Wenn Kurse gefallen sind, schlägt die große Stunde für Value-Investoren. Zu denen gehört Robert Kleinschmidt, Chef von Tocqueville Asset Management aus New York. Er ist ein Contrarian. Das heißt: Wenn er mittel- bis langfristig höhere Kurse erwartet, stellt er sich gegen den Trend.

Wenn eine Aktie stark gefallen ist, hat das seine Gründe, etwa eine schlechte konjunkturelle Entwicklung. Weil viele aussteigen und nur wenige kaufen wollen, dreht sich die Spirale sehr stark nach unten, oft zu stark. Ist ein gewisses Maß unterschritten, beginnt Kleinschmidt zu kaufen. Auf den schnellen Dollar ist er nicht aus: Er hält die Aktien im Schnitt länger als fünf Jahre. Mit gutem Grund: "Wenn man sich auf Firmen mit einer guten Bilanz konzentriert, spielt die Zeit für einen", sagt Kleinschmidt.

Im Moment macht er sich bei Rohstofffirmen auf die Suche. "Die Preise vieler Rohstoffe haben erheblich an Wert verloren", sagt der erfahrene Investor. Grund seien die nachlassende Nachfrage aus China und eine Überproduktion, die in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde. Doch wenn, wie in vielen Fällen zu beobachten sei, die Preise unter die variablen Produktionskosten fallen, sei die Trendwende meist eingeläutet. "Wer wartet, bis die Rohstoffpreise wieder steigen, kommt meist zu spät. Die Aktien bewegen sich schon vorher", beobachtet Kleinschmidt.

Alcoa liegt am Boden



Noch nicht viel hat sich bisher bei der Aktie von Alcoa getan, die Kleinschmidt für seinen Fonds kauft. Der Wert hat in Dollar gerechnet innerhalb eines Jahres 50 Prozent an Wert verloren und notiert in der Nähe mehrjähriger Tiefstkurse. Das Unternehmen, das der ehemalige Siemens-Chef Klaus Kleinfeld führt, ist drittgrößter Produzent von Aluminium weltweit und gilt als sehr effizient. Im Moment ist hier wegen niedriger Aluminiumpreise nichts zu gewinnen. Allerdings hat Alcoa den florierenden Bereich Metallverarbeitung aufgebaut. Und der leidet nicht unter den niedrigen Preisen. Die Sparte stellt Produkte für die Automobil- und Flugzeugindustrie her. Immer mehr Anwendungen sorgen dafür, dass die Verarbeitungsabteilung wächst und ordentlich verdient. Bei einem Umsatz von 13,5 Milliarden Dollar bleiben unterm Strich rund eine Milliarde Dollar übrig.

2016 wird Alcoa die Metallverarbeitung in eine eigene Gesellschaft überführen und an die Aktionäre abspalten. Dann könnte sich Kleinschmidts Investment bereits auszahlen. Der Wert der Sparte könnte höher sein als die aktuelle Marktkapitalisierung von Alcoa. So glaubt etwa der ebenfalls engagierte Hedgefonds Elliott Management um Aktivist Paul Singer, dass der Bereich umgerechnet fast zehn Euro pro Aktie wert sein kann. Stimmt diese Kalkulation, gäbe es das Aluminiumgeschäft gratis dazu - ein Deal ganz dem Geschmack eines jeden Value-Investors.