Der DAX hat es nach einer zuvor mehrmonatigen Verschnaufpause zum Ende der Vorwoche endlich wieder geschafft, neue Bestmarken aufzustellen. In der laufenden Woche setzt der deutsche Leitindex seine wiederaufgenommene Rekordjagd bisher fort. Jedenfalls ist er zur Wochenmitte mit einem weiteren neuen Hoch aus dem Handel gegangen.

Ob der DAX inmitten der gerade wieder neu aufgeflammten Inflationsängste seinen Gipfelsturm kurzfristig gesehen fortsetzen kann, bleibt abzuwarten. Das nachrichtliche Umfeld auf der Mikroebene war zuletzt aber vorteilhaft und hat dabei geholfen, den Dax wieder nach oben zu hieven.

Gemeint ist damit die Tatsache, dass in der noch laufenden Berichtssaison für das dritte Quartal 2021 bisher erneut eine Mehrzahl der Unternehmen aus DAX und MDAX die Erwartungen der Analysten übertroffen haben. Zum Ende der Vorwoche hatten aus dem DAX bereits 26 Unternehmen berichtet. 11 von ihnen (42 Prozent) übertrafen laut Commerzbank die Markterwartungen und nur vier Unternehmen (15 Prozent) verfehlten diese. Eine solche Ergebnisverteilung ist deutlich besser als im langfristigen Durchschnitt.

Beim MDAX lautet die Zwischenbilanz, dass 18 von 31 Unternehmen (58 Prozent) besser abgeschnitten haben als vom Markt erwartet, während nur vier Unternehmen (13 Prozent) die Erwartungen enttäuschten. Auch dies ist deutlich besser als im langfristigen Durchschnitt und als in vergangenen Berichtsperioden für das dritte Quartal, so die Commerzbank.

Wie die Analysten weiter ausführen, haben zudem einige Unternehmen (DAX: 13, MDAX 10, SDAX: 8) ihre Ertragserwartungen für das laufende Geschäftsjahr angehoben. In dieser Woche hat sich der Berichtsreigen weiter schnell gedreht. Zu jenen Unternehmen, die in den vergangenen Tagen ihre Zahlen für das abgelaufene Quartal vorgelegt haben, zählen aus dem DAX Siemens Energy, Bayer und Allianz.

Wir nehmen das zum Anlass, um die präsentierten Ergebnisse auch mit Hilfe von Analysteneinschätzungen näher zu begutachten. Zudem schauen wir nachfolgend im Rahmen unseres Anlagechecks für dieses Trio auf deren Bewertungen und Chartbilder.

Allianz-Aktie



Der Kurs der Allianz-Aktien reagierte am Mittwoch auf die da vorlegten Ergebnisse für das dritte Quartal mit einem Tagesplus von 0,96 Prozent auf 205,25 Euro. Das ist der Titel zur Wochenmitte etwas stärker gestiegen als der DAX, der gleichzeitig um 0,17 Prozent vorwärtskam.

Geschäftlich gesehen sprechen wir bei Allianz SE bekanntlich von einem der global führenden Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen, das in über 70 Ländern 83 Millionen Kunden betreut. In Deutschland ist man dabei Marktführer. Das Geschäft gliedert sich in drei Kerngeschäftsfelder: Schaden- und Unfallversicherung, Lebens- und Krankenversicherung sowie Asset Management.

Aktueller Geschäftsgang: Die Quartalszahlen der Allianz im dritten Quartal 2021 fielen insgesamt etwas besser als vom Markt erwartet aus, wobei alle drei Sparten hierzu beitrugen. Die verdienten Nettoprämien kletterten im Vergleich zum Vorjahresquartal um vier Prozent auf 19,2 Milliarden Euro und das Nettoergebnis legte um zwei Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zu (Analystenkonsens: 2,0 Milliarden Euro laut Landesbank Baden-Württemberg). Das operative Ergebnis stieg um elf Prozent auf 3,2 Milliarden Euro (Konsens: 3,1 Milliarden Euro).

Den Ausblick hob der Vorstand für das operative Ergebnis im laufenden Jahr minimal an. Man erwartet nun ein Ergebnis am oberen Ende des Korridors von zwölf Milliarden Euro (+/- eine Milliarden Euro). Zuvor war ein Wert in der oberen Hälfte des Korridors avisiert worden. Nach neun Monaten wurden davon bereits 9,9 Milliarden Euro erreicht.

Einziger Wermutstropfen stellt nach Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg im Grunde die Solvency-II-Quote des Konzerns dar. Sie verbesserte sich im abgelaufenen Quartal zwar von 206 Prozent auf 207 Prozent, verfehlte damit aber die Konsensprognose von 211 Prozent.

Analystenstimmen: Auch aus der Sicht der Commerzbank waren die Drittquartalsergebnisse der Allianz besser als erwartet. Die zuständigen Analysten bestätigten eine mit einem Kursziel von 250,00 Euro versehene Kaufempfehlung. Zur Begründung heißt es, mit einem geschätzten KGV von 9,1 für 2022 auf Basis der hauseigenen Schätzungen sei der Titel attraktiv bewertet.

Die Landesbank Baden-Württemberg ist in dieser Hinsicht allerdings der Meinung, dass die Allianz-Aktien gemessen an gängigen Kennzahlen (wie erwartete Gewinne, Dividende, Substanzwert) im Schnitt eher höher bewertet ist als die europäische Konkurrenz. Angesichts der Qualität des Unternehmens und seinen Aussichten stufen aber auch die dortigen Analysten den Titel unverändert mit Kaufen ein, wobei das Kursziel 230,00 Euro beträgt.

Gleichzeitig erinnert man aber auch daran, dass bei der Allianz der Ausblick überschattet wird von den Verlusten institutioneller Anleger durch Structured-Alpha-Fonds der US-Fondstöchter (vor allem AllianzGI). Gemäß Presseberichten summierten sich die vorgebrachten Schadenersatz-Klagen auf sechs Milliarden Dollar. Die DZ Bank spricht in diesem Zusammenhang von kaum kalkulierbaren, aber voraussichtlich extrem teuren Rechtsstreitigkeiten in den USA. Den fairen Wert hat man inklusive eines die erhöhte Unsicherheit reflektierenden, pauschalen Risikoabschlags von zehn Prozent aber trotzdem in Reaktion auf die vorgelegten Ergebnisse um zehn Euro auf 240,00 Euro erhöht.

Im Rahmen einer Stärken-Schwäche-Analyse listet auch Raiffeisen Research die rechtlichen Risiken aus den Structured-Alpha-Fonds als Problem ein. Negativ Erwähnung finden zudem das die Kapitalerträge belastende Niedrigzinsumfeld, hohe Garantiezinsen bei Bestandsverträgen in der Lebensversicherung, die auf die Margen drücken sowie die Verlagerung hin zu passivem Management bei Veranlagungen.

Als Stärken bezeichnet man dagegen die als stark bezeichnete globale Marktstellung, den attraktiven Kapitalrückfluss an die Anteilseigner in der Form von Dividenden und Aktienrückkäufen. Lob gibt es außerdem für eine solide Kapitalausstattung sowie für eine sehr gute geografische und regionale Diversifikation.

Bewertung: Die Bewertung der Allianz ist aus unserer Sicht gemessen am aktuellen Ergebnisniveau als moderat einzustufen, Denn wie der unten abgebildete Analystenkonsens zeigt, rechnet man für das Geschäftsjahr 2021 mit einem Gewinn je Aktie von 20,73 Euro, woraus sich ein überschaubares geschätztes KGV von unter zehn ergibt.

Hinzu kommt eine erwartete Dividendenzahlung für das laufende Geschäftsjahr von 10,28 Euro je Aktie. Das wäre gleichbedeutend mit einer geschätzten Dividendenrendite von rund fünf Prozent gemessen am Schlusskurs vom Mittwoch. Im Niedrigzinsumfeld ist das als attraktiv einzuschätzen.



Charttechnik: Der Kurs der Allianz-Aktien hat sich jüngst zwar etwas erholt, das ändert aber nichts daran, dass die Notiz unter dem Strich nun schon seit November 2017 in einem Seitwärtstrend steckt.

Die obere und untere Begrenzung der dabei ausgebildeten Spanne bewegen sich zwischen dem am 18. Marz 2020 aufgestellten Zwischentief von 119,00 Euro und dem am 17. Februar 2020 bei 232,00 markierten Zwischenhoch. Die Ausgangslage ist somit klar, denn es ist so, dass sich wirklich nachhaltige charttechnische Signale im Grunde genommen erst bei einem Ausbruch über diese genannten Marken nach unten oder nach oben hin ergeben.



Bayer-Aktie



Auf die am Mittwoch vorgelegten Geschäftszahlen reagierte der Aktienkurs von Bayer mit einem Tagesplus von 0,99 Prozent auf 51,25 Euro. Folglich schnitt auch dieses DAX-Mitglied zur Wochenmitte etwas besser ab als der Index selbst mit plus 0,17 Prozent.

Hinter dem Firmennamen steckt ein global tätiger Gesundheitskonzern sowie der weltweit führende Anbieter in der Agrarwirtschaft. Das Geschäft teilt sich in die Segmente Pharmaceuticals (verschreibungspflichtige Medikamente), Consumer Health (rezeptfreie Gesundheitsprodukte), Animal Health (Tiergesundheit) und Crop Science (Saatgut & Pflanzenschutz). Zudem hält Bayer einen Minderheitsanteil an dem börsennotierten Spezialchemieunternehmen Covestro.

Aktueller Geschäftsgang: Das Zahlenwerk für das dritte Quartal (Q3) 2021 übertraf umsatz- und ergebnisseitig die Erwartungen. Der Umsatz und das bereinigte EBITDA profitierten laut Independent Research von Mengen- und Preissteigerungen bei Saatgut, einer höheren Nachfrage nach rezeptfreien Gesundheitsprodukten sowie von der Erholung von der COVID-19-Pandemie.

Das berichtete Ergebnis wurde, im Vergleich zum Vorjahresquartal, von geringeren Sonderaufwendungen in Zusammenhang mit Glyphosat und Restrukturierungsmaßnahmen belastet und war positiv. Auf Basis der Wechselkurse von Ende September geht Bayer weiterhin von einem Umsatz von rund 43 Milliarden Euro aus (organisches Wachstum sieben Prozent, bisher: sechs Prozent). Für die angepasste EBITDA-Marge werden jetzt rund 25,5 Prozent angepeilt (bisher: 25,0 Prozent).

Bayer hat die Vorhersage für 2021 (fortgeführte Aktivitäten) umsatzseitig bestätigt und ergebnisseitig leicht erhöht. Im Falle eines Urteils zu Bayers Gunsten, würden die Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat in den USA weitgehend beendet werden. Da die Annahme des Antrags durch den Supreme Court aber nicht sicher ist, bleiben die finanziellen Risiken aus Rechtsstreitigkeiten bestehen und können sich aus Sicht von Independent Research weiter erhöhen.

Analystenstimmen: Für die Analysten der Deutschen Bank hat Bayer endlich das geliefert, worauf der Markt lange gewartet hat: ein sauberes und starkes Quartalsergebnis und eine weitere Prognoseerhöhung. Die mit einem Kursziel von 66,00 Euro versehene Kaufempfehlung bekräftigte das Institut.

Die Credit Suisse erhöhte ihr Kursziel um zwei Euro auf 57,00 Euro, blieb aber bei ihrem Halten-Anlageurteil, wobei die Vorgabe einen Konglomeratsabschlag von zehn Prozent beinhaltet.

Zur Anlagestory aus der Sicht der Schweizer Großbank heißt es, Bayer sei ein stark diversifiziertes Unternehmen von hoher Qualität. Das Unternehmen verfüge über eine weltweit führende Crop-Science-Sparte und eine große Pharma-Sparte sowie ein kleines, aber globales Consumer-Health-Geschäft. Xarelto und Eylea seien in den vergangenen Jahren Wachstumsmotoren gewesen, auch wenn bei beiden der Patentschutz bald auslaufe, bei Eyela ab 2022 und bei Xarelto in einigen wichtigen Märkten ab 2024. Das Unternehmen verfüge über eine begrenzte Pharma-Pipeline, aber eine vielversprechende Crop-Science-Pipeline.

Auch die Landesbank Baden-Württemberg erhöhte ihr Kursziel um zwei Euro auf 62,00 Euro. Aufgrund der guten Positionierung in den tendenziell wenig konjunktursensitiven Bereichen Gesundheit und Landwirtschaft bestätigen die Analysten trotz der bestehenden Unsicherheiten wie jene rund um die erwähnten Glyphosat-Klagen eine bestehende Kaufempfehlung.

Bei einer Begutachtung der Stärken und Schwäche der Gesellschaft hebt Independent Research das wenig konjunktursensitive Life Science-Geschäft ebenso als positiv hervor wie den margenstarken Pharmabereich. Vorteilhaft seien auch führende Positionen in den einzelnen Segmenten sowie eine hohe Bekanntheit und eine starke Marke.

Negativ wertet man dagegen die Abhängigkeit von Zyklen im Agar-Geschäft, hohe politische und regulatorische Abhängigkeiten, Nachholbedarf bei der Medikamenten-Entwicklung und anhaltende Schwierigkeiten im Agrar-Markt.

Bewertung: Bei Bayer bewegt sich die Schätzung des Analystenkonsens zum Ergebnis je Aktie für 2021 bei 6,14 Euro. Das ist zwar etwas weniger als im Vorjahr, trotzdem ergibt sich gemessen daran nur ein einstelliges KGV, was ein sehr niedriger Multiplikator ist. Und es könnte noch günstiger werden, da Analysten für 2022 und 2023 mit steigenden Ergebnissen rechnen. Bei der Dividendenzahlung geht man für das laufende Jahr von einer Ausschüttung von 1,98 Euro je Aktie aus. Daraus ergibt sich basierend auf dem aktuellen Kurs eine Rendite von 3,86 Prozent, was durchaus ansehnlich ist. Und auch hier kann es künftig noch besser werden, weil der Analystenkonsens für 2022 und 2023 von höheren Zahlungen ausgeht.



Charttechnik: Bei Bayer fühlten sich Langfrist-Anleger von März 2003 bis April 2015 vermutlich wie im siebten Himmel. Stieg damals doch der Kurs ihrer Aktien von 9,93 Euro auf 143,88 Euro. Doch anschließend war der Ofen aus und die Notiz schaltete vom Vorwärts- in den Rückwärtsgang.

Einen tragfähigen Boden fand der Kurs erst wieder Ende Oktober 2020 bei 40,36 Euro. Seit Mitte September hat der Wert von 45,21 Euro auf aktuell gültige 51,25 Euro zugelegt. Ein Ausbruch nach oben aus dem in den Jahren zuvor ausgebildeten Abwärtstrend lässt aber noch auf sich warten.



Siemens Energy-Aktie



Auch Siemens Energy meldete sich an diesem Mittwoch mit neuen Zahlen zu Wort. Der Markt reagierte darauf mit einem Tagesplus von 3,54 Prozent auf 25,45 Euro., so dass dieser DAX-Vertreter den Index zur Wochenmitte deutlich abgehängt hat.

Die DZ Bank bezeichnet Siemens Energy als einen Energie-Technologieanbieter entlang der gesamten EnergieWertschöpfungskette für konventionelle Kraftwerke & Energieübertragung (ehemals "Siemens Gas & Power") sowie erneuerbare Energien (67 Prozent Anteil an gelistetem Windkraftanlagenbauer "Siemens Gamesa"). Der ehemalige Mutterkonzern "Siemens AG" hält aktuell noch einen Anteil von 35 Prozent (der Siemens Pensionsfonds hält weniger als zehn Prozent),

Aktueller Geschäftsgang: Der erwähnte klare Kursanstieg am Mittwoch überrascht insofern auf den ersten Blick etwas, als die Probleme der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa sowie die anhaltende Restrukturierung in der Energietechnik Siemens Energy im vergangenen Geschäftsjahr belastet haben. So schrieb das Unternehmen sowohl im vierten Quartal (Ende September) als auch im Gesamtjahr rote Zahlen. Dennoch will Siemens Energy im ersten vollständigen Jahr seines Bestehens den Aktionären eine kleine Dividende von 0,10 Euro je Aktie zahlen, nachdem es im vergangenen Geschäftsjahr keine Ausschüttung gegeben hatte, berichtete die Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Konzernchef Christian Bruch zeigte sich laut der Agenturmeldung trotz allem zufrieden mit dem abgelaufenen Jahr - insbesondere mit dem verbesserten operativen Ergebnis in der Sparte Gas and Power. Dass der Konzern am Ende immer noch Verlust mache, liege neben den bekannten Problemen im Onshore-Geschäft von Siemens Gamesa aber vor allem an den Restrukturierungsmaßnahmen. Die Auftragseingänge stiegen im Übrigen in den Monaten Juli bis September um fast ein Drittel auf rund 9,1 Milliarden Euro.

Für das neue Geschäftsjahr geht Siemens Energy zumindest von einer Abschwächung des vergleichbaren Umsatzwachstums aus, das bei minus einem bis plus drei Prozent liegen dürfte - nach sechs Prozent Plus im Vorjahr. Die bereinigte Ebita-Marge soll auf drei bis fünf Prozent steigen. Unter dem Strich will man weiter in Richtung Gewinnzone begeben, ob am Ende schwarze Zahlen herausspringen, lässt die Prognose aber offen.

Analystenstimmen: Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für Siemens Energy nach dem präsentierten Zahlenwert auf Kaufen mit einem Kursziel von 34,80 Euro belassen. Der Ausblick der Essener für 2022 sei verglichen mit den Markterwartungen etwas mau, zitiert die Nachrichtenagentur Dow Jones den zuständigen Analysten Ajay Patel. Die jüngste Kursschwäche könnte Enttäuschungen jedoch bereits vorweggenommen haben.

Die US-Bank JPMorgan hob ihrerseits das Kursziel von 26 auf 28 Euro an, behielt aber eine neutrale Einstufung bei. Grund für das neue Kursziel ist der seit seiner letzten Aktualisierung höhere Aktienkurs von Siemens Gamesa, schrieb Analyst Andreas Willi laut Dow Jones in einer Einschätzung. Die Rendite auf den freien Cashflow lasse aber zu wünschen übrig.

Für die Berenberg Bank ist die Entwicklung des Bereichs Gas & Strom von Siemens Energy im vierten Geschäftsjahresquartal sehr solide verlaufen. Dieses Segment stehe für zwei Drittel des Konzernumsatzes. Das Unternehmen plane eine Dividende von 0,10 Euro, die zwar gering ausfalle, aber eine ermutigende Entwicklung darstelle und die gute Liquiditätsentwicklung abbilde.

Die Ziele für das Nettoumlaufvermögen 2023 schienen zwei Jahre vor Plan erfüllt zu werden. Die mittelfristigen Rahmenbedingungen blieben weitgehend unverändert, obwohl die Zeitplanung für die Neuordnung bei Siemens Gamesa verlängert worden sei. Die Analysten werten dies positiv für Siemens Energy und die implizierte Bewertung ohne Siemens Gamesa. Eine Kaufempfehlung hat man mit einem unveränderten Kursziel von 34,00 Euro verbunden.

Die DZ Bank wittert ganz allgemein bei Siemens Energy Chancen durch den Strukturwandel der Energieerzeugung (Elektrifizierung & Dezentralisierung, Dekarbonisierung, Digitalisierung). Zudem seien die für das Geschäft wesentlichen Gasturbinen eine Brückentechnologie in Richtung erneuerbarer Technologien. Positiv sei auch, dass die Gesellschaft intern den Fokus auf Restrukturierungen und Kostensenkungen sowie auf etwaige Teilverkäufe gerichtet habe. Denkbar seien auch Synergien wie durch den Netzausbau (Transmission) im Zuge des Siegeszugs der Erneuerbaren Energien (Onshore & Offshore Wind). Darüber hinaus stuft man Wasserstoff als dynamischen mittel- / langfristigen Wachstumstreiber ein.

Im Gegenzug bezeichnen es die Analysten als Schwächen, dass unterschiedliche Sub-Marktentwicklungen interne (Portfolio-) Optimierungserfolge überlagerten und Ölgeschäfte politisch und regulatorisch stärker und zügiger ausgebremst würden. Erwähnung finden auch etwaige Projektrisiken (vor allem - aber nicht nur - beim profitablen Windkraftanlagenbau) sowie negative Implikationen für die Gasturbinen und deren (eigentlich stabilen) Services bei einer schneller als erwarteten Energiewende. Hinzukommen potenzielle Währungs- und Materialkostenrisiken und es gebe auch Coronavirus-Risiko auf der Angebotsseite.

Bewertung: Bei Siemens Energy geht der Analystenkonsens davon aus, dass das Ergebnis je Aktie im Geschäftsjahr 2021/22 ins Positive dreht und 0,76 Euro erreicht. Die Schätzungen für 2022/23 sehen dann sogar 1,32 Euro je Anteilsschein vor. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von gut 19. Angesichts des Chancen-Risiko-Profils stufen ist das nicht unbedingt als sehr günstig einzustufen.

Bei der Dividende rechnen Analysten für 2021/22 und 2022/23 mit Zahlungen von 0,28 Euro bzw. von 0,51 Euro. Die sich daraus ergebenden Renditen nimmt man als Anleger zwar gerne mit, richtig vom Hocker reißen dürften sich aber keinen Investor.



Charttechnik: Mit Blick auf Siemens Energy sei zunächst daran erinnert, dass der erste Kurs für den Titel bei Aufnahme der Börsennotiz Ende September 2020 22,01 Euro betrug. Danach ging es kurz nach unten, bevor die Notiz in den Turbo schaltete und bis Mitte Januar 2021 bis auf 33,70 Euro zulegte, doch dieses Spitzenniveau konnte der Wert nicht halten.

Vielmehr ging es wieder nach unten und offenbar nachhaltigen Halt fand der Titel dann unlängst im Oktober beim Jahrestief von 21,64 Euro. Von diesem Niveau hat sich die Aktie zuletzt spürbar nach oben hin abgesetzt und aktuell schickt sich der Wert sogar an, den zuvor ausgebildeten Abwärtstrend nachhaltig zu überwinden. Das heißt nichts anderes, als dass die Charttechnik ermutigende Signale sendet.