Das Management der Beteiligungsfirma Porsche Automobil Holding beklagt sich über den hohen Abschlag zum inneren Wert. Es hat es selbst in der Hand, das zu ändern. Die Porsche-Aktie hat weiterhin ein Kurspotenzial von rund 53 Prozent. Von Jörg Lang
Die Zahlen sind gut, die Stimmung hingegen schlecht. „Wir halten einen so massiven Abschlag für übertrieben“, poltert etwa Hans Dieter Pötsch, Vorstandsvorsitzender der Porsche Automobil Holding. Der Frust ist verständlich, aber zum Teil selbstverschuldet. Was der Manager anspricht, ist die Bewertung des Beteiligungsvehikels. Die Gesellschaft, die in den Wirren um die gescheiterte Komplettübernahme von Volkswagen entstanden ist, hält 53 Prozent der Stammaktien der Wolfsburger. Inklusive der gehaltenen Vorzugsaktien beträgt der Anteil am Gesamtkapital 31,9 Prozent, wie im gerade erschienenen Geschäftsbericht nachzulesen ist. Zudem hat die Holding beim Börsengang von Porsche AG, dem zu VW gehörenden Sportwagengeschäft der Marke, auch 25 Prozent der Stammaktien erworben, was rund 12,5 Prozent des Gesamtkapitals entspricht.
Porsche Holding Aktie massiv unterbewertet
Auf den ersten Blick ungewöhnlich: Während sich die Aktie von Porsche AG seit dem Börsengang sehr erfreulich entwickelt hat, verlor der Kurs der Porsche Holding stetig an Wert. Dadurch wuchs die immer schon große Bewertungslücke noch einmal an. Der Marktwert von Porsche Holding, zählt man die nicht notierten Stammaktien zu gleichen Kursen dazu, beträgt 15,6 Milliarden Euro. Die Beteiligung an VW bringt es auf einen Wert von rund 24 Milliarden Euro. Porsche Sportwagen wird an der Börse mit 104 Milliar- den Euro bewertet. Selbst ohne Zuschlag für die Stammaktien liegt das Paket mit 13 Milliarden Euro Wert in den Büchern. Zum Kauf der Beteiligung an Porsche wurden auch Kredite aufgenommen. Zum Jahreswechsel stand die Holding mit rund 6,7 Milliarden Euro in der Kreide. Werden nun die Marktwerte der Beteiligung addiert und die Schulden abgezogen, landet man abgerundet bei 30 Milliarden Euro oder umgerechnet gut 95 Euro pro Aktie. Das sind reichlich 80 Prozent mehr als der aktuelle Aktienkurs. Und in dieser Rechnung gibt es keinen Bonus für Stimmrechts-Kontrollmöglichkeiten.
So könnte die Porsche-Aktie mehr Wert erhalten
Dass der Abstand zum inneren Wert so hoch ist, hat mehrere Gründe. Zum einen behindert die Markttechnik. Viele Fonds achten darauf, dass sie von einem Emittenten nicht mehr als zehn Prozent im Portfolio haben. Dabei gehören VW, Porsche Holding und Porsche AG in einen Topf, weil deren Risiken sicherlich gleichgerichtet sind. Das heißt aber auch: Je höher der Erfolg des Sportwagengeschäfts an der Börse ist, umso mehr muss erst einmal die Holding leiden.
Punkt zwei betrifft den Cashflow. Porsche Holding verdient zwar auf dem Papier sehr viel Geld. 2022 sind laut Geschäftsbericht 15,32 Euro pro Aktie zusammengekommen. Allerdings stammen diese Gewinne zum überwiegenden Teil aus der Konsolidierung von VW. Heißt: Porsche Holding rechnet sich Umsatz und Ertrag der Wolfsburger anteilsmäßig zu. Das ist bilanzrechtlich so gefordert. Der Ertrag landet aber nicht auf den Konten in Stuttgart. Dorthin fließt nur die Dividende von VW und demnächst auch die Ausschüttung von Porsche AG. Die Differenz ist groß. 2022 zeigt Porsche Holding einen Gewinn nach Steuern von 4,7 Milliarden Euro, an Dividenden sind aber nur 884 Millionen Euro auf den Konten gelandet. Daraus wird die Dividende von 2,56 Euro pro Vorzugsaktie gespeist. Mit einer Rendite von 6,0 Prozent gibt es bei der Aktie sicherlich einen Dividendenfloor.
Damit die Aktie aber den Abstand verringern könnte, müsste das Management seinen Klagen Taten folgen lassen. Eine Möglichkeit: VW-Aktien zu hohen Kursen verkaufen und Holding-Anteile zum Discount zurückkaufen. Diese den Wert steigernde Maßnahme scheint mit den aktuellen Gremien im Moment wenig wahrscheinlich. Die Aktie wird trotzdem weiter mit „Kaufen“ eingestuft.
Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 13/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche Automobil Holding.