Mit Fest- und Tagesgeld können Anleger momentan kaum etwas verdienen, woran sich auf absehbare Zeit nichts ändern dürfte. Daher investieren sie in Rentenfonds, die mehr Rendite bieten.
Bei Anleihen wird die Luft aber auch dünner. Zehnjährige Bundesanleihen boten jüngst weniger als ein Prozent Rendite.
Seit Jahresbeginn ist die deutsche Zehnjahresrendite von 1,9 auf unter 1,0 Prozent gefallen. Damit hatte Anfang 2014 kaum jemand gerechnet. Aber die Konjunktur in der Eurozone entwickelte sich schwächer als erwartet. Auch die Inflationsraten blieben unter den Erwartungen. Die volkswirtschaftlichen Daten reichen als Erklärung für die niedrigen Renditen jedoch nicht aus.
Welche Gründe sehen Sie noch?
Eine entscheidende Rolle spielt die Europäische Zentralbank (EZB), deren Geldpolitik künftig noch
expansiver werden könnte. Die EZB stellt den Banken bereits kostengünstig Liquidität zur Verfügung und hat den Ankauf von Covered Bonds und Asset Backed Securities (ABS) angekündigt. Die
Märkte spekulieren zudem darauf, dass sie auch Staatsanleihen kaufen wird, wie die Bank of England und die US Federal Reserve.
Wäre das realistisch?
Das ist nicht unser Hauptszenario. Aber falls es so käme, könnte die EZB nicht nur italienische und spanische Staatsanleihen kaufen. Sonst entstünde der Verdacht einer verbotenen Staatsfinanzierung. Also müsste die EZB auch Bundesanleihen kaufen. Da Bundesanleihen mit dreijähriger Restlaufzeit bereits negative Renditen bieten, liegt die Vermutung nahe, dass sie Anleihen mit längeren Laufzeiten kaufen würde. Diese Erwartung erklärt den jüngsten Renditeverfall bei zehnjährigen Bundesanleihen.
Auf Seite 2: Bundesanleihen und EZB
Aber wer kauft Bundesanleihen, wenn ihre mageren Renditen nicht mal die Inflation ausgleichen?
Hier kommt die Regulierung ins Spiel, die die Käufe von Banken und Versicherungen beeinflusst. Banken benötigen zum Beispiel Liqui- ditätspolster für ihre Bilanz, die sie nur mit bestimmten Wertpapie- ren abdecken können. Das können Geldmarktpapiere sein oder Staatsanleihen, Pfandbriefe und Covered Bonds. Und falls instituti- onelle Anleger Zuflüsse erhalten, müssen sie investieren. Ihre Käufe erfolgen dann aus regulatorischen Gründen, unabhängig davon, wie hoch die Renditen sind.
Halten Sie die Geldpolitik der EZB eigentlich für sinnvoll?
Das mittelfristige Inflationsziel der EZB liegt bei 2,0 Prozent. Derzeit liegt die Eurozone weit darunter. Stattdessen steigt die Deflationsgefahr, falls die Inflationserwartungen zu stark sinken. Käme es dazu, würde sie aus dieser Lage tatsächlich schwer wieder rauskommen. Insofern ist die EZB-Politik plausibel.
Rechnen Sie mit einer Deflation?
Unsere Hausmeinung dazu lautet nein. Wir stellen dazu auch gern eine einfache Frage.
Nämlich?
Warten Sie heute mit dem Kauf einer neuen Waschmaschine, weil Sie mit fallenden Preisen rechnen?
Ich persönlich? Nein.
Das klingt plausibel, da die Löhne in Deutschland steigen. Bislang ist kein breit angelegter Rückgang des allgemeinen Preisniveaus feststellbar. Vielmehr sind zuletzt vor allem die Energie- und Nah- rungsmittelpreise gefallen. Der Preisrückgang in Spanien zum Beispiel ist struktureller Natur und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit.
Auf Seite 3: Zinseinkommen
Wie investieren Sie derzeit? Kaufen Sie zum Beispiel noch Bundesanleihen?
Wenn, dann sehr dosiert. Jedoch nicht bei negativen Renditen, so wie dies bei zweijährigen Bundesanleihen der Fall ist.
Was kaufen Sie stattdessen?
Im Juli 2012 hielt Mario Draghi seine berühmte "Whatever-it-takes"-Rede, um den Euro zu retten. Seitdem hat die EZB den Fuß auf dem Gas und seitdem haben wir unter anderem Anleihen aus der Peripherie und attraktive Unternehmensanleihen übergewichtet.
Das bedeutet konkret in Zahlen?
Im DWS Zinseinkommen halten wir zum Beispiel 25 Prozent in spa- nischen und 20 Prozent in italienischen Anleihen. Im DWS Euroland Strategie Renten ist die Gewichtung ähnlich.
Beim DWS Zinseinkommen investieren Sie in Italien und Spanien. Sie wollen Anlegern aber einen Ausschüttung in Höhe der deutschen Um- laufrendite bieten. Wie passt das zusammen?
Beim DWS Zinseinkommen haben wir vier feste Stichtage für die Aus- schüttung. Dabei orientieren wir uns an der Umlaufrendite, die einen Querschnitt aus allen Bundesanleihen bietet. Die Umlaufrendite spie- gelt aber nicht unsere Anlagepolitik wider.
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
Der DWS Zinseinkommen weist eine Duration von zwei Jahren auf, die Umlaufrendite eine deutlich höhere Duration. Die hohe Gewichtung in Italien und Spanien hatte ich ja bereits erwähnt.
Wie weit können Sie die Duration senken, falls die Zinsen steigen?
Beim DWS Zinseinkommen und DWS Euroland Strategie Renten jeweils auf minus zwei Jahre.
Auf Seite 4: Steigen die Zinsen wieder?
Steigen die Zinsen denn wieder?
Vermutlich moderat. Das erschwert es uns jedoch, die bisherigen Kurs- gewinne zu wiederholen. Den laufenden Zins würden wir in diesem Szenario aber verdienen. Sollte die EZB allerdings noch expansiver werden, werden die Renditen weiter fallen, vor allem die Peripherie würde dann davon profitieren und damit auch der Fonds. rf
Oliver Eichmann arbeitet in Frankfurt und leitet das Euro-Rententeam bei Deutsche Asset & Wealth Management, das in Publikums- und institu- tionellen Fonds circa 18 Milliarden Euro verwaltet. Eichmann managt unter anderem den DWS Euroland Strategie Renten (ISIN: DE0008474032) sowie den DWS Zinseinkommen (LU0649391066). Eichmann kam im Jahr 1996 zur Fondstochter der Deutschen Bank und studierte Betriebswirtschaftslehre in Gießen und im britischen Exeter.