Ein Risiko für den RWE-Kurs machte die Analystin Tanja Markloff von der Commerzbank in den laufenden Koalitionsgesprächen von CDU/CSU, FDP und Grünen aus. Eine Reduzierung der CO2-Emissionen als Ergebnis dieser Verhandlungen könne das Unternehmen belasten, denn es erzeuge mit Braunkohlekraftwerken CO2-emissionsträchtigen Strom.
Für das laufende Jahr prognostiziert RWE für das Segment Braunkohle und Kernenergie einen operativen Gewinn deutlich unter dem des Vorjahres, als dessen bereinigtes Ebitda noch mehr als eine Milliarde Euro betragen hatte. Das entsprach etwa einem Fünftel des Konzerngewinns. Für die Segmente Stromerzeugung und Energiehandel sowie die Beteiligung Innogy ist RWE deutlich optimistischer gestimmt.
Analysten hatten in den vergangenen Wochen immer wieder auf dieses politische Risiko hingewiesen. RWE-Finanzchef Markus Krebber mahnte am Dienstag angesichts der Koalitionsverhandlungen die Partner des angestrebten Jamaika-Bündnisses, die Ziele Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit bei ihrer Energiepolitik gleichrangig zu verfolgen.
Operativ habe RWE in den Monaten Januar bis September vor allem vom wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrten Energiehandel profitiert, schrieb Commerzbank-Expertin Markloff. Aber auch für die Stromerzeugung habe sich das Umfeld jüngst verbessert, argumentierte die Analystin. Die Erholung der Strompreise im Großhandel in den vergangenen Monaten dürfte RWE mittelfristig demnach zugute kommen. Seit Mitte Mai ist der Preis für Stromterminkontrakte an der Leipziger Energiebörse EEX von 29 auf zuletzt fast 38 Euro stark gestiegen. Markloff rät angesichts ihres Kursziels von 17,70 Euro - das sind fast 20 Prozent weniger als der aktuelle Aktienkurs - gleichwohl zum Reduzieren der Papiere./bek/tav/oca
dpa-AFX