Die hohen Energiepreise sorgen bei dem Versorger RWE für gute Zahlen. So hebt der DAX-Konzern seine Prognose für das laufende Jahr an. Die Essener erwarten demnach ein bereinigtes Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 3,6 bis vier Milliarden Euro. Bislang hatte RWE mit 3,3 bis 3,6 Milliarden Euro gerechnet. 2021 hatte RWE den vorläufigen Zahlen zufolge ein Ebitda von 3,7 Milliarden Euro erzielt. "Mit unserem technologisch und geografisch diversifizierten Portfolio steht RWE für zuverlässige Stromerzeugung", sagte Finanzchef Michael Müller. "In einem dynamischen Marktumfeld können wir höhere Erzeugungsmargen erzielen."

Insbesondere im Geschäft mit Wasser, Biomasse und Gas, das von den stark anziehenden Gaspreisen profitiert, hebt der Vorstand die Ziele an. Nach bisher 550 bis 650 Millionen Euro rechnet RWE hier nun mit einem bereinigten Ebitda von 700 bis 900 Millionen Euro. Bei den Kohle- und Kernkraftwerken treiben die steigenden Strompreise die Erwartungen. Der DAX-Konzern peilt hier nun ein Ergebnis von 650 bis 750 Millionen Euro nach bislang 550 bis 650 Millionen an. Die Gewinne in den Segmenten Wind- und Solarenergie dürften etwas besser als bislang erwartet ausfallen.

Jefferies-Analyst Ahmed Farman lobte in seiner Studie, dass die anspruchsvolleren Ziele vor allem mit den Geschäften im Bereich Wasserstoff, Biomasse und Gas in Zusammenhang stünden. Hier liegt ein neuer Schwerpunkt des Energiekonzerns, der sich strategisch auf erneuerbare Energien fokussiert. In diesen drei Bereichen erwirtschafte RWE im derzeit volatilen und von hohen Preisen bestimmten Marktumfeld bei der Stromerzeugung höhere Margen, lobte der Experte.

Gewinn und Dividende steigen


Der Nettogewinn könnte der neuen Prognose zufolge steigen: Nach den 1,6 Milliarden aus dem Jahr 2021 peilt RWE nun ein Ergebnis zwischen 1,3 und 1,7 Milliarden Euro anstatt der bisher erwarteten 1,1 bis 1,4 Milliarden Euro an.

Für 2022 will der DAX-Konzern eine Dividende von 90 Cent je Aktie ausschütten - genau die gleiche Höhe, die der Konzern für 2021 vorgeschlagen hat. Die ausführlichen Zahlen von 2021 legt RWE am 15. März vor.

Händler sprachen in ersten Reaktionen von einer optimistischen Prognose, die ein gutes Stück über der Markterwartung liege.

RWE-Aufsichtsratschef stellt sich hinter Vorstand

RWE hat sich in den vergangenen Jahren vom Atom- und Kohle-Dino zu einem der größten Ökostromerzeuger Europas gewandelt. Dennoch hat der Investor Enkraft eine Diskussion über die Strategie losgetreten und pocht auf eine Abspaltung des Kohlegeschäfts. Enkraft-Geschäftsführer Benedikt Kormaier hatte die Qualifikation von Mitgliedern des Aufsichtsrats in Frage gestellt und auch den Vorstand um RWE-Chef Markus Krebber erneut scharf kritisiert.

RWE-Aufsichtsratschef Werner Brandt wies die Kritik in einem Schreiben, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, zurück. "Zusammenfassend möchte ich festhalten, dass der gesamte Aufsichtsrat geschlossen hinter der Strategie und dem Vorgehen des Vorstands steht", hieß es in dem Brief. Enkraft hatte im vergangenen Jahr erklärt, mehr als 500.000 Aktien des Versorgers zu halten.

Einschätzung zur RWE-Aktie


Die RWE-Aktie kletterte am Donnerstag nach Veröffentlichung der Prognose-Anhebung zeitweise um mehr als fünf Prozent auf 38,78 Euro. Das war der höchste Stand seit knapp elf Jahren.

In diesem Jahr hat der Kurs bereits um etwa acht Prozent zugelegt, während der Dax bislang drei Prozent verloren hat. Erst Ende Januar hatten starke Zahlen für das vergangene Jahr dem Kurs Schub gegeben. Seit dem Zwischentief im Sommer 2021 stieg der Kurs um rund 35 Prozent. Bis zum Rekord aus dem Jahr 2008 ist es aber noch ein weiter Weg: Damals war die RWE-Aktie vor dem Börsencrash durch die Finanzkrise in der Spitze knapp über 100 Euro gehandelt worden.

Die Aussichten für RWE sind indes vielversprechend. Das anhaltend hohe Niveau der Strompreise dürfte für weiter steigende Gewinne sorgen. RWE setzt außerdem auf grüne Energien, baut das Geschäft mit Wind, Sonne, Speicher und Wasserstoff aus. Das dürfte auch in Zukunft Geld in die Kasse spülen.

Empfehlung: Kaufen.

fh/rtr/dpa-AFX