Schon im September könnte die Europäische Union ihre Zustimmung für die im März 2018 vereinbarte Transaktion zwischen RWE und Eon geben. Die sieht vor, dass Eon die RWE-Tochter Innogy komplett übernimmt. RWE erhält das Geschäft mit erneuerbaren Energien und beteiligt sich zudem mit 16,67 Prozent an Eon. Vor allem RWE-Aktien könnten davon profitieren.

Der Essener Konzern hat schon in der alten Aufstellung gute Zahlen gemeldet. Das Betriebsergebnis ohne den Anteil von Innogy ist von 1,14 Milliarden Euro auf 1,372 Milliarden Euro gesprungen. RWE hat sein Gewinnziel für 2019 deutlich angehoben. Auch der Ausblick für die Dividende wird von 70 auf 80 Cent erhöht. Auf die Transaktion mit Eon ist RWE vorbereitet. "Der Rahmen für die künftige RWE Renewables ist definiert" sagt Vorstands­chef Rolf Martin Schmitz. Die Integration sei im Rahmen der kartellrechtlichen Möglichkeiten vorbereitet.

Klar ist auf jeden Fall: Fällt der Startschuss, wird RWE aus dem Stand zum zweitgrößten Offshore-Windkraftbetreiber und zu einem global führenden Erzeuger von erneuerbaren Energien. Das sollte Folgen für die Bewertung der Aktie haben. Wird die Erzeugungskapazität Ende 2018 als Maßstab genommen, wird die neue RWE einen Anteil von über 60 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen haben. Das werden Investoren kaum ignorieren können. Viele meiden aktuell die Aktie wegen des Braunkohlegeschäfts. Das wird sich ändern. Und es gibt einen weiteren Hebel für die Aktie. Die Bundesregierung wird nach der Sommerpause eine Neuregelung wegen des CO2-Ausstoßes auf den Weg bringen. Die Blaupause dürften die Vorschläge der Kohlekommission sein. Eine Kompensation zu marktgerechten Bedingungen würde den Umbau von RWE beschleunigen.

Mehr als die Summe der einzelnen Teile


Dass sich die Aktie trotz des Anstiegs zuletzt noch unter Wert schlägt, zeigt eine Betrachtung der Einzelteile. Werden auf erneuerbare Quellen markt­übliche Multiplikatoren angesetzt, bleiben die konventionellen Kapazitäten mit einem negativen Wert in Milliardenhöhe übrig. Das ist sicherlich nicht gerechtfertigt, wie etwa auch der Blick auf Uniper belegt. Hier könnte allein eine erneute Aufspaltung des Konzerns nach dem Eon-­Deal noch einmal Werte heben.

Weil der Wert von Erzeugungskapazitäten im Moment wohl noch unterschätzt wird, hat die Aktie einiges Potenzial. BÖRSE ONLINE stuft sie mit "Kaufen" ein. Allerdings gibt es Risiken. So könnte der Deal mit Eon scheitern. Es besteht zudem die Gefahr, dass RWE, anders als dies vom Management erwartet wird, noch für Altlasten geradestehen muss. Anleger beachten deshalb den Stoppkurs.