Beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures gab es zudem den kräftigsten Rückschlag seit zwei Monaten zu vermelden. So hat sich in der Woche zum 3. November die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 160.550 auf 153.300 Futures (-4,5 Prozent) reduziert. Während Großspekulanten (Non-Commercials) im Berichtszeitraum optimistischer geworden sind, hat unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) die Skepsis zugenommen. Summa summarum ging es mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten von 59.100 auf 59.300 Kontrakte (+0,4 Prozent) nach oben.

Besonders auffällig: Großspekulanten haben sowohl ihre Long-Seite (minus 4.100 Kontrakte) als auch ihr Short-Engagement (minus 4.800 Futures) signifikant zurückgefahren. Dadurch kletterte deren Netto-Long-Position von 44.600 auf 45.300 Futures (+1,6 Prozent), den höchsten Stand seit 15 Wochen. Kleine Terminspekulanten haben hingegen ihr Short-Exposure stärker aufgestockt als die Long-Seite, wodurch sich deren Netto-Long-Position von 14.500 auf 14.000 Futures (-3,4 Prozent) reduziert hat.

Der Wahlsieg von Joe Biden bescherte dem Silberpreis zunächst einen ausgesprochen positiven Wochenstart, schließlich räumt der Demokrat dem Kampf gegen den Klimawandel - im Gegensatz zu Donald Trump - eine hohe Priorität ein. Da in der Photovoltaikbranche Silber eine große Rolle spielt, war der positive Reflex sehr gut nachvollziehbar. Doch die Freude währte nur kurz. Die Meldung, dass Pfizer und Biontech noch im November die Zulassung ihres Covid-19-Impfstoffs für möglich halten, sorgte dann aufgrund der nachlassenden Risikoaversion zu einer massiven Verkaufswelle. Intraday verzeichnete der Silberpreis Tagesschwankungen von über zehn Prozent. Zudem gilt: Um einen Run der Solarbranche auf Silber tatsächlich auszulösen, sollten die Demokraten die beiden Senatorenposten des Bundesstaats Georgia bei der im Januar anstehenden Wahl unbedingt gewinnen. Dann hätte man nämlich eine Blockademehrheit der Republikaner verhindert. Sollte dies nicht gelingen, dürfte ein Ausbau Erneuerbarer Energien in den USA relativ schwierig werden. Höchstwahrscheinlich wird sich der "kleine Bruder von Gold" weiterhin deutlich wilder bewegen als das gelbe Edelmetall.

Silber-Chart: Achterbahn der Gefühle


Unter charttechnischen Gesichtspunkten deutet derzeit viel auf eine Fortsetzung des Seitwärtstrends hin - allerdings bei starken Schwankungen. Um keinen Verkaufsdruck aufkommen zu lassen, sollte die im Bereich von 23 Dollar angesiedelte Unterstützungszone daher unbedingt verteidigt werden. Den Blick nach oben gerichtet, warten im Bereich von 25 und 27 Dollar signifikante Widerstände. Diese Hürden dürften nicht leicht zu überwinden sein. Aus zwei Gründen sorgt aber ein anderer technischer Indikator für eine positive Grundstimmung: die 200-Tage-Linie. Sie befindet sich einerseits in einem eindeutigen Aufwärtstrend, was in der Chartlehre als Indiz für einen anhaltenden Aufwärtstrend interpretiert wird. Zum anderen ist auch der Umstand positiv zu werden, dass der Silberpreis aktuell signifikant über der langfristigen Durchschnittslinie notiert. Gegenwärtig fällt der Puffer mit über 20 Prozent relativ komfortabel aus. In der Vergangenheit folgte auf ein Verletzen der 200-Tage-Linie zwar nicht zwangsläufig eine länger anhaltende Talfahrt, das Marktsentiment hat sich dadurch aber stets mitunter kräftig eingetrübt. Aktuell verläuft sie bei etwas mehr als 20 Dollar. Da in diesem Bereich keine Unterstützungszonen angesiedelt sind, bestünde hier erhebliche Rückschlaggefahr. Hier finden Sie ETFs auf Gold, Silber, Platin und Palladium: ETF-Finder von Börse online.