"Die Bestätigung über die Freigabe liegt uns vor", sagte ein Sprecher des in Luxemburg ansässigen Käufer-Konsortiums "LetterOne". Dies hatte die Nachrichtenagentur Reuters bereits zuvor von Insidern erfahren. Für den hoch verschuldeten Versorger RWE ist die fünf Milliarden Euro schwere Transaktion von großer Bedeutung.

RWE kündigte an, den Prozess planmäßig weiter zu verfolgen. Vorstandschef Peter Terium will den Deal bis Ende des Jahres über die Bühne bringen. Ganz durch ist dieser aber noch nicht. "Es stehen noch die Genehmigungen aus mehreren Ländern aus", sagte eine RWE-Sprecherin. Nähere Angaben machte der Konzern dazu nicht. Dea ist in über einem Dutzend Ländern aktiv, darunter neben Deutschland Großbritannien, Norwegen, Dänemark und Ägypten. Die Prüfung durch die Bundesregierung galt jedoch als größte politische Hürde. Die Regierung habe keine Bedenken, sagte Staatssekretär Kapferer. Sie sehe weder eine Gefahr für die Energieversorgung noch für Sicherheit und Ordnung.

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RWE WILL MIT VERKAUF KASSE FÜLLEN UND INVESTITIONEN SPAREN

Die Bundesregierung hat bei derartigen Transaktionen nach dem Außenwirtschaftsgesetz ein Mitspracherecht. Das Wirtschaftsministerium kann einen Kauf untersagen oder Anordnungen erlassen, um "die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu gewährleisten". Allerdings muss dafür eine "tatsächliche und hinreichend schwere Gefährdung" vorliegen, die "ein Grundinteresse der Gesellschaft berührt". Die 2008 eingeführte gesetzliche Regelung wurde bisher nie angewendet. Die EU-Kommission hatte den Verkauf von Dea im Juli aus wettbewerbsrechtlicher Sicht genehmigt.

Dea mit Sitz in Hamburg hält Anteile an rund 190 Öl- und Gaslizenzen in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika. 2013 fuhren die rund 1500 Beschäftigten einen Betriebsgewinn von gut 500 Millionen Euro ein - etwa ein Zehntel des Konzernergebnisses. RWE will mit dem Verkauf der Tochter nicht nur die klamme Kasse füllen, sondern auch weitere Investitionen in das kapitalintensive Geschäft der Öl- und Gasförderung vermeiden.

LetterOne wurde 2013 gegründet. Deren Sparte L1 Energy investiert in das Energiegeschäft, und LetterOne Telecom in die Telekombranche. Fridman hatte L1 Energy 2013 zusammen mit dem russischen Milliardär German Khan aufgelegt, um 20 Milliarden Dollar (14,4 Milliarden Euro) in weltweite Öl- und Gasprojekte zu pumpen.

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KRITIK AN VERKAUF INMITTEN DER UKRAINE-KRISE

Der im Frühjahr bekannt gewordene 5,1 Milliarden Euro schwere Verkauf ist wegen der Rolle Russlands in der Ukraine-Krise politisch umstritten. So hatte Grünen-Chef Cem Özdemir kritisiert, Fridman bekomme damit Zugriff auf strategische Erdgas- und Ölvorräte. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen (CDU), hatte moniert, das Geschäft passe "jetzt nicht in die Landschaft".

RWE will mit dem Verkauf die Schulden von rund 31 Milliarden Euro auf 26 Milliarden Euro senken. Der Konzern hat sich wie der Konkurrent E.ON in den vergangenen Jahren von einer Reihe von Beteiligungen getrennt und damit mehrere Milliarden Euro eingenommen. Die Liste der größeren Beteiligungsverkäufe hat Terium mit Dea aber weitgehend abgearbeitet. Auch das Grundproblem von RWE ist mit dem Verkauf nicht gelöst - die Ertragsschwäche in der Stromerzeugung. Die Kohle- und Gaskraftwerke werden von den wachsenden Solar- und Windkraftanlagen aus dem Markt gedrängt. Zugleich purzeln die Großhandelspreise. Im ersten Halbjahr dieses Jahres war das betriebliche Ergebnis des Versorgers um 40 Prozent eingebrochen.

Reuters