Wertpapiere geben – eine Art Werbe-Gag, mit dem Porsche auf sein wohl bekanntestes Modell, den 911er, anspielt. Das operative Geschäft mit weiteren Baureihen wie dem Cayenne, Macan, Panamera oder Taycan ist in der AG gebündelt.

Die meisten Vorzugsanteile dürften nicht an kleine, sondern an institutionelle Großanleger gehen. So will sich laut VW Katar mit knapp fünf Prozent eindecken. Das Golf-Emirat ist bereits drittwichtigster Aktionär des Gesamtkonzerns.

Ein weiterer Ankerinvestor des Porsche-Börsengangs ist der norwegische Staatsfonds, in dem die Zentralbank in Oslo die Einnahmen aus den Öl- und Gasvorkommen des Landes verwaltet und für künftige Generationen mehren will. Daneben steigen die US-Fondsgesellschaft T. Rowe Price und die staatliche Investmentgesellschaft ADQ aus Abu Dhabi bei den Stuttgartern ein.

Europas größte Autogruppe Volkswagen will mit dem IPO zusätzliche Geldquellen anzapfen. Die VW AG plant aus den Einnahmen weitere Milliarden-Investitionen in Elektromobilität und Digitales. Zudem hofft sie selbst, für Anleger attraktiver zu werden. Der Kurs der VW-Vorzugsaktie hat sich seit dem Juli-Tief immerhin schon um 25 Prozent verbessert.

Volkswagen Vz. (WKN: 766403)

VW-Aktionäre erhalten Sonder-Dividende

Die Volkswagen AG hat angekündigt, im Fall eines erfolgreichen Börsengangs im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung im Dezember vorzuschlagen, Anfang 2023 eine Sonderdividende an die Aktionäre auszuschütten. 49 Prozent der Bruttogesamterlöse aus der Platzierung der Porsche-AG-Vorzugsaktien und dem Verkauf der Stammaktien gehen demnach an VW-Aktionäre. Der Betrag soll sich einheitlich auf die 501.295.263 ausstehenden Stamm- und Vorzugsaktien der Volkswagen AG aufteilen.

Fazit

Der Börsengang der Porsche AG erfolgt in einem schwierigen Börsenumfeld. Wer die Aktien der Sportwagen-Firma zeichnet und danach das Glück hat, Stücke zugeteilt zu bekommen, dürfte durchaus Zeichnungsgewinne verbuchen. Der weitere Kursverlauf bleibt jedoch ungewiss.

Es gibt gewisse Interessenkonflikte bei den Eignern zwischen dem VW-Mehrheitseigner Porsche SE und dem VW-Konzern sowie die Familie Porsche-Piëch, die sowohl im Kontrollgremium des Volkswagen-Konzerns als auch in der Familienholding stark vertreten ist.

Alle drei Aktien bleiben längerfristig kaufens- bzw. haltenswert.

Hinweis auf Interessenkonflikte:

Der Chefredakteur, Herr Frank Pöpsel, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz.

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz., Porsche SE.