Die zugespitzte Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande hatte an der Hongkonger Börse bereits zu schweren Verlusten geführt. Zuletzt hatten mehrere Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit von Evergrande weiter heruntergestuft und vor Zahlungsausfällen gewarnt. Marktexperten sahen bei den Anlegern in Europa nun große Sorgen, dass die Krise des China-Konzerns weitere Kreise zieht.
Mit diesen Befürchtungen und dem starken US-Dollar erklärte der Commerzbank-Rohstoffexperte Daniel Briesemann den Rutsch der Metallpreise zu Wochenbeginn. "Der Bausektor ist einer der größten Nachfrager nach Industriemetallen wie Kupfer und Aluminium sowie nach Stahl", so Briesemann. Der Dollar wiederum profitiere von der Erwartung der Anleger, dass die US-Notenbank in dieser Woche Signale für eine Rückführung der Anleihekäufe (Tapering) senden und sie im November dann beschließen wird.
Neben dem Risiko einer restriktiveren Haltung der Notenbanken habe die größere Verwundbarkeit der Konjunktur in China die Lage insgesamt verkompliziert, hieß es bei der Baader Bank. Auch mit Blick auf die Verluste der Finanzwerte wurde eine direkte Linie in die Volksrepublik gezogen: "Die Angst vor einer nächsten Immobilienkrise ist zurzeit groß", so Christian Henke vom Broker IG. Neil Wilson von Markets.com versuchte allerdings zu beruhigen: Er sehe derzeit keine Lehman-Wiederholung. Die Insolvenz der US-Investmentbank im Jahr 2008 hatte sich zu einer globalen Finanzkrise ausgeweitet.
Wilson zufolge hielten sich die Anleger derzeit aber zurück und nutzten den Rückschlag am Markt erst einmal nicht zum Wiedereinstieg - wie zuletzt regelmäßig gesehen. Dafür verantwortlich seien die bevorstehenden geldpolitischen Signale der US-Notenbank.
dpa-AFX